Intuit, Old Dominion Freight: Strategiedepot Aktien Konservativ
Update zum Strategiedepot Aktien Konservativ 23.08.2020
In der abgelaufenen Woche wiesen die internationalen Aktienmärkte eine freundliche Tendenz auf. Der MSCI World (Euro)-Index kletterte um + 0,8 %.
Das Thema eines in Europa und vielen Schwellenländern offenbar laufenden Ausbruchs einer 2. Welle der Corona-Pandemie spielte in der letzten Woche auch weiterhin keine Rolle (in Asien und seit 24.07. selbst auch in den USA tägliche Neuinfektionszahlen anhaltend rückläufig, zudem erste Impfstoffzulassungen zeitlich immer näher rückend).
Die Bilanz der Gewinnberichtsperiode in den USA zum 2. Quartal hat sich in der abgelaufenen Woche weiter leicht verbessert. Per 21.08. haben nun 95 % aller S&P 500-Konzerne ihre Quartalszahlen vorgelegt und 82 % (Vorwoche 81 %) von diesen konnten die Nettogewinnerwartungen der Analysten dabei übertreffen. Was jedoch noch wesentlich relevanter ist, als diese im historischen Vergleich von nur 65 % exzellente Gewinnüberraschungsquote, und auch viel eher den fortgesetzten Anstieg der US- und auch globalen Aktienmärkte fundamental erklärt, ist die Tatsache, dass die Analysten nun mittlerweile für 69 % aller S&P 500-Konzerne ihre Gewinnschätzungen für das 3. Quartal weiter angehoben haben, und es nur in 31 % aller Fälle zu einer weiteren Absenkung der Prognosen gekommen ist. Noch per Anfang Juni lagen diese vergleichbaren Anteile noch bei 45 % vs. 55 %, d.h. vor nicht einmal 2 Monaten überwogen die Absenkungen der Analystenprognosen für das 3. Quartal sogar noch. Dieses Bild für das 3. Quartal hat sich geprägt durch den sehr erfreulichen Verlauf der jetzigen Berichtsperiode in den USA also komplett gewandelt.
Gegenüber den USA schneidet die Quartalsberichtsperiode der europäischen STOXX 600-Unternehmen weiter bedeutend schlechter ab. Von den bisher publizierenden 301 Konzernen konnten bislang nur 60 % die Gewinnprognosen der Analysten schlagen. Und glaubt man diesen, so dürfte sich das Vergleichsbild auch im 3. Quartal mit größter Sicherheit weiter zuungunsten Europas verschlechtern, da hier seitens der Analysten für die US-amerikanischen S&P 500-Konzerne derzeit im Durchschnitt ein Reingewinnrückgang von - 23 % gegenüber dem Vorjahr prognostiziert wird, für die europäischen STOXX 600-Konzerne hingegen um massiv höhere - 38 %.
Auch von makroökonomischer Seite fasst gerade die Wirtschaft der USA aktuell offenbar immer mehr Tritt, wie z.B. alle Expertenerwartungen schlagende Juli-Zahlen der Neubaubeginne (+ 26 %) sowie Baugenehmigungen (+ 21 %) gegenüber dem Vormonat Juni signalisieren. Auch tendierten die am 21.08. vorgelegten internationalen Einkaufsmanager-Gesamtzahlen des Instituts MARKIT für den Monat Juli in den USA unerwartet stärker (54,7 nach 50,3 im Juni), während sich diese in der Eurozone (51,6 nach 54,9) und auch Deutschland (53,7 nach 55,0) dagegen ungebrochen abschwächten.
Von technischer Seite gelang dem MSCI World (Euro)-Index in der letzten Woche und auch heute eine weitere Bestätigung seines derzeit kaum gefährdeten Aufwärtstrends. Allerdings sollten hier nun spätestens ab einem weiteren Anstieg um rd. + 4 % zunächst erhebliche charttechnische Widerstände auftreten, zumal das auf 12 Monate vorausgeschätzte Index-KGV von rd. 21 ab diesem Punkt dann das höchste Niveau seit November 2001 erreicht hätte, und sich damit der MSCI World (Euro)-Index bewertungstechnisch hinsichtlich der Unternehmensgewinnanforderungen der Investoren für 2021 unseres Erachtens bereits auf einem relativ dünnen Eis befindet.
Wir behalten den Aktien-Investitionsgrad in unseren Strategie- und Themendepots daher unverändert bei rd. 88 % bei.
Chart: MSCI WORLD (Euro) – Index
Dank des in der letzten Woche erneut tonangebenden Segments trendstabiler Wachstumswerte legte das entsprechend strukturierte Strategiedepot AKTIEN KONSERVATIV in der letzten Woche weitaus stärker als der MSCI World-Aktienindex um + 1,7 % zu.
Hierdurch errechnet sich auf Euro-Währungsbasis aktuell eine Nettoperformance des Depots (vor Dividenden) von + 18,3 % seit Auflegung am 26.02.2019, womit die klare Outperformance gegenüber dem MSCI World (Euro) - Index auf + 8,1 % ausgebaut werden konnte.
Die Liste der Depotgewinner wurde in der letzten Woche von den Aktien des französischen Spezialisten für umfassende biowissenschaftliche Testverfahren EUROFINS SCIENTIFIC (FR0000038259) wie auch des international führenden Schweizer Laborgeräte- und -Diagnoseentwicklers TECAN GROUP (CH0012100191) angeführt. Beide Aktien legten gleichermaßen um weitere + 6,8 % zu, nachdem ihre Quartalszahlen zuletzt hervorragend ausgefallen waren und die Analystenerwartungen deutlich schlugen (siehe unsere zurückliegenden ausführlichen Analysen hierzu).
Zu EUROFINS SCIENTIFIC gab es keine fundamental neuen Nachrichten. Allerdings wurden nach der exzellenten Ergebnisvorlage die Analystenkonsensschätzungen in den letzten Tagen bis auf ein Aktienkursziel von 700 Euro angehoben, so dass trotz des jüngsten erratischen Chartausbruchs (aktueller Kurs: 711 Euro, d.h. aktuell nur um + 1,5 % über Konsensniveau) das weitere Korrekturpotenzial der Aktie nur als sehr begrenzt einzustufen ist. Aus diesem Grund sowie auch angesichts der für diese hervorragende Wachstumsaktie sehr moderaten KGV-Bewertung (2022e) von nur rd. 28 behalten wird die Position in unserem Strategiedepot AKTIEN KONSERVATIV unverändert bei.
Gleiches gilt auch für die Bestandsposition in TECAN, wobei diese seit dem 17.08. spürbar starken Rückenwind durch die Kurszielanhebung der UBS von 375 CHF auf 455 CHF bekam (aktueller Kurs: 432 CHF). Auch deren KGV (2022e) von rd. 45 wird den Wachstumsaussichten im Sektorenvergleich internationaler Medizintechnikausrüster aktuell vollauf gerecht, so dass die Aktie in unseren Augen ebenfalls haltenswert bleibt. Das Korrekturpotenzial stufen wir hier aktuell gleichfalls als nur sehr limitiert ein (bis auf maximal 415 CHF = - 4 % gegenüber dem aktuellen Kurs).
Ferner sprang auch die Aktie des weltgrößten Finanz- und Steuersoftware-Vertreibers INTUIT (US4612021034) in der letzten Woche deutlich um + 5,5 % an. Der Konzern wird seine Zahlen zum 4. Geschäftsjahresquartal 2019/20 (per 31.07.) morgen, d. 25.08. nachbörslich vorlegen, wobei die Analysten im Konsens einen 58 %igen Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahr sowie die Erzielung eines Nettogewinns von 226 Mio. USD erwarten, nachdem im Vorjahr noch ein Nettoverlust von - 44 Mio. USD angefallen war (außerordentliche operative Belastungen durch Software-Anpassung an geänderte US-Steuerreform-Bestimmungen sowie deshalb temporär ausgebliebene Softwarenachfrage der Kunden).
Zudem werden wir die Depotaktie des weltführenden Mobilfunk- und Kabelnetzstations-Betreibers CROWN CASTLE INTERNATIONAL (US22822V1017), deren Gewinnpublikation am 29.07. die Markterwartungen klar enttäuschte, mit morgiger Eröffnung der Wall Street (25.08.) nun neu durch die Aktie von OLD DOMINION FREIGHT LINE (US6795801009) ersetzen.
Der bereits 1934 gegründete Traditionskonzern (Aktienmarktkapitalisierung 23 Mrd. USD) ist einer der führenden Frachtspediteure der gesamten USA mit einer aktuellen LKW- und Sattelschlepperflotte von 41.000 Fahrzeugen und erzielt seinen dauerhaften immensen Geschäftserfolg, gerade auch in Krisenzeiten, speziell dadurch, dass er der bei weitem preis- wie leistungsfähigste Logistikdienstleister speziell auf dem Frachtsegment des „Less than a truck load“, also des Frachttransports auf Basis zusammengesetzter mehrerer LKW-Teilbeladungen ist.
Hierdurch werden Frachtgutversender, gerade auch in schwierigeren Geschäftsphasen, generell in die Lage versetzt, für ihren Beförderungsauftrag nicht komplette (und gemessen am Beförderungsvolumen möglicherweise überteuerte) LKWs unterhalten zu müssen bzw. anzumieten, sondern buchen mit Auftragsvergabe an Old Dominion (weitaus kostengünstiger und effizienter) zusammen mit vielen anderen kleineren Mitversendern nur exakt den Platz auf der LKW-Ladefläche, den sie für den Versand ihrer (zumeist kleineren) Frachtsendung tatsächlich auch benötigen.
Dieses in den USA in qualitativer Vergleichbarkeit kaum konkurrierend angebotene System, was quasi dem Konzept eines „Truck Sharing“ entspricht und über das Old Dominion dazu auch mittlerweile fast jeden Punkt der USA ohne jeglichen Umladungsbedarf ansteuern kann, hat bei dem Konzern daher bereits seit Jahrzehnten zu extrem stabilen Geschäfts- und Ertragszuwächsen geführt, die zuletzt von 2013 – 2019 in einem ungebrochenen Umsatzzuwachs um + 76 %, gepaart mit einer Verdreifachung des Konzernreingewinns zum Ausdruck kamen.
Dieser hervorragenden Geschäftspositionierung und auch künftig hoch dynamisch zu erwartenden Ergebnisausweitung werden die Aktien-KGVs 2020 – 2022e von 39 / 33 / 28 unseres Erachtens noch viel zu wenig gerecht, so dass wir die Aktie, auch für konservative Investoren, längerfristig weiter klar kaufenswert halten.
24.08.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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