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EZB: Zu wenig, zu spät

Der grosse Wurf blieb aus - die EZB bleibt bewusst hinter der Kurve

NTG24 - EZB: Zu wenig, zu spät

 

Die Europäische Zentralbank lieferte heute aus Amsterdam viel, was erwartet wurde und einiges was überraschte. Wie auch in der Vergangenheit blieb man bezüglich der Geld- und Zinspolitik weit hinter der Kurve. 

Obwohl die Inflation auf dem höchsten Stand seit 50 Jahren steht und auf Erzeugerebene so stark wächst wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr, konnte die EZB sich heute nicht zu einer Zinserhöhung durchringen. Die Begründung: 

Man hat solange die Zinsen nicht erhöht, man will die Märkte jetzt nicht überfordern. Die letzte Zinserhöhung fand 2011 statt. In die gleiche Richtung ging auch die Argumentation, warum man nicht auf der Sitzung im Juli eine Erhöhung um 50 Basispunkte vornimmt. Schliesslich liegt der Einlagensatz trotz der Rekordinflation immer noch bei -0,50 % p. a. Doch auch hier schob Lagarde einen Riegel vor. Man will, so die Aussage der EZB, den Markt nicht überfordern und wird daher lediglich um 25 Basispunkte erhöhen. Dies sei gute Tradition, die auch andere Notenbanken so pflegen würden. 

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Werbebanner ClaudemusKompletter Unsinn. Die Notenbanken versuchen seit Greenspan ein Fine-Tuning zu finden, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht kraftvoll und schnell agieren können, wenn es nötig ist. Das Argument löst sich auch in Wohlgefallen aus, wenn man sich daran zurückerinnert, dass die EZB 2021 den Vorgaben und der Wortwahl der Federal Reserve direkt gefolgt ist, allerdings nur so lange, bis die Amerikaner drehten. 

 

Widerwillig trennt die EZB sich von QE

 

Das QE-Programm läuft am 1. Juli aus. Die EZB betonte jedoch nicht, wie wichtig das Ende des Programms für die Inflationsbekämpfung ist, sondern hob hervor, dass man die Liquidität aus dem Programm aufrechterhalten wird. Es gibt also kein QT-Programm im Euro-Raum, sondern die gekauften Anleihen werden nach Fälligkeit neu investiert. Apropos QE: Frau Lagarde betonte zudem ausführlich, dass PEPP zwar im März eingestellt worden ist, aber jederzeit wieder reaktiviert werden kann, wenn es zu Problemen am Kapitalmarkt kommt. Das klang nicht sehr danach, dass die EZB ihren Fokus auf der Inflationsbekämpfung hat, denn PEPP ist das Programm, das uns in erster Linie die Inflation im Euro-Raum eingebrockt hatte. 

 

Euro in US-Dollar

 

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeUnter Problemen versteht Frau Lagarde, dass die Renditen am Anleihemarkt zu stark steigen. Insbesondere eine Divergenz der Renditenniveaus zwischen den nationalen Anleihemärkten würde als Notfallgrund herhalten, um den Zinserhöhungszyklus abzubrechen und PEPP wieder zu starten. Eine überraschende Einstellung, denn eine Divergenz der Anleihemarkt ist exakt das Ergebnis, dass man bei steigender Inflation und steigenden Zinsen am kurzen Ende erwarten kann. Selbstverständlich ist die Bonität deutscher Staatsanleihen höher als die spanischer oder portugiesischer. Entsprechend driften auch die Renditeniveaus auseinander. Wie man diesen Sachverhalt als Grund festlegen kann, um den Zinserhöhungszyklus abzubrechen, bleibt schleierhaft.

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10.06.2022 - Mikey Fritz

Unterschrift - Mikey Fritz

 

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