Edelmetalle - Wochenrückblick vom 19.03.2022
Die Edelmetallwoche vom 14.03.2022 – 18.03.2022
In der abgelaufenen Handelswoche schalteten die Kapitalmärkte trotz wenig konkreter Aussicht auf eine Deeskalation in der Ukraine wieder in den ,,Risk-on-Modus‘‘. Die Inflationsraten steigen auf beiden Seiten des Atlantiks weiter, die Ergebnisse des geldpolitischen Treffens der US-Notenbank am Mittwoch lagen für die Investoren offensichtlich im Rahmen des Erwarteten. Zudem zerstreute die chinesische Regierung die größten Sorgen der Anleger, dass die Behörden tatenlos zusehen könnten, wie die chinesischen Aktienmärkte abstürzen. Im Ergebnis holten die Aktienmärkte einen großen Teil der Verluste aus der Vorwoche auf, die langen Zinsen stiegen wieder, Bitcoin konnte deutlich zulegen und der Euro legte gegen den US-Dollar und die Fluchtwährung Schweizer Franken zu. Dagegen verloren die Edelmetalle deutlich, am stärksten Palladium.
Goldpreis gibt deutlich nach
Die abgelaufene Handelswoche stand wieder einmal ganz im Zeichen zunehmender Risikofreude, aber auch dem Motto ,,Climbing the wall of worry‘‘.
Die ökonomische Eskalation im Konflikt zwischen Russland und dem Westen sowie die militärische mit der Ukraine setzte sich fort, was die Marktteilnehmer nicht davon abhielt, Risiko-Assets zu kaufen. In diesem ,,Risk-on-Modus‘‘ waren die Edelmetalle nicht gefragt und gaben deutlich nach.
Parallel dazu gab der US-Dollar gegen den Euro 1,3 % auf 1,10512 Dollar ab, und auch der Schweizer Franken verlor 1 % auf 1,02957 Franken gegen den Euro. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury stieg im Wochenvergleich von 2,003 % auf 2,147 %, während jene der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe von 0,241 % auf 0,363 % nach oben sprang. Die Aktienmärkte konnten sich parallel deutlich erholen. Der DAX gewann im Wochenvergleich 5,8 % auf 14.413 Punkte, während der Dow Jones Industrial 5,5 % auf 34.755 Zähler zulegte.
Edelmetalle waren in dieser Woche mehr oder weniger ,,out‘‘. Der Goldpreis verlor im Wochenvergleich 3,4 % auf 1.920,58 Dollar.
Wie wir ja bereits in der vergangenen Woche anmerkten, ist der lange obere Docht des Wochencandles der letzten Woche charttechnisch negativ zu bewerten. Dieser entwertet zwar nicht das qualitative mittelfristige Kaufsignal. Jedoch zeigen die historisch extremen Umsätze der Vorwoche in Kombination mit der Abwärtsbewegung in dieser Woche, dass auf dem Weg zu einem neuen Allzeithoch für Gold noch einiger Widerstand zu überwinden ist.
Die CoT-Daten vom 15.03.2022 zeigen für Gold einen Rückgang der Short-Position der Commercials um 3 % auf 297.441 Kontrakte, während das Open Interest um 3 % auf 617.605 Kontrakte abnahm.
Insgesamt fiel der Goldpreis in dieser Woche zwar deutlich zurück, konnte sich aber, wie ein Blick auf den Kurschart zeigt, über der Nackenlinie des Doppelbodens halten. Charttechnisch ist die Lage für den Goldpreis je nach Zeitskale ambivalent. Solange die Nackenlinie des Doppelbodens nicht auf Monatsschlusskurs-Basis signifikant unterschritten wird, bleibt es aber bei einer insgesamt aufwärtsgerichteten Grundtendenz.
Gold auf TradingView
Silber fällt deutlich, hält sich aber relativ zu Gold gut
Der Silberpreis verlor in der abgelaufenen Handelswoche mit 3,5 % und einem Schlusskurs von 24,97 Dollar in etwa so viel wie Gold. Historisch ist dies aber als relative Stärke zu werten, weshalb die Einschätzung für den Silberpreis in dieser Woche für die Preisdynamik positiver ausfällt als bei Gold. Allerdings schloss Silber auf Wochencandle-Basis unter der Nackenlinie seines Doppelbodens, was negativ zu bewerten ist.
Die Umsätze waren zwar deutlich niedriger als in der Vorwoche, aber im historischen Vergleich immer noch deutlich erhöht.
Die CoT-Daten vom 15.03.2022 zeigen für Silber einen Rückgang der Short-Position der Commercials um 3 % auf 67.579 Kontrakte, während das Open Interest um 5 % auf 159.571 Kontrakte sank.
Insgesamt bleibt die charttechnische Situation auch in dieser Woche wie auch bei Gold weiter unscharf. Mustertechnisch hat Silber allerdings mit seinem doppelten Doppelboden seit August 2020 ein signifikanteres Bodenmuster ausgebildet als Gold. Der qualitative Wert dieser Struktur bleibt bis auf Weiteres dominant und läßt in Schwächephasen eher eine weiter zunehmende relative Stärke von Silber gegen Gold erwarten.
Silber auf TradingView
Platin leidet unter Palladium
Der Platinpreis verlor in der abgelaufenen Handelswoche 6 % auf 1.030,42 Dollar und dürfte dabei auch unter dem fast doppelt so hohen Wochenverlust von Palladium gelitten haben.
Charttechnisch zeigt sich in dieser Woche erneut eine relative Musterschwäche. Denn zu der nicht sehr symmetrischen Doppelbodenbildung schloss sich nun mit weiter sehr hohen Umsätzen ein erneutes signifikantes Unterschreiten der zugehörigen Nackenlinie an. Dies mahnt musterseitig bei Platin zu erhöhter Vorsicht.
Die CoT-Daten vom 15.03.2022 zeigen bei Platin allerdings einen deutlichen Rückgang der Short-Position der Commercials um 21 % auf 25692 Kontrakte. Das Open Interest verringerte sich gleichzeitig um 7 % auf 67.727 Kontrakte.
Insgesamt hat sich bei Platin die charttechnische Lage kurzfristig weiter eingetrübt. Insbesondere die anhaltend sehr hohen Umsätze verleihen dem deutlich nachgebenden Preis ein Gewicht, das zu kurzfristiger Vorsicht mahnt.
Jedoch ergibt sich auf Monatscandle-Basis noch keine Neueinschätzung. Der Monatsultimo für März sollte deshalb genauer betrachtet werden.
Platin auf TradingView
Palladium ist Wochenverlierer
Palladium gab in dieser Woche deutlich nach und verlor 11,1 % auf 2.484,08 Dollar. Zwischen dem Hoch der Vorwoche und dem Tief in dieser Woche lagen rund 1.100 Dollar – Palladium ist also nichts für schwache Anlegernerven!
Allerdings verstellt der Wochencandle etwas den Blick auf die Tatsache, dass Palladium sich nach seinem hohen Verlust am Montag im Wochenverlauf stabilisierte. Und auch der Wochenschlusskurs hielt sich knapp oberhalb der Unterstützung vom Juni 2021.
Die CoT-Daten vom 15.03.2022 zeigen für Palladium einen Vorzeichenwechsel bei der Positionierung der Commercials von 563 Short zu 220 Kontrakten Long. Das Open Interest fiel parallel um 8 % auf 6.992 Kontrakte. Insgesamt ist die anhaltende scharfe Korrektur von Palladium nach dem neuen Allzeithoch in der vergangenen Woche im Kontext der weiterhin sehr hohen Umsätze negativ zu bewerten. Allerdings ist charttechnisch bislang noch relativ wenig Porzellan zerschlagen. Auch bei Palladium dürfte es bei der Einschätzung verstärkt auf den Monatscandle für März 2022 ankommen.
Palladium auf TradingView
19.03.2022 - Arndt Kümpel
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