Edelmetalle - Wochenrückblick vom 18.09.2021
Die Edelmetallwoche vom 13.09.2021 – 17.09.2021
In der abgelaufenen Handelswoche litten die Märkte unter einem Mix aus weltweit steigenden Inflationszahlen, einer weiter unsicheren geldpolitischen Antwort führender Notenbanken darauf sowie zunehmenden Spannungen am chinesischen Kapital- und Immobilienmarkt. Die Aktienmärkte steuern weiter auf eine Korrektur zu, und die Edelmetalle litten unter einer Mischung aus ,,Risk-off‘‘ - Sentiment, was den US-Dollar weiter erstarken ließ, und zunehmenden Sorgen über das globale Wirtschaftswachstum.
Gold schließt unter mittelfristiger Aufwärtstrendlinie
Der September zieht die Kapitalmarktakteure in seinen unsichtbaren Bann, so scheint es zumindest. Denn die faktische Pleite des nach Umsatz größten chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande, der auf Verbindlichkeiten von über 300 Mrd. Dollar sitzt, drückte auf das Sentiment vieler Sektoren. Das gleichzeitig weltweit die Inflationsraten steil nach oben gehen, verstärkt dabei den realwirtschaftlichen Stress. In der Folge gaben die Aktien leichter und die Edelmetalle stärker nach.
Der Goldpreis gab in der abgelaufenen Handelswoche insbesondere am Donnerstag deutlich nach und schloss mit einem Wochenverlust von 1,8 % bei 1.754,95 Dollar.
Der Goldpreis hat in dieser Woche seine seit Mai 2019 laufende und im Corona-Crash im März 2020 bestätigte mittelfristige Aufwärtstrend-Linie auf Wochenschlusskurs-Basis unterschritten. Charttechnisch hat sich damit die mittelfristige Lage bei Gold weiter eingetrübt.
Nun ist zwar weiter eine Bodenbildung oberhalb der Unterstützung von 1.670 Dollar möglich, aber inzwischen weniger wahrscheinlich als vorher. Sollte der US-Dollar weiter erstarken, könnte diese Unterstützung bald getestet werden.
Die CoT-Daten vom 14.09.2021 zeigen für Gold einen leichten Rückgang der Short-Position der Commercials um 1 % auf 234.251 Kontrakte. Das Open Interest blieb mit 506.356 Kontrakten wieder praktisch unverändert.
Insgesamt hat sich die charttechnische Ausgangslage für Gold im Wochenverlauf weiter eingetrübt, ist aber gegenüber seinen Schwestermetallen weiterhin relativ stabil.
Silber schwach
Der Silberpreis fiel in dieser Handelswoche auch aus historischer Perspektive im Vergleich zu Gold deutlich stärker, wie das Verhältnis der Wochenverluste von 3,17 : 1 zeigt. Absolut gab der Silberpreis im Wochenvergleich 5,7 % auf 22,40 Dollar nach.
Wie der Wochencandle-Chart zeigt, schloss Silber damit auf dem tiefsten Wochenschluss seit dem starken Ausbruch nach oben im Juli 2020.
Wie bei Gold steht auch bei Silber die inzwischen schwächere Mustervermutung eines Doppelbodens im Raum, der sich oberhalb der Marke von 21,66 Dollar bilden könnte. Ein Unterschreiten dieser Marke könnte schnell zu einem Test des zentralen Ausbruchsniveaus auf Monatsbasis von 21,13 Dollar und darunter führen.
Die CoT-Daten vom 14.09.2021 zeigen für Silber einen deutlicheren Rückgang der Short-Position der Commercials um 7 % auf 40.156 Kontrakte. Das Open Interest legte parallel leicht um 1 % auf 140.540 Kontrakte zu.
Insgesamt spitzt sich die charttechnische Lage auch bei Silber zu. Seine industrielle Nachfrage-Komponente macht es gegenüber einem globalen oder chinesischen Wachstumseinbruch sensibel. Dieser Effekt könnte kurzfristig seine Funktion als ,,Inflations-Thermometer‘‘ überlagern. Denn noch scheinen die Märkte überwiegend den großen Notenbanken zu glauben, dass die stark steigenden Inflationsraten nur vorübergehend erhöht sind.
Platin weiter im Rückwärtsgang
Platin gab auch in dieser Woche weiter nach, wenn auch weniger stark als in der Vorwoche und verlor per saldo 2 % auf 942,45 Dollar. Damit bestätigte sich zudem die Vermutung der Vorwoche, dass Platin seinen Korrekturboden noch nicht gefunden hat.
Nun liegt die nächste nennenswerte Unterstützung bei der im November 2020 überwundenen langfristigen Abwärtstrend-Linie. Diese steht aktuell bei rund 895 Dollar und bietet die einzige Unterstützung oberhalb von 850 Dollar.
Die CoT-Daten vom 14.09.2021 zeigen für Platin einen sehr starken Rückgang der Short-Position der Commercials um 53 % auf 6.348 Kontrakte, während das Open Interest gleichzeitig deutlich um 10 % auf 75.870 Kontrakte zulegte. Damit entspricht die marginale Positionsänderung der Commercials bei Platin qualitativ jener von Palladium.
Insgesamt zeigt die abgelaufene Handelswoche zwar einen leichteren Rückgang als bei Silber oder Palladium. Dies ist jedoch nicht mit nachhaltiger relativer Stärke zu verwechseln. Insbesondere sollte in den kommenden Handelstagen beobachtet werden, ob Platin sich weiter oberhalb seiner langfristigen Abwärtstrend-Linie halten kann.
Palladium erneut Wochenverlierer
Nach den zweistelligen Verlusten in der Vorwoche ging es für Palladium auch in dieser Woche weiter abwärts. Zum Wochenschluss blieben dann ein Verlust von 6 % und ein Schlusskurs von 2.013,22 Dollar.
Mit diesem Wochenschlusskurs hat Palladium nun seine seit dem 16.08.2018 laufenden Aufwärtstrend unterschritten und ein mittelfristiges Verkaufssignal generiert. Dies ist auf Monatsschlusskurs-Basis noch ,,charttechnisch linderbar‘‘, zeigt aber an, dass sich bei Palladium bedeutende Abwärtsfaktoren gebildet haben. Ganz wesentlich dürfte, wie bereits in der Vorwoche beschrieben, die Entwicklung in China dazu beigetragen haben. Die nächste Unterstützungszone liegt nun im Bereich von 1.600 Dollar.
Erstaunlich sind aber auch die CoT-Daten vom 14.09.2021. Sie zeigen für Palladium einen weiteren dramatischen Anstieg der Long-Position der Commercials um 773 % auf 2060 Kontrakte. Das Open Interest stieg parallel aber nur leicht um 1 % auf 8.607 Kontrakte. Geht man davon aus, dass die Commercials mittelfristig richtigliegen und die Long-Positionierung richtig ist, ist eine starke Richtungsänderung beim Palladiumpreis wahrscheinlicher, als es der Preischart anzeigt. Auf jeden Fall ist die seit Jahren nicht gesehene deutliche Long-Position der Commercials bemerkenswert!
18.09.2021 - Arndt Kümpel
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)