Edelmetalle - Wochenrückblick vom 09.04.2022
Die Edelmetallwoche vom 04.04.2022 – 08.04.2022
In der abgelaufenen Handelswoche stieg die Sanktionsdrehzahl gegen Russland weiter, während in den USA und Deutschland die Zinsen weiter anzogen. Die Aktienmärkte reagierten darauf mit einer durchzogenen Wochenbilanz, während der US-Dollar und der Schweizer Franken gegen den Euro wieder zulegen konnten. Sorgen bereiteten den Marktteilnehmern zunehmend die neuen Corona-Lockdowns in China, was auch auf den Ölpreis drückte. Die Edelmetalle beendeten die Handelswoche in diesem Umfeld überwiegend freundlich, wobei vor allem Palladium nach neuen Sanktionen gegen russische Palladiumlieferanten an der LPPM in London zulegen konnte.
Goldpreis bastelt an einem kurzfristigen Boden
Die abgelaufene Handelswoche sah an den Finanzmärkten eine weitere Erhöhung des politischen Druckes auf die Preise, vor allem bei Rohstoffen. Parallel dazu verfestigt sich bei den Zinserwartungen zunehmend die Ansicht, dass die US-Notenbank mit ihren Zinserhöhungen konsequenter vorgehen könnte als von einigen Marktteilnehmern erwartet. Und auch in der Eurozone erhöht sich der Erwartungsdruck auf die EZB und ihre französische Präsidentin Lagarde, eine restriktivere Geldpolitik umzusetzen.
In diesem Umfeld stieg die Rendite der 10-jährigen US-Treasury um 14,1 % auf 0,715 % und jene der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe um 27,2 % auf 0,715 %. Parallel gewann der US-Dollar gegen den Euro 1,6 % auf 1,08762 Dollar, während der Schweizer Franken 0,6 % auf 1,01593 Franken je Euro zulegte.
Die Aktienmärkte tendierten überwiegend leichter. Der DAX verlor im Wochenvergleich 1,1 % auf 14.284 Punkte, während der Dow Jones Industrial 0,3 % auf 34.721 Zähler abgab. Der Goldpreis gewann im Vergleich zur Vorwoche 1,2 % und schloss den Handel mit 1.947,68 Dollar. Damit hat der Goldpreis seit der letzten größeren Abwärtsbewegung am 14.03./15.03.2022 einen qualitativen Doppelboden gebildet, die je nach Blickwinkel auch als eine umgekehrte S-K-S-Formation interpretiert werden kann.
Damit ist die Korrektur nach dem Jahreshoch am 08.03.2022 bei 2.070,63 Dollar zwar noch nicht beendet, aber die Chancen dafür haben sich in dieser Woche verbessert. Ein deutliches Indiz dafür wäre zudem ein Überwinden der Nackenlinie der Bodenformation, welches am 24.03.2022 bei 1.966,21 Dollar gebildet wurde.
Die CoT-Daten vom 05.04.2022 zeigen für Gold einen Rückgang der Short-Position der Commercials um 3 % auf 278.758 Kontrakte, während das Open Interest um 2 % auf 560.666 Kontrakte abnahm.
Insgesamt hat der Goldpreis eine konstruktive Woche hinter sich. Dies dürfte zumindest in Teilen auch an der russischen Goldpolitik liegen, die mittelfristig weltweit Nachahmer finden könnte. Eine signifikante Änderung der charttechnischen Situation über die skizzierte Mustervermutung hinaus ist derzeit (noch) nicht erkennbar. Die charttechnische Verarbeitung der extremen Umsätze in dem Kursreversal bei Erreichen des Jahreshochs könnte deshalb noch einige Zeit anhalten. Die Entwicklung seither zeigt aber gleichwohl erneut die innere Stärke des Goldpreises!
Gold auf TradingView
Silber hangelt sich wieder über die mittelfristige Abwärtstrend-Linie
Der Silberpreis schrammte bis zur Wochenmitte abwärts und konnte sich dann aber bis Freitag-Abend noch ins Wochenplus retten. Im Wochenvergleich legte Silber um 0,6 % auf 24.77 Dollar zu.
Die Umsätze blieben im gesamten Wochenverlauf niedrig, was der Preisentwicklung nur eine begrenzte Erklärungskraft zuschreibt. Allerdings ist auf Wochencandle-Basis erwähnenswert, dass sich der entsprechende Candlestick wieder über den mittelfristigen Abwärtstrend retten konnte.
Dies ist für die Erhaltung des dadurch zuvor ausgelösten dynamischen Kaufsignals von einiger Bedeutung. Denn es deutet auch auf eine zusätzliche Erhärtung unserer Musterhypothese hin, welche wir für die gesamte Konsolidierung des Silberpreises seit dem Hoch Anfang August 2020 aufgestellt und die wir an dieser Stelle mehrfach detailliert ausgeführt haben.
Aus Sicht dieser Musterhypothese entspricht die aktuelle Seitwärts/ Abwärts-Bewegung jener von Anfang August 2021, wodurch sie den Symmetriegrad des zweiten großen Doppelbodens erhöht. Nach einem Abschluss dieser Korrekturbewegung ist ein neuer schwungvoller Aufwärtsimpuls in Richtung der Marke von 29 Dollar zu erwarten.
Die CoT-Daten vom 05.04.2022 zeigen für Silber einen Rückgang der Short-Position der Commercials um 2 % auf 60.036 Kontrakte, während das Open Interest um 1 % auf 148.526 Kontrakte fiel.
Insgesamt hat sich die charttechnische Situation für Silber qualitativ (mustertechnisch) wieder verbessert, auch wenn aufgrund der niedrigen Umsätze und der geringen Preisänderung die Signifikanz noch fehlt.
Silber auf TradingView
Platin ohne Kraft
Der Platinpreis hing in dieser Woche ,,in den Seilen‘‘. Kraftlos schrammte er abwärts, auch wenn sich kein starker Verkaufsdruck zeigte. Per saldo schloss Platin im Wochenvergleich 1,5 % tiefer bei 975,56 Dollar.
Charttechnisch hält die bereits zuvor beschriebene relative Musterschwäche an. Erst auf Monatscandle-Basis zeigt sich die begrenzte Relevanz der derzeitigen Abwärtsbewegung für den langfristigen Trend, was kurzfristig orientierte Anleger wenig trösten dürfte.
Die CoT-Daten vom 05.04.2022 zeigen allerdings für Platin einen deutlichen Rückgang der Short-Position der Commercials um 14 % auf 17.905 Kontrakte. Das Open Interest verringerte sich gleichzeitig um 1 % auf 60.983 Kontrakte.
Insgesamt hat sich die charttechnische Lage bei Platin weiter abgeschwächt. Die Musterqualität ist niedrig, wodurch auch Trendprognosen erschwert werden. Auch wir werden nicht versuchen, ,,den Pudding an die Wand zu nageln‘‘ und warten weiter auf einen signifikanten Richtungsimpuls.
Platin auf TradingView
Palladium ist Wochengewinner
Die Entwicklung des Palladium-Preises verlief bis zum Donnerstag ähnlich wie die von Platin. Dann aber verkündete das Management des ,,London Platinum & Palladium Market‘‘ (LPPM), dass man alle Barren der staatlichen russischen Raffinierien Krastsvetmet in Kasnojarsk und von PCZM nahe Kassimow im Oblast Rjasan bis auf Weiteres von der ,,Good Delivery List‘‘ nimmt.
In Reaktion schloss Palladium am Freitag mit einem Tagesgewinn von 8,03 %, was zu einem Wochengewinn von 6,1 % auf 2.409,04 Dollar führte.
Mit diesem Kurssprung am Freitag überwand Palladium auch wieder die Widerstandszone bei 2.370 Dollar und generierte damit ein neues kurzfristiges Kaufsignal. Auf Wochencandle-Basis ist die massive Korrektur nach Erreichen des neuen Allzeithochs von 3.410,25 Dollar am 08.03.2022 zum Stehen gekommen. Bereits am 01.04.2022 hatte Palladium seinen kurzfristigen Abwärtstrend gebrochen und in der Folge auf Tagesbasis einen kleinen Doppelboden gebildet.
Die CoT-Daten vom 05.04.2022 zeigen für Palladium einen weiteren Anstieg der Long-Position der Commercials um 6 % auf 1.443 Kontrakte. Das Open Interest fiel parallel um 1 % auf 6.642 Kontrakte.
Insgesamt hat sich die kurzfristige wie mittelfristige Situation für Palladium in dieser Woche aufgehellt. Sollte die scharfe Korrekturbewegung nach dem neuen Allzeithoch wirklich beendet sein, dürfte in nicht allzu ferner Zukunft ein neuer Angriff auf das Jahreshoch anstehen. Denn sollte es sich bei diesem Allzeithoch nicht um ein Fehlsignal handeln, wäre die seit dem Allzeithoch am 07.03.2022 gesehene Entwicklung nur eine erratische Korrektur im Zeitraffer, die vor allem durch Eingriffe in den Marktmechanismus durch Sanktionen und Handelsbeschränkungen ausgelöst wurde.
Die realen Marktkräfte dagegen sprechen, auch als Reaktion auf die neuen Beschränkungen, eher für eine weitere explosive Aufwärtsbewegung. Wo das Marktgleichgewicht unter diesen Umständen liegt, kann nur schwer abgeleitet werden, da der Preismechanismus zunehmend ausgehebelt wird. In der Summe ist allerdings eher ein neuer Aufwärtsimpuls zu erwarten, da die Lieferprämien und die Backwardation der Palladium-Future-Kontrakte deutlich steigen könnten.
Palladium auf TradingView
09.04.2022 - Arndt Kümpel
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)