Edelmetalle - Wochenrückblick vom 14.03.2020
Die Edelmetallwoche vom 09.03.2020 - 13.03.2020
Gold
Nachdem es bereits in der vergangenen Woche turbulent bei den Edelmetallen zuging, konnten sich Edelmetallinvestoren auch in dieser Woche nicht über fehlende Spannung beklagen. Das nervöse Oszillieren der letzten Woche verstärkte sich bei einer neuen Abwärtsbewegung der Edelmetalle, bei der sich der Goldpreis allerdings mit Abstand am besten hielt. In der Berichtswoche wurden Liquidationsverkäufe an den Kapitalmärkten großgeschrieben, von denen auch die Edelmetalle nicht verschont wurden. Parallel dazu holte der US-Dollar die Hälfte seiner Verluste gegen den Euro seit 20.02.2020 wieder auf und legte im Vergleich zur Vorwoche um 1,61 % zu, während der Schweizer Franken, wohl nicht zuletzt massiver Interventionen der SNB gehalten notierte. Gold fiel im Wochenvergleich um 8,6 %. Die CoT-Daten vom 10.03.2020 zeigen einen erneuten Rückgang der Short-Position der Commercials um 6 % auf 328.304 Kontrakte. Die Zahl der offenen Kontrakte sank um 8 % auf 633.470.
Technisch fiel Gold diese Woche mit hohen Umsätzen unter seinen steilen Aufwärtstrend (dünne dunkelblaue Aufwärtstrendlinie) und hat nun weiteres Korrekturpotenzial bis zu seiner Unterstützung bei rund 1.450 Dollar, wo aktuell auch die 50-Tage-Linie verläuft. Sollte diese nicht halten, liegt die nächste rund 50 Dollar tiefer, wo sie mit der mittelfristigen flacheren Aufwärtstrendlinie eine Kreuzunterstützung bildet. Erwähnenswert ist zudem, dass auf Monatscandle-Basis Gold zwei obere Dochte gebildet hat, was für eine kurzfristige Fortsetzung der Korrektur spricht. Technisch ist aber bei Gold bis jetzt wenig angebrannt. Es wird in der neuen Handelswoche spannend sein zu sehen, ob die Marke von 1.450 Dollar hält.
Silber
Silber bekam in dieser Woche charttechnisch einiges ab. Die verschachtelten Doppelstrukturen, welche wir zuvor besprachen, lösten sich mit dem Durchbruch unter die Marke von 16,54 Dollar, die als Nackenlinie des erwähnten Doppeltops fungiert, mit hohen Umsätzen nach unten auf. Das anstehende Schneiden der 200-Tage-Linie durch die 50-Tage-Linie von unten nach oben auf dem gleichen Niveau tritt aktuell in den Hintergrund. Denn schwerer wiegt, dass Silber auch die Nackenlinie des vorher gebildeten Doppelbodens (gestrichelte blaue Horizontale) bei rund 16,20 Dollar nach unten durchbrochen hat. Dies deutet eine längere Bodenbildung an. Für die Interpretation als Aufwärtstrend ist daneben nun auch wichtig, dass Silber die Unterstützung vom November 2018 bei 13,90 Dollar nicht unterschreiten. Denn danach kommt technisch nur noch das Zyklustief vom Dezember 2015 bei 13,65 Dollar als charttechnisch seidener Faden in Frage, bevor es richtig ungemütlich wird.
Im Wochenvergleich ging der Silberpreis um satte 15 % zurück. Der CoT-Report der Commercials per 10.03.2020 weist erneut einen deutlichen Rückgang der Short-Position der Commercials um 12 % auf nur noch 60.336 Kontrakte auf. Das Open Interest sank gleichzeitig um 5 % auf 187.060 Kontrakte. Dabei sind die Veränderungen an den turbulenten Handelstagen ab Mittwoch noch nicht enthalten. Es wird also spannend sein zu sehen, ob die Shortposition weiter gefallen ist. Denn man sollte nicht vergessen, dass die (Zwangs) Liquidation von Kontrakten mittelfristig weniger Gewicht hat als die zuvor erwähnten positiven Faktoren. Das Damoklesschwert eines weltweiten Wachstumsschocks dürfte allerdings einstweilen das makroökonomische Pendant seiner charttechnischen Risse sein und seine technische Erholung deshalb auch mit einer diesbezüglichen Risikoverringerung einhergehen.
Platin
Platin kam in der Handelswoche charttechnisch ebenfalls unter die Räder. Allerdings war der Schaden stärker als bei Silber. Im Wochenvergleich verlor Platin 16,1 %. Die Erholung der Vorwoche erwies sich dabei nur als kurze Gegenbewegung eines starken Abwärtstrends, bei dem Platin sowohl intra-weekly als auch per Schlusskurs unter den Tiefstkursen seiner dreifachen Bodenbildung ab August 2018 schloss. Hinzu kommt, und das wiegt fast noch schwerer, dass Platin am 13.03.2020 mit 739,42 Dollar intraday sein Zyklustief vom Oktober 2008 bei 752,50 Dollar unterschritten hat. Das ist ein echtes Problem bei der Interpretation, auch wenn der Monatsschlusskurs noch lange nicht feststeht. Denn damit steht die gesamte Bodenbildung der letzten 11 ½ Jahre infrage. Stattdessen kommt bei einem Blick nach unten die nächste signifikante Unterstützung erst bei rund 600 Dollar in Sichtweite. Dies bedeutet, dass für Platin bei einem Monatsschlusskurs unter 752,50 Dollar die Risiken deutlich steigen, dass es nochmals rund 20 % tiefer geht. Aber so weit sind wir noch nicht. Gleichwohl wäre es fahrlässig, dies nicht zu erwähnen!
Die CoT-Daten vom 10.03.2020 zeigen einen Rückgang der Short-Position der Commercials um 3 % auf noch 39.297 Kontrakte. Das Open Interest ging parallel um 7 % auf noch 76.017 Kontrakte zurück.
Palladium
Diese Woche konnte sich auch Palladium dem Verkaufsdruck der Märkte nicht entziehen. Per saldo ergab sich für Palladium im Wochenvergleich ein Rückgang um satte 771,65 Dollar bzw. 30 %! Die Short-Position der Commercials ging per 10.03.2020 erneut deutlich zurück, diesmal um 15 % auf nur noch 2.775 Kontrakte. Das Open Interest fiel parallel um 6 % auf nur noch 12.210 offene Kontrakte.
Ein Blick auf den Chartverlauf zeigt, dass Palladium im Berichtszeitraum sein Ausbruchsniveau kurz über 1.60 Dollar testete, die 50-Tage-Linie verletzte und zum Wochenschluss knapp unter seiner Unterstützung vom Oktober 2019 schloss. Damit wird zunehmend wahrscheinlicher, dass die Phase, in der Palladium keine Erdanziehungskraft mehr spürte, sich wohl vorerst erledigt hat. Aus längerfristiger Perspektive könnte Palladium allerdings einfach in einen weniger steilen Aufwärtstrend eingetreten sein. Dies wird genau zu beobachten sein, wenn sich der Staub der Finanzexplosion von dieser Woche etwas gelegt hat.
14.03.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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