Edelmetalle - Wochenrückblick vom 18.07.2020
Die Edelmetallwoche vom 13.07.2020 - 17.07.2020
Gold
Die Spannung steigt am Edelmetallmarkt!
Wer so eine Realität hat, der braucht eigentlich kein Reality-TV mehr (oder vielleicht gerade deshalb erst recht)! Denn das offene Koppelsystem Natur- Gesellschaft zeigt in letzterem Teilsystem zunehmend Stresssymptome. Und zwar nicht nur aufgrund des Corona-Schocks auf deren Institutionen, sondern auch durch seine dysfunktionelle Steuerung dieses reflexiven Teilsystems (selbstreferenzielle Governance).
Aus dieser blutleeren systemtheoretischen Perspektive braucht man aber auch nicht viel Fantasie, um die Funktion von Edelmetallen in der Menschheitsgeschichte zu erkennen. Denn diese war in den allermeisten vergleichbaren Situationen der letzten 3.000 Jahre die gleiche wie heute. Seuchen, für die man weder den Übertragungsweg noch ein Gegenmittel kannte, waren über weite Strecken die Regel in der Weltgeschichte.
Wenn also die Wertvorstellung des Goldes von der geronnenen Geschichte früherer Krisen gespeist wird, lohnt es sich, diese bei der Interpretation der aktuellen Entwicklung im Auge zu behalten. Denn die Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber sie reimt sich.
Zentraler Anker in diesem ,,Sicherheitsuniversum‘‘ ist Gold. Dass das gelbe Edelmetall aktuell auf Monatsbasis weniger als 1 % unter seinem höchsten Monatsschluss steht (s. Chart), sagt eigentlich schon alles. Und dies vor dem Hintergrund einer fast 9 Jahre dauernden Bodenbildung, wenn man den August 2011 als Ausgangspunkt nimmt.
Die vergangenen Wochen wirken dabei wie die letzten Meter auf einem Marathonlauf. Gold ist aber nicht erschöpft, sondern fängt erst richtig an. Denn es reagiert auf die steil sinkende ,,Visibility‘‘ und das schwächer werdende Vertrauen in die oben genannten Institutionen.
Das Allzeithoch auf Monatsbasis vom August 2011 bei 1.825,61 Dollar liegt nach dem gestrigen Wochenschluss von 1.810,05 Dollar noch 15,36 Dollar bzw. 0,85 % entfernt. Der Monatsultimo ist zwar noch ein paar Tage entfernt, aber es zeigt, warum die (charttechnische) Spannung steigt.
Im Wochenverlauf gewann der Goldpreis 11,60 Dollar bzw. 0,64 %, während parallel der US-Dollar 1,31 % abgab.
Die CFTC-Daten vom 14.07.2020 zeigen für Gold erneut nur eine minimale Änderung der Short-Position der Commercials. Diese sank von 302.592 auf 302.018 Kontrakte. Das Open Interest stieg dagegen leicht von 572.776 Kontrakten auf 580.175 Kontrakte.
Insgesamt steht der Goldpreis spannungsgeladen vor einer zentralen mittel- und langfristigen Kursschwelle, deren Überwinden wohl noch viel stärker als bisher an seine historische Funktion als ,,ehrliches Geld‘‘ erinnert dürfte.
Silber
Silber tat in dieser Woche, das, was es bereits seit einigen Wochen tut, nämlich sich stärker als Gold zu entwickeln und die Bewertungs- und Performancelücke zwischen beiden zu schließen.
Und ganz nebenbei bestätigt es unsere Vermutung eines ,,Slingshot Move‘‘ weiter (s. Chart). Und weil die Dynamik des Peitschenknalls so gut passt, verzichten wir diese Woche auf das Einmalen von Kurven und Linien in den Silberchart. Im Wochenvergleich gewann der Silberpreis dabei 61 US-Cent oder 3,26 %.
Am Terminmarkt stieg die Short-Position der Commercials per 14.07.2020 um 14 % auf 60.195 Kontrakte, während sich das Open Interest um 5 % auf 178.367 Kontrakte vergrößerte.
Insgesamt hat Silber mit Verlassen der massiven Widerstandszone um 18,50 Dollar ein bedeutendes mittelfristiges Kaufsignal gegeben und hat nun Raum bis zum zentralen statischen Widerstand der mehrjährigen Bodenbildung bei 21,13 Dollar.
Platin
Platin, welches charttechnisch mit dem stärksten Gegenwind unter den vier Edelmetallen zu kämpfen hat, zog sich in dieser Woche gut aus der Affäre. Es legte um 18,25 Dollar bzw. 2,2 % zu und stieg damit nicht nur stärker als Gold, sondern sogar noch leicht stärker als Palladium.
Ein Blick auf den Chart deutet an, dass Platin gute Chancen hat, bis in den Widerstandsbereich von 900 Dollar vorzudringen.
Die Short-Position der Commercials sank zum 14.07.2020 wieder um 2 % auf 20.918 Kontrakte, während das Open Interest um 2 % auf 48.016 Kontrakte abnahm.
Insgesamt könnten damit für Platin wie auch für Silber bessere Tage vor der Tür stehen. Den es sei daran erinnert, dass die dynamischen Indikatoren auch bei Platin schon ansteigen werden, bevor die letzten statischen Widerstände, wie etwa jene bei etwa 967 Dollar und 1020 Dollar, überwunden wurden.
Palladium
Was Isaak Newton als Urheber des Spruches ,,What goes up, must come down‘‘ zu Palladium sagen würde, wissen wir zwar nicht. Dass er aber auch bei Palladium richtig gelegen hätte, zeigt der untenstehende Graph. Nach einem explosiven Anstieg folge ein ebenso explosiver Einbruch. Dieser aber bildete einen insgesamt höheren Boden als frühere Konsolidierungen, weshalb es sich unserer Ansicht nach nach wie vor um eine Konsolidierung im Aufwärtstrend handelt.
Palladium hat aus Wochenperspektive seine fraktale doppelbödige Konsolidierung auf kleinerer Basis abgeschlossen, da sein Wochenschlusskurs über der kleineren Nackenlinie, die sich bei 1.967,25 Dollar befindet, liegt. Dies erhöht die Spannung über den weiteren mittelfristigen Verlauf, wie die blaue Horizontale andeutet. Denn auch wenn dazwischen noch einige Widerstände liegen: Sollte Palladium so aus seinem ,,Konsolidierungsloch‘‘ herausspringen, wie es hineingefallen ist, könnte sich das weiße Edelmetall relativ fix der Marke von 2.708,72 Dollar, dem Wochenschluss vom 17.02.2020, nähern.
Wir werden sehen.
Einstweilen hatte auch Palladium erneut eine gute Woche. Es legte 41,25 Dollar bzw. 2,1 % zu.
Die COT-Daten vom 14.07.2020 zeigen einen Anstieg der Short-Position der Commercials um 14 % auf 2.311 Kontrakte, während das Open Interest um 12 % auf 8.100 Kontrakte zulegte.
Damit befindet sich auch Palladium in einer explosiven Ausgangslage. Die gegenüber den Vorwochen deutlich gestiegenen Umsätze deuten zudem an, dass dies zumindest aus Sicht großer Käufer in dieser Woche kein Zufall ist.
18.07.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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