Edelmetalle - Wochenrückblick vom 12.03.2022
Die Edelmetallwoche vom 07.03.2022 – 11.03.2022
Die abgelaufene Handelswoche begann mit einer weiteren Eskalation im Krieg Russlands gegen die Ukraine. Zur Wochenmitte kam erste Hoffnung auf eine Annäherung beider Parteien auf, die sich dann aber zunächst zerschlug, bevor der russische Präsident Putin am Freitag wieder etwas Hoffnung machte. Nach einer Achterbahnfahrt des Sentiments der Investoren kam es, nicht zuletzt vonseiten des Terminmarktes, zu einer Gegenreaktion. Per saldo entwickelten sich die Edelmetalle uneinheitlich, ebenso die Aktienmärkte und die Fluchtwährungen US-Dollar und Schweizer Franken. Deutlich zulegen konnten jedoch die langen öffentlichen Renditen in den USA und Deutschland.
Gold kratzt am Allzeithoch
Die Märkte waren auch in dieser Woche wesentlich von der Entwicklung des Krieges in der Ukraine und den stark schwankenden Hoffnungen, diesen zu beenden, geprägt. Sanktionen wurden verstärkt, Gegensanktionen ließen die Lage weiter eskalieren und sorgen neben weiter steigenden Energiepreisen zu hochvolatilen Aktien-, Anleihe- Devisen- und Rohstoffmärkten.
Auch in dieser Woche legte der US-Dollar per saldo zu und gewann 0,2 % auf 1,09139 Dollar, während der Schweizer Franken nach Erreichen der Parität zum Euro 1,8 % auf 1,0199 Franken korrigierte.
Die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe drehte im Wochenvergleich von - 0,108 % auf + 0,241 %, während jene der 10-jährigen US-Treasury von 1,70 % auf 2,003 % zulegte. Der Goldpreis gewann in einer für ihn volatilen Handelswoche 0,7 % auf 1.985,31 Dollar, nachdem er mit einem Wochenhoch bei 2.070,63 Dollar bis auf rund 5 Dollar an sein Allzeithoch vom August 2020 herangekommen war. Auffällig waren erneut die nochmals extrem erhöhten Umsätze. Ganz offensichtlich ringen am Markt Kräfte miteinander, von denen einige ein neues Marktgleichgewicht deutlich über dem Allzeithoch erwarten.
Die CoT-Daten vom 08.03.2022 zeigen für Gold einen Zuwachs der Short-Position der Commercials um 7 % auf 306946 Kontrakte. Das Open Interest legte gleichzeitig um 4 % auf 638.502 Kontrakte zu.
Insgesamt hat Gold sich weiter oberhalb der Nackenlinie seines Doppelbodens stabilisiert. Der lange obere Docht des Wochencandles zeigt aber in Verbindung mit den erneut extrem hohen Umsätzen den massiven Widerstand, den der Goldpreis auf dem Weg zu einem neuen Allzeithoch ausgesetzt ist.
Auch deshalb könnte es zu einem nochmaligen Rücksetzer kommen. Das Umfeld hoher Inflationsraten und damit sehr negativer Realzinsen und die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine stützen die Aufwärtsdynamik bei Gold. Die geldpolitischen Entscheidungen der EZB am Donnerstag hatten auf den Goldpreis dagegen per saldo kaum Auswirkungen.
Aufgrund des hohen oberen Dochtes im Wochencandle-Chart sollte kurzfristig allerdings etwas Vorsicht walten. An dem positiven Primärtrend hat der Kampf um die charttechnische Beendigung der seit August 2020 laufenden Bodenbildung jedoch keinen wirklichen Einfluß.
Gold auf TradingView
Silber hält sich wacker
Der Silberpreis legte im Schlepptau des Goldpreises im Wochenvergleich 0,5 % auf 25,83 Dollar zu.
Auch bei Silber sticht der erneut extrem hohe Wochenumsatz hervor, der ähnlich zu bewerten ist wie jener bei Gold.
Gleichwohl konnte sich der Silberpreis über der Nackenlinie des kleineren zweiten Doppelbodens halten (blaue Horizontale im Chart). Aus charttechnischer Sicht hat sich damit an der Signallage bei Silber ebenso kaum etwas geändert.
Aber auch hier mahnt der lange obere Docht und eine kleine Kerze des Wochencandles zur kurzfristigen Vorsicht. Denn es könnte in den kommenden Tagen zu einem Test der bereits überwundenen mittelfristigen Abwärtstrendlinie kommen.
Die CoT-Daten vom 08.03.2022 zeigen für Silber einen starken Anstieg der Short-Position der Commercials um 22% auf 69.609 Kontrakte, während das Open Interest um 7 % auf 168.283 Kontrakte zulegte.
Insgesamt zeigt die Entwicklung des Silberpreises in dieser Woche eine hohe Widerstandskraft gegen massive Futureverkäufe. Dabei wird es insbesondere interessant sein, wie sich das Lieferverhalten für physisches Silber an der COMEX in den kommenden Wochen entwickelt wird.
Silber auf TradingView
Platin korrigiert ohne charttechnischen Schaden
Der Platinpreis gab im Wochenvergleich 3 % auf 1.095,42 Dollar nach.
Die kurzfristige technische Indikatorenlage ist dabei etwas schwächer als die von Gold und Silber. Gleichwohl sollte dies nicht überbewertet werden, da sich an dem gebildeten Chartmuster qualitativ nur wenig geändert hat. Es sollte dabei auch Beachtung finden, dass sich Platin wie auch Silber und anders als Gold noch rund 50 % unter seinem Allzeithoch befindet. Diese relative Attraktivität dürfte auch von der Entwicklung auf dem physischen Platinmarkt gestützt werden.
Die CoT-Daten vom 08.03.2022 zeigen für Palladium einen sehr starken Anstieg der Short-Position der Commercials um 34 % auf 32.358 Kontrakte, während das Open Interest parallel um 11 % auf 72.496 Kontrakte wuchs.
Insgesamt korrigierte der Platinpreis in dieser Woche sein Kaufsignal nach Überwinden des mittelfristigen Abwärtstrends. Wie auch bei Gold und Silber bleiben mit dem hohen oberen Docht des Wochencandles noch charttechnische Risiken, die im Falle einer neuerlichen Korrektur mehr charttechnischen Schaden anrichten würden als bei Gold oder Silber. Einstweilen bleibt die Lage kurzfristig unübersichtlich, die Mustersignale auf Wochen- und Monatsbasis deuten aber weiter klar auf einen neuen mittelfristigen Aufwärtstrend des weißen Edelmetalls hin!
Platin auf TradingView
Palladium mit scharfer Gegenreaktion nach neuem Allzeithoch
Palladium hatte in dieser Handelswoche die höchste Temperaturdifferenz des Wechselbades aller vier Edelmetalle. Der Wochenverlust beträgt 5,8 % bei einem Schlusskurs von 2.803,73 Dollar.
Gleich am Montag markierte der Palladiumpreis mit 3.410,25 Dollar ein neues Allzeithoch, woraufhin starke Verkäufe einsetzten. Mit Aufkommen erster Deeskalations-Hoffnungen in den Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine in der Türkei ließ dann auch der extreme Aufwärtsdruck deutlich nach, und nach einem kleinen Kursrutsch am Freitag ab 12:00 Uhr dehnte sich der Wochenverlust durch den Tagesverlust vom Freitag in Höhe von 4,56 % noch einmal deutlich aus.
Neben dem neuen Allzeithoch bleiben aus charttechnischer Sicht ein sehr großer oberer Docht des Wochencandles, was in Verbindung mit einem neuen Allzeithoch bei den Wochenumsätzen negativ zu bewerten ist. Dass aber das neue Allzeithoch überhaupt zustande kam deutet auf die begrenzte Möglichkeit hin, den Palladiumpreis durch Future-Verkäufe zu drücken.
Die CoT-Daten vom 08.03.2022 zeigen für Palladium eine Rückkehr der Commercials in eine Short-Position von 563 Kontrakten, wobei in der Vorwoche noch eine Long-Position von 423 Kontrakten bestanden hatte. Das Open Interest legte parallel um 5 % auf 7.631 Kontrakte zu.
Insgesamt hat die Entwicklung bei Palladium in dieser Woche durch das neue Allzeithoch qualitativ verbessert, auch wenn die massive Gegenwehr den Wochenschlusskurs wieder deutlich zurückfallen ließ.
Die hohe Abhängigkeit von einer politischen Einigung mit Russland macht die weitere Entwicklung des Palladium-Preises extrem unbestimmt. Sollte es im Zuge der laufenden Eskalation von Sanktionen des Westens und den Gegensanktionen Russlands zu einem Lieferstopp russischen Palladiums in den Westen und zu einer Lieferung stattdessen nach China kommen, dürften die Karten auf dem Palladiummarkt neu gemischt werden.
Palladium auf TradingView
12.03.2022 - Arndt Kümpel
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