Edelmetalle - Wochenrückblick vom 02.04.2022
Die Edelmetallwoche vom 28.03.2022 – 01.04.2022
In der abgelaufenen Handelswoche wechselten sich Hoffnungen auf eine Deeskalation in der Ukraine mit gemischten Konjunkturdaten in den USA und weiter steigenden Inflationsraten in Europa ab. Der Nettoeffekt waren per saldo wieder sinkende langfristige Zinsen, ein gegen den Euro etwas abgeschwächter US-Dollar, wenig veränderte Aktienindizes und schwächere Ölpreise. Die Edelmetalle entwickelten sich in diesem Umfeld schwächer, insbesondere gaben Silber und Palladium stärker nach.
Gold mit instabiler Seitwärtsbewegung
In dieser Woche zeigten sich die Märkte insgesamt unsicher. Uneinheitliche Konjunkturdaten wechselten sich mit den erwarteten Wirkungen von politischen Eingriffen in die Märkte ab, parallel dazu steigt die Inflation weiter. Gleichwohl ist für die Marktteilnehmer das Risiko eines ,,Policy-Errors‘‘ der US-Notenbank real, die Geldpolitik zu weit zu straffen und damit eine Rezession auszulösen.
Im Ergebnis fielen die langen öffentlichen Renditen auf beiden Seiten des Atlantiks wieder, ebenso der Ölpreis nach Ankündigung einer erneuten Freigabe strategischer US-Ölreserven in den kommenden Monaten. Der US-Dollar gab 0,6 % gegen den Euro auf 1,1047 Dollar nach, während der Schweizer Franken mit 1,0225 Franken je Euro praktisch unverändert zur Vorwoche notierte. Bitcoin gewann im Wochenvergleich 4,6 % auf 46.367 Dollar.
Die Aktienindizes bewegten sich per saldo nur wenig. Der DJIA schloss im Wochenvergleich praktisch unverändert, und der DAX legte 1 % zu. Der Goldpreis gab in diesem Umfeld 1,8 % auf 1924,54 Dollar nach.
Kurzfristig hat sich die charttechnische Lage allerdings eingetrübt, denn der Goldpreis hat mit seinem am 29.03.2022 markierten Wochentief von 1.890,16 Dollar das Tief vom 16.03.2022 sowohl auf Tiefstkurs-Basis wie auch auf Schlusskurs-Basis unterschritten. Damit ist zwar die Hypothese einer S-K-S-Formation nicht bedeutend gestärkt, jedoch schwächt diese Entwicklung die Interpretation der Goldpreisentwicklung seit Mitte März als Bodenformation.
Die CoT-Daten vom 29.03.2022 zeigen für Gold einen Anstieg der Short-Position der Commercials um 2 % auf 285.937 Kontrakte. Das Open Interest fiel gleichzeitig um 5 % auf 574.521 Kontrakte.
Insgesamt hat sich die Gesamtlage bei Gold weiter leicht eingetrübt. Eine Bodenbildung auf dem aktuellen Niveau erscheint weiterhin möglich, mustertechnisch allerdings nun etwas unwahrscheinlicher als noch in der Vorwoche.
Gold auf TradingView
Silber ist Wochenverlierer
Der Silberpreis verlor in dieser Handelswoche gegenüber der Vorwoche 3,6 % auf 24,64 Dollar und ist damit bei den Edelmetallen Wochenverlierer.
Im Wochenverlauf kam bei Silber sowohl am Dienstag wie auch am Freitag Abwärtsdruck auf, bei dem das weiße Edelmetall seine seit Februar 2021 laufende Abwärtstrendlinie zwischenzeitlich wieder unterschritt. Diese Verletzung einer dynamischen Unterstützung schwächt diese, was mit der Musterschwächung von Gold korrespondiert. Auf Tagesschlusskurs-Basis konnte sich Silber jedoch noch über dieser Trendlinie halten.
Dadurch ergibt sich allerdings keine qualitativ neue Einschätzung für Silber. Da die genannte Abwärtstrendlinie fällt, könnte Silber sogar weiter auf dieser von oben ,,herabrutschen‘‘ und trotz des absoluten Verlustes kein neues Verkaufssignal geben. Und auch die zuvor beschriebene Symmetrie der Doppelboden-Musterbildung ist bislang nicht gefährdet.
Die CoT-Daten vom 29.03.2022 zeigen bei Silber einen Rückgang der Short-Position der Commercials um 5 % auf 61.372 Kontrakte. Das Open Interest fiel gleichzeitig um 5 % auf 147.370 Kontrakte.
Insgesamt hat sich auch bei Silber die Gesamtlage etwas eingetrübt, ohne dass es bereits zu größerem charttechnischen Schäden gekommen wäre.
Silber auf TradingView
Platin tröpfelt weiter abwärts
Platin gab in dieser Woche wie auch Gold 1,7 % ab und schloss die Handelswoche bei 990,36 Dollar.
Damit setzte sich die bereits zuvor beschriebene mustertechnische Schwäche von Platin fort, zumal aktuell kein wirkliches Bodenmuster zu erkennen ist. Damit hat sich auch bei Platin die charttechnische Situation weiter eingetrübt.
Die CoT-Daten vom 29.03.2022 zeigen für Platin einen deutlichen Rückgang der Short-Position der Commercials um 23 % auf 20.754 Kontrakte, während das Open Interest parallel um 3 % auf 61.807 Kontrakte zurückging.
Insgesamt zeigt sich der Platinpreis auch in dieser Woche weiter unstetig. Größerer Verkaufsdruck ist allerdings auch nicht erkennbar.
Platin auf TradingView
Palladium mit schwachem Wochenausklang
Palladium verlor in dieser Handelswoche 3,4 % auf 2.265,72 Dollar. Dabei erreichte es am Dienstag ein Wochentief von 2.026,34 Dollar und rutschte damit auch auf Tagesschlusskurs-Basis unter die Unterstützungszone bei rund 2.235 Dollar. Die kumulierten Wochenumsätze blieben weiter sehr hoch.
Allerdings hat Palladium in dieser Woche einen ähnlich langen hängenden Docht auf Wochencandle-Basis gebildet, wie der obere Docht bei der Markierung des neuen Allzeithochs am 07.03.2022 mit anschließender rasanter Trendumkehr nach unten lang war.
Dieses Indiz sollte zwar nicht überstrapaziert, aber auch nicht unterschlagen werden. Denn es könnte zumindest aus charttechnischer Perspektive der Beginn einer Bodenbildung sein. Jedoch ist aktuell nur schwer erkennbar, welches Bodenmuster sich dabei ausbilden könnte.
Die CoT-Daten vom 29.03.2022 zeigen für Palladium ein sehr starken prozentualen Anstieg der Long-Position der Commercials um 473 % auf 1.364 Kontrakte. Das Open Interest ging parallel um 3 % auf 6.720 Kontrakte zurück.
Insgesamt bleibt Palladium weiter in einem kurzfristigen Abwärtstrend, der das volatile Edelmetall auch erneut in den Bereich oberhalb von 2.000 Dollar führen könnte. Die anhaltend sehr hohen Umsätze deuten zudem darauf hin, dass die Preiserwartungen sehr instabil sind. Dies könnte mit dem extremen Prognose-Nebel in Bezug auf das Palladium-Angebot Russlands zusammenhängen.
Insgesamt bietet die Marktentwicklung bei Palladium in dieser Woche sowohl charttechnische Argumente gegen als auch für eine Bodenbildung in der Nähe des aktuellen Marktpreises. Die deutlich vergrößerte Long-Position der Commercials fügt sich in diese Interpretation ein.
Palladium auf TradingView
02.04.2022 - Arndt Kümpel
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