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Edelmetalle - Wochenrückblick vom 11.06.2022

Die Edelmetallwoche vom 06.06.2022 – 10.06.2022

NTG24 - Edelmetalle - Wochenrückblick vom 11.06.2022

 

In der abgelaufenen Handelswoche dominierten die zunehmenden Risiken einer Stagflation und eine Divergenz in der Reaktionsfunktion der großen Zentralbanken darauf die Märkte. Dabei kam die EZB nach ihrer Sitzung am Donnerstag nicht gut weg, was sich im Kontext der US-Konjunkturdaten am gestrigen Freitag noch verstärkte. Im Ergebnis sprang der US-Dollar gegen den Euro deutlich nach oben, die langen Zinsen beschleunigten auf beiden Seiten des Atlantiks ihre Aufwärtsbewegung und die Aktienmärkte gaben deutlich nach. Bei den Edelmetallen konnte Gold dank einer eindrucksvollen Freitagsentwicklung im Plus schließen, und Silber blieb im Wochenvergleich unverändert. Platin und Palladium gaben nach, ohne aber auf eine interessante Chartkonstellation zu verzichten.

 

Goldpreis Wochengewinner

 

In der abgelaufenen Handelswoche nahmen die Turbulenzen an den Kapitalmärkten wieder zu. Dabei wächst vor allem in der Eurozone und in Japan die Sorge, dass die EZB und die BOJ angesichts hoher bzw. schnell steigender Inflationsraten keine angemessene geldpolitische Reaktion vollziehen und damit das Vertrauen in die institutionalisierte Geldpolitik nachhaltigen Schaden nimmt. Beschleunigt wurde dies noch durch US-Konjunkturzahlen, die für die USA eine zügige Anhebung der Leitzinsen erwarten lassen.

Die Zinsen legten im Berichtszeitraum weiter zu. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury stieg im Berichtszeitraum von 2,956 % auf 3,155 %, und die der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe sprang von 1,265 % auf ein neues Jahreshoch von 1,501 %.

Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) verlor im Wochenvergleich 4,6 %, während der DAX parallel 4,8 % nachgab.

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Werbebanner EMH PM TradeDer US-Dollar legte durch die relative Divergenz des Zinserhöhungstempos deutlich zu und gewann gegen den Euro 1,9 % auf 1,05204 Dollar. Der Schweizer Franken gab dagegen 0,7 % auf 1,03902 Franken gegen den Euro ab. Bitcoin schließlich verlor im Wochenvergleich 2,1 % auf 29.103 Dollar. Die Edelmetalle zeigten sich uneinheitlich bis schwächer, wobei Gold als einziges zulegen konnte.

Der Goldpreis gewann im Wochenvergleich 1,1 % auf 1.871,61 Dollar und vollzog insbesondere am Freitag nach Bekanntgabe der US-Konsumentenpreisinflation und des UMich-Konsumenten-Sentiment-Index ein bemerkenswertes ,,Intraday-Reversal‘‘.

Aus charttechnischer Perspektive ist qualitativ in dieser Woche auf Wochenschlusskurs-Basis noch wenig passiert. Auf Tages- und Stundenbasis deutet sich aber eine Dynamik an, die Gold bereits oft in der Geschichte eine negative Korrelation zu den traditionellen Finanz-Assets beschert hat. Denn die gleichzeitigen Kursverluste am Aktien- und Anleihemarkt verweisen auf das große Potenzial für ,,kognitive Vertrauensanker‘‘, insbesondere angesichts der aktuellen charttechnischen Situation des Aktienmarktes.

Die CoT-Daten vom 07.06.2022 weisen für Gold für die Short-Position der Commercials mit 199.886 Kontrakten praktisch keine Veränderung auf. Das Open Interest ging parallel um 4 % auf 494.130 Kontrakte zurück.

In er abgelaufenen Handelswoche sticht bei Gold neben seiner hohen Stabilität vor allem die ,,Schubumkehr‘‘ am Freitag ins Auge, die mit einer Rückeroberung der seit Mai 2019 laufenden Aufwärtstrendlinie einherging. Damit befindet sich Gold in einer interessanten Ausgangslage, um bei anhaltenden Marktturbulenzen auch kurzfristig zu seiner historischen Rolle als Wertspeicher zurückzukehren.

 

Gold auf TradingView

 

Silber im Wochenvergleich unverändert

 

Silber blieb mit einem Wochenschluss von 21,90 Dollar praktisch unverändert.

Allerdings war wie auch bei Gold ein ,,Intraday Reversal‘‘ nach den gestrigen US-Konjunkturzahlen zu beobachten, womit sich aus dynamischer Perspektive die charttechnische Lage verbessert hat und in der kommenden Woche durchaus fortsetzen könnte.

Denn die Märkte könnten sich durchaus daran erinnern, dass Silber auf Änderungen der Inflationserwartungen noch stärker reagiert als Gold. Die Pressekonferenz der EZB und ihrer Präsidentin Lagarde am Donnerstag dürfte dabei durchaus dazu geeignet gewesen sein, eine angemessene Reaktionsfähigkeit der EZB angesichts der sich verdichtenden Hinweise für eine Stagflation in der Eurozone zu bezweifeln.

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Dies könnte auch ein Grund für eine Divergenz der geldpolitischen Reaktionsfunktionen zwischen FED und EZB werden. Die sich deutlich ausweitenden Rendite-Spreads insbesondere zwischen Deutschland und den südeuropäischen Peripherieländern Italien, Spanien und Griechenland dürften deshalb noch eine Menge politischen Sprengstoff für die EZB bieten.

Die CoT-Daten vom 07.06.2022 weisen für Silber einen deutlichen Anstieg der Short-Position der Commercials um 17 % auf 27.990 Kontrakte aus. Das Open Interest legte parallel um 1 % auf 148.294 Kontrakte zu.

Insgesamt hat sich die fundamentale wie charttechnische Situation von Silber wieder verbessert, auch wenn die industrielle Komponente im Unterschied zu Gold bremst. Mustertechnisch bleibt jedoch noch einiges zu tun. Insbesondere sind die Umsätze nach wie vor zu gering für die Stützung einer signifikanten Richtungsänderung.

 

Silber auf TradingView

 

Platin klarer Wochenverlierer

 

Platin gab in dieser Woche 4,7 % auf 972,58 Dollar ab und vollzog nach dem starken Anstieg in der Vorwoche ein klassisches Pullback.

Wie der Preischart verdeutlicht, könnte es sich dabei um die Ausbildung der rechten umgekehrten Schulter einer S-K-S-Formation handeln. Aus diesem Grund dürften die nächsten Handelstage für Platin spannend werden. Denn sollte sich dieses Konsolidierungsmuster verdichten, ließe sich die gesamte Musterbildung seit September 2021 als fraktale und damit sich selbst bestätigendes Bodenmuster in Form einer umgekehrten S-K-S-Formation interpretieren.

Die CoT-Daten vom 07.06.2022 weisen für Platin allerdings einen sehr starken Anstieg der Short-Position der Commercials um 50 % auf 9.742 Kontrakte aus. Das Open Interest sank parallel um 4 % auf 65.295 Kontrakte.

Insgesamt hat Platin in dieser Woche trotz des deutlichen Preisrückgangs mustertechnisch verbessert, solange das Szenario der umgekehrten S-K-S-Formation aufrechterhalten werden kann. Dabei sollten die nächsten CoT-Daten beachtet werden, denn die aktuellen beinhalten noch nicht die Entwicklung für die wichtige zweite Wochenhälfte.

 

Platin auf TradingView

 

Palladium trotz Wochenverlust charttechnisch interessant

 

Palladium verlor in der abgelaufenen Handelswoche 2,4 % auf 1.919,61 Dollar.

Wie auch Platin könnte Palladium vor einer ,,charttechnischen Schubumkehr‘‘ stehen, wie ein Blick auf den Tagescandle-Chart verdeutlicht. Denn sollte sich am gestrigen Freitag das zweite Tief eines Doppelbodens gebildet haben, könnten Palladium bald deutlich höher Kurse bevorstehen.

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Werbebanner ClaudemusWie auch bei Platin wäre diese Schubumkehr Teil einer größeren Bodenbildung, die mit dem Zwischentief vom 29.09.2021 seinen ersten qualitativen Bezugspunkt bildete. Das seit Mai 2022 potenziell gebildete Doppeltief wäre aus dieser Perspektive die rechte Schulter und das Ausverkaufstief vom 15.12.2021 der Kopf einer umgekehrten S-K-S-Formation. Damit weisen Platin und Palladium mustertechnisch ähnliche Momentum-Strukturen auf.

Die CoT-Daten vom 07.06.2022 fügen sich in dieses Szenario ein, denn die Long-Position der Commercials stieg um 11 % auf 3.581 Kontrakte. Das Open Interest legte gleichzeitig um 8 % auf 7.035 Kontrakte zu.

Insgesamt steigt die Spannung auch bei Palladium. Diese wird durch eine gleichgeartete Musterentwicklung bei seinem Schwestermetall Platin verstärkt. Damit scheint sich der Hinweis in der Vorwoche zu bestätigen, dass ein längerer Aufenthalt auf dem aktuellen Kursniveau aus charttechnischer Perspektive unwahrscheinlich ist.

 

Palladium auf TradingView

 

11.06.2022 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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