Goldminen-Förderung hält 2020 nicht mit der Goldnachfrage Schritt
2020 mit signifikantem Rückgang der Minenförderung bei Gold
Das Jahr 2020 war in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Jahr für die Edelmetallmärkte. Dies gilt auch für kleinere Märkte wie jene für Platin und Palladium, und noch mehr für Silber. Es gibt aber auch für Gold, einen Markt, der um ein Vielfaches größer und höher monetarisiert ist.
Der World Gold Council (WGC) stellte nun vor Kurzem fest, dass im abgelaufenen Jahr die Minenförderung von Gold einen anhaltenden Rückgang erlebte. Dieser wenig überraschende Fakt wird allerdings dadurch verschärft, dass gleichzeitig die Goldnachfrage eben nicht so stark sank und sich daraus Spannungen am physischen Goldmarkt ergaben.
Die WGC-Analysten schätzen den gesamthaften Rückgang der Goldminenförderung im Jahr 2020 auf 4 % gegenüber dem Jahr 2019, die damit bei insgesamt 3.401 Tonnen lag. Im 4. Quartal 2020 lag die Minenproduktion dabei bei 896 Tonnen, was der tiefste Stand seit fünf Jahren ist.
Daran ist vor allem der Einfluss der Lockdown-Maßnahmen in der Corona-Pandemie zu erkennen.
Am stärksten litten darunter die großen Förderländer: In Mexiko fiel die Goldminenproduktion im 2. Quartal 2020 um ganze 62 %, und in Südafrika ging diese um 59 % zurück, während sie in Peru um 45 % fiel.
Diese Entwicklung korrespondiert mit einem totalen Goldangebot weltweit von 4.633 Tonnen im Jahr 2020. Davon trug recyceltes Gold 1.297 Tonnen bei, wodurch sich das Goldangebot vor Recycling auf 3.401 Tonnen betrug.
Parallel betrug die weltweite Goldnachfrage aber 3.759 Tonnen, was im Ergebnis zu einem Angebotsdefizit nach Recycling und Minenförderung von 358 Tonnen führte.
Wie weiter, wenn Peak Gold wirklich kommt?
Viele Analysten verweisen in ihrem Ausblick auf den Goldmarkt in diesem und kommenden Jahr auf die Normalisierung der Goldminenförderung durch die verbesserten Corona-Schutzmaßnahmen in den Minen und in den nachgelagerten Prozessen der Wertschöpfungskette von Gold.
Allerdings ist bei der Prognose auch zu berücksichtigen, dass der Rückgang der Goldreserven und fallender Goldgehalte je Tonne Erzabbau bei den großen Goldminenunternehmen immer deutlicher hervortritt.
Damit verbunden sind tendenziell sowohl steigende Kosten als auch sinkende Mengen. Die immer stärker im Fokus stehende These von ,,Peak Gold‘‘ könnte, wenn sie sich konkretisiert, zu einer immer stärkeren Politisierung der Goldminen führen. Denn die Verwendungskonkurrenz von Gold als weltweite Notenbankreserve, der traditionellen Nachfrage als Geld etwa in Indien und anderen Ländern Asiens mit einem potenziell weiter steigenden Investmentbedarf als ,,Portfolio-Balancer‘‘ wirft dabei einen Schatten voraus auf eine zentrale Frage des fraktionalen Reservesystems, welches nicht nur für Fiatgeld, sondern auch für Gold gilt: Wie viele in Form von Wertpapieren wie ETF’s, Goldanleihen und Goldderivaten mit physischem Lieferversprechen sind wirklich mit ausreichend vorhandenem physischen Gold abgesichert!?
Und was ist das Fazit?
Die Kombination von Störungen bei der Minenförderung von Gold mit einer steigenden Nachfrage und strukturellem Stress auf dem Goldmarkt erinnert an die Fragilität des ,,Vertrauens-Teppichs‘‘, auf dem Lieferversprechen von Gold stehen. Dieser Vertrauens-Teppich ist allerdings Voraussetzung dafür, dass große Teile der Investmentnachfrage nach Gold nicht in physisches Metall umgewandelt werden. Risse in diesem Vertrauens-Teppich könnten deshalb zu einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach physischem Gold führen. Man darf deshalb gespannt sein, wie sich die Differenz zwischen dem Preis für (physisches) Gold und der Goldpreis entwickeln.
22.04.2021 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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