Edelmetalle - Wochenrückblick vom 07.05.2022
Die Edelmetallwoche vom 02.05.2022 – 06.05.2022
Die abgelaufene Handelswoche stand wieder einmal im Zeichen der Zinsen. Nach der Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch beschleunigte sich der Zinsanstieg nochmals. Parallel gaben die Aktienmärkte wieder nach, der US-Dollar zeigte sich gegen den Euro unverändert, während der Schweizer Franken nachgab. Die Edelmetalle zeigten sich überwiegend schwächer, wobei vor allem Palladium im Berichtszeitraum zweistellig verlor.
Goldpreis mit leichten Abgaben
In der abgelaufenen Handelswoche antizipierten die Märkte eine deutlicher werdende Reaktionsfunktion der US-Notenbank auf die anhaltend hohe Inflationsdynamik. Die langfristigen Zinsen legten im Zuge dessen deutlich zu. So sprang die Rendite der 10-jährigen US-Treasury in der Berichtswoche von 2,888 % auf 3,122 % und jene der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe von 0,936 % auf 1,131 %. Und während der DJIA im Wochenvergleich nur 0,2 % auf 32.899 Punkte nachgab, verlor der DAX 3 % auf 13.674 Zähler.
Per saldo blieb der US-Dollar gegen den Euro unverändert, während der Schweizer Franken 1,5 % abgab. Bitcoin verlor parallel 6,6 % auf 36.040 Dollar.
Gold zeigte sich in diesem Umfeld etwas schwächer und gab 0,7 % auf 1.883,65 Dollar nach. Nach einem Rutsch zu Wochenbeginn kämpfte der Goldpreis die folgenden Handelstage um eine Stabilisierung auf etwas tieferem Niveau und konnte sich dabei wieder deutlich von seinem Wochentief bei 1.850,47 Dollar lösen. Die Umsätze blieben weiter wenig richtungsweisend.
Die CoT-Daten vom 03.05.2022 zeigen für Gold einen erneuten Rückgang der Short-Position der Commercials um 7 % auf 231.852 Kontrakte. Das Open Interest blieb mit 560.441 Kontrakten praktisch unverändert. Insgesamt bleibt die charttechnische Situation bei Gold weiter instabil, auch wenn in der Berichtswoche weiterhin kein signifikanter Verkaufsdruck aufkam. Im Gegenteil, am Tag der US-Zinsentscheidung konnte Gold sogar zulegen.
Gold auf TradingView
Silber an der Musterklippe
Der Silberpreis verlor parallel zu Gold und mit der zu erwartenden Sensitivität von gut 2 in dieser Handelswoche 1,8 % auf 22,37 Dollar.
Allerdings ist es weniger diese zu erwartende Elastizität gegenüber Gold als das absolute Niveau, welches darauf hindeutet, dass Silber nicht mehr viel Kursspielraum nach unten hat, bevor die Musterhypothese der gesamten seit August 2020 laufenden Konsolidierung instabil zu werden droht.
Dies mag an einem Mix aus steigenden Zinsen, hohen Energiepreisen und einer weltweiten konjunkturellen Abschwächung, insbesondere in China, liegen.
Fakt bleibt aber, dass Silber mit einem Wochentief von 22,103 Dollar das aus der Symmetriehypothese hergeleitete Korrekturziel vom August 2021 bei 22,102 Dollar praktisch erreicht hat. Zwar liegt das Ausbruchsniveau der gesamten Aufwärtsbewegung ab Juli 2020 bei 21,13 Dollar. Doch die wieder unterschrittene mittelfristige Abwärtstrendlinie und der bisher relativ hohe Symmetriegrad der Konsolidierungsbewegung seit August 2021 erfordern bei strenger Auslegung, dass die Korrekturtiefs seither halten. Insofern steigt bei Silber in den nächsten Tagen aus charttechnischer Perspektive die Spannung.
Jedoch bleibt auch der ,,Slingshot Move‘‘ ab März 2020 in guter Erinnerung. Der auf den Ausbruch der Corona-Pandemie folgende schnelle Absturz stellt sich in der Rückschau als ,,Bärenfalle des Jahrzehnts‘‘ heraus, was auch bei der Bewertung der aktuellen Lage zur Vorsicht mahnt!
Die CoT-Daten vom 03.05.2022 zeigen für Silber erneut einen sehr deutlichen Rückgang der Short-Position der Commercials um 19 % auf 39.317 Kontrakte. Das Open Interest fiel parallel um 5 % auf 137.392 Kontrakte.
Insgesamt steigt die charttechnische Spannung bei Silber weiter an, und der Prognosenebel wird dicker. Ein weiterer Rückgang unter die Marke von 22,10 Dollar könnte zu einem schnellen Rutsch in Richtung 21,4238 Dollar führen, dem Korrekturtief der gesamten Konsolidierung seit dem Zyklushoch vom August 2020.
Silber auf TradingView
Platin ist Wochengewinner
Platin legte im Wochenvergleich 1,7 % auf 947,84 Dollar zu und überwand dabei seinen kurzfristigen Abwärtstrend.
Gleichwohl ist die weitere Entwicklung kurzfristig unsicher und ein erneuter Rückgang in Richtung der Unterstützung bei ca. 910 Dollar nicht unwahrscheinlich. Aus anderer Perspektive hat sich seit Anfang April eine umgekehrte S-K-S-Formation gebildet, nach der Platin im Moment die rechte Schulter bildet. Sollte sich dies bestätigen, wird nicht nur das Tief vom 27.04.2022 nicht mehr getestet, sondern es dürfte zu einem baldigen Aufwärtsimpuls kommen, der Platin über die Nackenlinie dieser Formation, welche vom 19.04.2022 stammt und die bei 1.025,92 Dollar liegt, kommen.
Die CoT-Daten vom 03.05.2022 zeigen für Platin einen erneuten Rückgang der Short-Position der Commercials um 8 % auf 3.667 Kontrakte. Das Open Interest ging leicht um 2 % auf 66.545 Kontrakte zurück.
Insgesamt hat sich die relative Stärke von Platin in dieser Woche spürbar erhöht, die mit einer Verbesserung der mustertechnischen Situation einhergeht. Da hier jedoch noch die Signifikanz aussteht, sollte man das Kind aus charttechnischer Perspektive nicht mit dem Bade ausschütten.
Platin auf TradingView
Palladium klarer Wochenverlierer
Palladium gab in der Berichtswoche 12 % auf 2.029,98 Dollar ab und ist damit klarer Wochenverlierer bei den Edelmetallen. Wir hatten bereits in unserem Rückblick in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass ein deutliches Unterschreiten der Unterstützungszone um 2.200 Dollar auf jeden Fall auf Monatsschlusskurs-Basis ein klares Signal für einen neuen schnellen Absturz in Richtung 1.730 Dollar wäre.
Das am gestrigen Freitag markierte Wochentief von 1.980,52 Dollar zeigt, dass es diesbezüglich kurzfristig brenzlig geworden ist. Nächste Unterstützungszone auf dem Weg in Richtung 1.730 Dollar ist die im Chart markierte Preisregion um 1.865 Dollar.
Die CoT-Daten vom 03.05.2022 zeigen allerdings in eine andere Richtung. Denn die Long-Position der Commercials hat sich bis zu diesem Zeitpunkt um 16 % auf 2.455 Kontrakte vergrößert, während sich das Open Interest parallel um 11 % auf 7.638 Kontrakte ausweitete.
Insgesamt hat sich die charttechnische Lage auch bei Palladium aus charttechnischer Sicht zugespitzt. Denn das in dieser Woche markierte neue kurzfristige Tief fügt sich in die Regel für einen Abwärtstrend ,,tiefere Tiefs und tiefere Hochs‘‘ ein. Von einem klassischen Bodenmuster ist aktuell zudem wenig zu sehen. Damit bleibt die Lage kurzfristig angespannt. Langfristig ist diese Eintrübung allerdings deutlich zu relativieren, worauf wir ebenfalls in der Vorwoche bereits hinwiesen.
Palladium auf TradingView
07.05.2022 - Arndt Kümpel
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