Edelmetalle - Wochenrückblick vom 18.06.2022
Die Edelmetallwoche vom 13.06.2022 – 17.06.2022
Mit der stärksten Zinserhöhung seit 1994 sorgte die US-Notenbank in dieser Woche für mehr Klarheit bei den Investoren bezüglich ihrer Geldpolitik. Angesichts der sehr hohen Inflationsrate und nachlassender Konjunkturdynamik bleibt allerdings offen, wie sie den Rückkopplungseffekten dieser Politik begegnen wird. Gleichwohl ist sie damit der EZB und der Bank von Japan um einiges voraus, wie auch die Wechselkursentwicklung verdeutlicht. Die Krisenwährungen US-Dollar und Schweizer Franken legten zu, der Euro und der japanische Yen gaben nach. Parallel stiegen die langen Zinsen weiter, und im Euroraum vergrößerten sich die Zins-Spreads. In risikoaversen Märkten gaben die Aktienindizes ebenso nach wie die Edelmetalle, wobei Platin und Palladium überdurchschnittlich schwach tendierten.
Goldpreis formt einen Doppelboden
Auch in dieser Handelswoche zeigte sich an den Kapitalmärkten weiter eine hohe Dynamik. Im Anschluss an die Zinsentscheidungen der großen Notenbanken, insbesondere an die Zinserhöhung der US-Notenbank um 0,75 % am Mittwoch, reagierten die Kapitalströme auf eine sich immer stärker abzeichnende Divergenz in der Geldpolitik. Im Euroraum vergrößerten sich die Zinsdifferenzen der Staatsanleihen der Mitgliedsländer weiter, so dass die EZB sogar eine Sondersitzung dazu abhielt. Die langen Zinsen stiegen im Berichtszeitraum erneut weiter zu. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury stieg im Berichtszeitraum von 3,155 % auf 3,238 %, und die der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe legte von 1,501 % auf 1,667 % zu.
Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) gab parallel 4,8 % ab, während der DAX im Wochenvergleich 4,6 % tiefer schloss. Der US-Dollar gewann im Vergleich zur Vorwoche 0,3 % auf 1,04938 Dollar, und der Schweizer Franken holte gegen den Euro nach der schwächeren Vorwoche 2 % auf 1,01776 Franken auf. Die Edelmetalle zeigten sich in diesem Umfeld schwächer. Der Goldpreis verlor im Wochenvergleich 1,7 % auf 1.840,40 Dollar.
Nach seinen hohen Verlusten am Montag dieser Woche konnte er sich ab der Wochenmitte wieder erholen und bildete dabei ein zweites Kurstief, welches auf Tiefstkurs-Basis höher lag als jenes vom 16.05.2022. Damit hat Gold deutliche Ansätze für einen Doppelboden ausgebildet.
Die CoT-Daten vom 14.06.2022 weisen für Gold einen deutlichen Rückgang der Short-Position der Commercials auf, die um 11 % auf 178.569 Kontrakten fielen, während das Open Interest um 1 % auf 497.456 Kontrakte anstieg.
Insgesamt hat sich der Goldpreis in dieser turbulenten Handelswoche gut geschlagen. Insbesondere die Reaktion auf die US-Zinserhöhung spricht dafür, dass das Argument steigender Zinsen, welches einem parallelen Goldpreisanstieg entgegensteht, möglicherweise überstrapaziert wird.
Gold auf TradingView
Silber in dieser Woche stärker als Gold
Silber gab in der abgelaufenen Handelswoche 1 % auf 21,68 Dollar ab und war damit das Edelmetall mit den geringsten Verlusten.
Wie auch Gold bildete sich bis zur Wochenmitte ein neues Kurstief, welches auf Tagesbasis der zweite Teilboden eines Doppelbodens sein könnte.
Angesichts einer Inflationsrate im Mai in der Eurozone von 8,8 % und von 8,1 % in der EU bleibt zwar noch offen, wann das weiße Edelmetall darauf reagiert. In der Vergangenheit hat es sich allerdings als inflationssensibler als Gold erwiesen.
Die CoT-Daten vom 14.06.2022 weisen für Silber einen sehr starken Rückgang der Short-Position der Commercials um 21 % auf 22.047 Kontrakte aus. Das Open Interest legte parallel um 2 % auf 151.978 Kontrakte zu.
Insgesamt hat sich die Situation für Silber weiter verbessert, zumal sich inzwischen auch ein Kursboden gebildet hat, der den Silberpreis in den kommenden Handelstagen wieder aus der charttechnischen ,,Gefahrenzone‘‘ heben könnte. Bislang fehlen allerdings sowohl größere Preisreaktionen als auch die dazugehörigen deutlich höheren Umsätze.
Silber auf TradingView
Platin weiter schwach
Platin verlor in der abgelaufenen Handelswoche 4,5 % auf 928,67 Dollar und schwächte damit die Symmetrie unsere Mustervermutung aus der Vorwoche, falsifizierte sie aber auch (noch) nicht.
Bedeutende Bewegung gab es bei Platin zudem an den Terminmärkten. Die CoT-Daten vom 14.06.2022 weisen für Platin allerdings einen erneuten sehr starken Anstieg der Short-Position der Commercials um 30 % auf 6.793 Kontrakte auf, während das Open Interest um 2 % auf 66.613 Kontrakte zulegte.
Insgesamt bleibt die Musterlage bei Platin weiter unscharf, denn die Symmetrie eines möglichen Bodens ist bislang niedrig. Die bedeutenden Veränderungen an den Terminmärkten zeigen aber, dass unter der Preisoberfläche bedeutende Tiefenströmungen herrschen!
Platin auf TradingView
Palladium ist Wochenverlierer
Palladium war mit einem Wochenverlust von 6,5 % auf 1.794,97 Dollar bei den Edelmetallen Wochenverlierer.
Allerdings könnte der Abverkauf, den Palladium seit dem Intraday-Reversal am Tag des neuen Allzeithochs, dem 07.03.2022, erlebt hat, dem Ende zugehen. Denn die charttechnischen Chancen sind gut, dass Palladium in der Nähe des aktuellen Kursniveaus einen Boden findet. Damit hätte die Unterstützungszone, welche sich ab Ende November 2021 gebildet hat, gehalten.
Mustertechnisch wäre damit ein Doppelboden möglich, dessen Mitte eine S-K-S-Formation mit dem 07.03.2022 als Kopf bildet. Der hohe Symmetriegrad dieser S-K-S-Formation legt ebenfalls eine Bodenbildung oberhalb von 1.728 Dollar, dem Monatsultimo vom November 2021, nahe.
Die CoT-Daten vom 14.06.2022 passen ebenfalls in dieses Szenario. Die Long-Position der Commercials stieg in der abgelaufenen Handelswoche um 22 % auf 4.354 Kontrakte. Das Open Interest legte parallel um 10 % auf 7.740 Kontrakte zu. Insgesamt steht auch Palladium eine Musterentscheidung an. Ein Durchbruch unter die Unterstützungszone zwischen 1.728 Dollar und 1.743 Dollar wäre klar negativ zu werten, konkrete Ansätze einer Bodenbildung oberhalb von 17.28 Dollar dagegen deutlich positiv.
Palladium auf TradingView
18.06.2022 - Arndt Kümpel
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