Edelmetalle - Wochenrückblick vom 07.11.2020
Die Edelmetallwoche vom 02.11.2020 – 06.11.2020
Gold
Die abgelaufene Handelswoche stand ganz im Zeichen der US-Präsidentschaftswahl, aber auch der Wahlen zum US-Kongress. Hinzu kam, wenn auch weniger beachtet, die Neuwahl vielfältiger öffentlicher Ämter in den US-Bundesstaaten.
Im Wochenverlauf wich die Unsicherheit über den Ausgang der Wahl der Erkenntnis, dass die ,,Doomsday-Szenarien‘‘ wohl nicht eintreten. Die Börsen feierten dies mit einem deutlichen Anstieg.
Der US-Dollar antizipierte dabei verstärkt die Tatsache, dass die Staatsverschuldung unabhängig vom neuen US-Präsidenten weiter explodieren wird. Er gab in der Berichtswoche gegen den Euro deutlich um 1,96 % nach und bei 1,18731 Dollar je Euro. Der Euro gewann aber gegen den Schweizer Franken im Wochenvergleich nur 0,13 % auf 1,06845 Franken je Euro, weshalb die relative Änderung des Dollars gegen den Euro ganz überwiegend eine Dollarschwäche und keine Eurostärke gewesen sein dürfte.
Die Aktienindizes tendierten im Wochenverlauf deutlich stärker, während der VIX im Gegenzug deutlich abgab. So gewann der Dow Jones Industrial 6,9 % auf 28.323,4 Punkte, während der VIX 34,6 % auf 24,86 Punkte abgab.
In diesem Umfeld von konnte der Goldpreis deutlich zulegen. Er gewann im Wochenvergleich 3,84 % auf 1.951,19 Dollar. Der Goldchart zeigt, dass sich die letzte Abwärtsbewegung mit hoher Wahrscheinlichkeit als zweiter Teilboden eines Doppelbodens (dunkelblaue Untertassen im Chart) herausstellt, mit dem der Ausbruch auf ein neues Allzeithoch konsolidiert wurde. Die finale Bestätigung wäre allerdings erst das Überschreiten dieses Allzeithochs bei 2.075,28 Dollar. Kurzfristig hat Gold damit auch seine beiden Abwärtstrendlinien nach oben überwunden und seine zuvor verletzte mittelfristige Aufwärtstrendlinie wieder zurückerobert.
Die COT-Daten vom 03.11.2020 zeigten bei Gold einen Rückgang der Short-Position der Commercials um 2 % auf 289.338 Kontrakte. Das Open Interest verringerte sich parallel um 3 % auf 544.774 Kontrakte.
Silber
Der in der Vorwoche erwähnte Impulshebel von Silber gegenüber Gold funktionierte auch in dieser Woche, allerdings diesmal nach oben. Er betrug 2,2. Silber gewann damit im Wochenverlauf 8,33 %.
Interessanterweise war die Verletzung des mittelfristigen Aufwärtstrends bei Silber nicht so signifikant wie bei Gold. Die fehlende Symmetrie und auch die im Vergleich zu Gold geringere Umsatzzunahme schwächen gleichwohl die Prognosekraft des Konsolidierungsmusters. Die schwindende Unsicherheit und die steigende Wahrscheinlichkeit einer weiteren Geldschöpfung (Schulden-Monetarisierung) durch die US-Notenbank dürfte dem ,,Inflations-Edelmetall‘‘ Silber aber zunehmend strukturellen Rückenwind bescheren.
An der COMEX blieb die Short-Position der Commercials per 03.11.2020 praktisch unverändert und betrug 59.331 Kontrakte, während das Open Interest um 5 % auf 153.267 Kontrakte sank.
Auch wenn noch einige interpretative Herausforderungen in Bezug auf die aktuelle Charttechnik verbleiben, so hat sich die Gesamtlage deutlich verbessert. Damit ist es auch wahrscheinlicher geworden, dass der eigentliche Test der zentralen Unterstützung bei 21,13 Dollar bereits am 24.09.2020 mit einem Tiefstkurs von 21,66 Dollar stattgefunden hat.
Platin
Platin folgte in dieser Woche erneut seinen Schwestermetallen und gewann im Wochenvergleich 5,86 %.
Wie der Preischart zeigt, konnte Platin zwar seine Bodenbildung noch nicht mit einem Überwinden der Nackenlinie (rote Horizontale) des Doppelbodens abschließen. Und auch die mittelfristige Aufwärtstrendlinie ist noch weit entfernt, zumal davor der viel wichtigere langfristige Abwärtstrend zu knacken ist. Gleichwohl zeigt eine deutliche Symmetrie der Bodenbildung an, dass in den kommenden Wochen der Ausbruch aus der Konsolidierung mit dem Bruch der langfristigen Abwärtstrendlinie zusammenfallen könnte. Dies würde eine Neubewertung von Platin in einer Weise erfordern, wie sie bei Silber mit dem Bruch der zentralen Widerstandslinie bei 21,13 Dollar erforderlich war. Die sich anschließende Preisentwicklung bei Silber gibt dabei auch eine Vorstellung davon, welche Entwicklung Platin in diesem Falle nehmen könnte.
An der COMEX fiel die Short-Position der Commercials per 03.11.2020 um 1 % 15.784 Kontrakte, das Open Interest ging gleichzeitig um 2 % auf 51.034 Kontrakte zurück.
Palladium
,,Performance-Sieger‘‘ in dieser Woche war allerdings Palladium. Das technisch stärkste unter den Edelmetallen gewann im Wochenverlauf 13,1 %.
Der Palladiumpreis hatte zuvor ebenso wie Gold und Silber seine mittelfristige Aufwärtstrendlinie verletzt und ein damit ein höheres technisches Abwärtsrisiko angezeigt, welches wir mehrfach beschrieben.
Im Kontext der sinkenden Unsicherheit über den Ausgang der US-Wahlen erinnerte sich Palladium aber wieder an seine Steherqualitäten. Diese sind insbesondere in den im Gleichklang ansteigenden Preis und den dazugehörigen Umsätzen sichtbar. Im Zuge dessen kehrte Palladium nicht nur über seine mittelfristige Aufwärtstrendlinie zurück. Es überwand auch den Widerstand der gesamten Erholungsbewegung seit dem Tief vom März 2020 (gelbes Rechteck). Ein weiterer Anstieg ist damit wahrscheinlich.
Die COT-Daten vom 03.11.2020 komplementieren diese Vermutung. Denn in der Berichtswoche verringerte sich die Short-Position der Commercials um 27 % auf 2.851 Kontrakte. Das Open Interest ging parallel um 5 % auf 10.169 Kontrakte zurück.
Insgesamt haben sich die technischen Wolken, welche noch in der Vorwoche bei Palladium zu sehen waren, verflüchtigt. Die bestehende ,,Outperformance‘‘ gegenüber den Schwestermetallen wird dabei von relativ höheren Umsätzen und einer günstigen Terminmarktentwicklung getragen. Es wäre deshalb keine Überraschung, wenn Palladium noch in diesem Jahr einen neuen Angriff auf sein bisheriges Allzeithoch von 2.879,74 Dollar unternimmt!
07.11.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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