Edelmetalle - Wochenrückblick vom 20.02.2021
Die Edelmetallwoche vom 15.02.2021 – 19.02.2021
Gold
In der abgelaufenen Handelswoche verfestigte sich die Gesamteinschätzung, dass die Edelmetalle technisch vor einem stärkeren Impuls in die eine oder andere Richtung stehen. Denn charttechnisch spitzt sich die Lage weiter zu, und die deutliche Underperformance von Gold gegenüber den anderen drei Edelmetallen ist mehr als ungewöhnlich.
Einer der wesentlichen Ursachen für die relative Schwäche der Edelmetalle dürfte der weiter deutliche Anstieg der Renditen auf beiden Seiten des Atlantiks sein. Dies bremste nicht nur die Edelmetalle, sondern auch die Aktienmärkte, auch wenn es der Dow Jones Industrial noch auf ein kleines Wochenplus von 0,1 % schaffte, der DAX jedoch mit einem Wochenabschlag von 0,4 % schloss.
Der US-Dollar blieb aber trotz steigender Zinsen gegen den Euro im Wochenverlauf praktisch unverändert mit 1,21142 Dollar je Euro. Dafür machte Bitcoin im Wochenverlauf wieder einen Sprung nach oben und legte im Wochenvergleich 17,9 % auf 55.866 Dollar zu.
Gold litt deshalb zum einen unter den steigenden Zinsen, wohl aber auch aus Abflüssen aus den Edelmetallen in die Kryptowährungen. Im Wochenvergleich schloss das gelbe Metall 2,2 % tiefer bei 1.784,19 Dollar.
Unsere Mustervermutung eines Doppelbodens wurde am gestrigen Freitag sowohl auf Intraday-Basis wie auch auf Schlusskurs-Basis falsifiziert. Damit ist nun wieder offen, wie das Muster der Bodenbildung aussieht, auch wenn die Signifikanz dieses Musterbruchs noch aussteht. Auf jeden Fall besteht jetzt neues Abwärtspotenzial, welches bei einem Blick auf den Langfristchart bis in den Bereich um 1.600 Dollar gehen kann, sollte der Goldpreis auf Monatsschlusskurs-Basis die Marke von 1.772,26 Dollar nicht verteidigen können.
Die letzten CoT-Daten vom 16.02.2021 an der COMEX zeigen für Gold einen deutlicheren Rückgang der Short-Position der Commercials um 6 % auf 275.078 Kontrakte. Das Open Interest ging leicht um 1 % auf 503.016 Kontrakte zurück.
Insgesamt sind nach dieser Woche kurzfristig schwächere Goldpreise deutlich wahrscheinlicher geworden. Und auch wenn, wie bereits mehrfach dargestellt, langfristig noch nichts angebrannt ist, gibt es derzeit auch keinen hohen Handlungsbedarf, Gold zu kaufen. Sollte sich der Musterbruch als Bärenfalle entpuppen, ist die Lage neu zu beurteilen. Bis dahin haben sich die Wahrscheinlichkeiten in Richtung schwächerer Goldpreise verschoben.
Silber
Silber hielt sich im Vergleich zu Gold in dieser Woche erstaunlich gut und gab im Wochenverlauf nur 0,3 % auf 27,29 Dollar ab.
Allerdings zeigt der Silberchart, dass sich die strukturellen Bremsklötze im Silberchart verfestigen. Sowohl der Tagesschlusskurs des links im Chart abgebildeten ersten Aufwärtsimpulses wie auch der tiefer liegende (lila Rechtecke) erhärten die Vermutung, dass der zweite Aufwärtsimpuls im Februar 2020 das zweite Top eines Doppeltops sein könnte, auch wenn das Tageshoch vom 01.02.2021 untypischerweise höher liegt als das erste Impulshoch vom 07.08.2020.
Sollte diese Interpretation zutreffen, ist ein Test der Nackenlinie dieses Doppeltops zu erwarten, welches bei 21,66 Dollar liegt und am 24.09.2020 erreicht wurden. In diesem Falle wäre in Anschluss einiges Abwärtspotenzial entstanden, welches auch zu einem Unterschreiten der zentralen Unterstützung auf Monatsbasis von 21,13 Dollar führen dürfte. Und auch wenn dieses Kursniveau noch relativ weit entfernt liegt, so wäre dies bei einer überproportionalen Schwäche von Silber gegenüber Gold auch plausibel.
Die letzten CoT-Daten vom 16.02.2021 an der COMEX zeigen für Silber eine Abnahme der Short-Position der Commercials um 2 % auf 71.388 Kontrakte. Das Open Interest legte dagegen um 2 % auf 183.54 Kontrakte zu.
Insgesamt sieht der Silberpreis noch besser aus als der Goldpreis, aber der strukturelle Druck ist kurzfristig mindestens genauso hoch. Nach dem Fehlsignal nach oben vom 01.02.2021 ist nun erhöhte Vorsicht auch nach oben angebracht. Ein neuer Ausbruchsversuch über die Marke von 30 Dollar sollte nun auf jeden Fall auf Wochencandle-Basis bestätigt werden und mit überzeugend höheren Umsätzen einhergehen.
Platin
Platin zehrte in dieser Handelswoche per saldo immer noch von seinem starken mittel- und langfristigen Kaufsignal und konnte als einiges der großen Edelmetalle ein Wochenplus verbuchen. Der Platinpreis legte im Wochenvergleich um 1,7 % auf 1.276,85 Dollar zu.
Wie aber die rote Horizontale im Platinchart verdeutlicht, hat Platin am Dienstag dieser Woche eine bedeutende Widerstandszone getestet und ist an dieser erst einmal abgeprallt. Die luftige Kurshöhe der Gewinne in den vergangenen Wochen zeigt, dass es nicht viel Fantasie braucht, um zumindest eine Konsolidierung dieser Gewinne oberhalb der mittelfristigen Aufwärtstrend-Linie anzunehmen.
Diese verläuft derzeit bei rund 960 Dollar, wobei darüber noch zwei mittelstarke Unterstützungen Halt in einer Korrektur bilden könnten. Sollte nun der gesamte Edelmetall-Komplex stärker korrigieren, wäre auch bei Platin eine (gesunde) Konsolidierung dieser schnellen Kursgewinne zu erwarten.
Die letzten CoT-Daten vom 16.02.2021 an der COMEX zeigen für Platin einen Anstieg der Short-Position der Commercials um 4 % auf 45.209 Kontrakte, während das Open Interest um 4 % auf 74.780 Kontrakte zulegte.
Der Platinpreis hat in dieser Woche insgesamt eine gute Figur gemacht und seine hohe relative Stärke gegen seine Geschwistermetalle verteidigt. Allerdings ist nun eine Konsolidierung der Gewinne fällig, welche eleganterweise in einer Schwächephase des gesamten Edelmetall-Komplexes vonstattengehen könnte.
Palladium
Palladium bewegte sich in dieser Handelswoche per saldo um 0,5 % nach unten und schloss bei 2.385,55 Dollar. Diese statische Performance tritt aber vor dem Hintergrund einer sich ähnlich wie bei Silber verhärtenden charttechnischen Bremse zurück.
Der langfristige Chart des Palladiumpreises zeigt zum einen die relative Höhe des aktuellen Palladiumpreises seit der Finanzkrise 2008, aber insbesondere seit dem Dieselskandal, der die Nachfrage nach Palladium im Vergleich zu Platin deutlich ansteigen ließ. Dabei ist interessant, dass die oberen Kursspitzen eine dynamische Unterstützung ab Oktober 2019 boten, die nur im Ausverkaufs-Monat März 2020 intramonthly unterboten wurde.
Seither hat Palladium ein Doppeltop gebaut, deren zweites Top sich seit Wochen formiert, ein signifikanter Abwärtsimpuls allerdings noch aussteht.
Kombiniert man diese charttechnische Ausgangslage, also den langfristig hohen Konsolidierungsbedarf und die Chartstruktur, mit einer potenziellen Schwäche aller Edelmetalle, so haben sich auch hier die Wahrscheinlichkeiten eines stärkeren Abwärtsimpulses weiter erhöht.
Die CoT-Daten vom 16.02.2021 zeigen für Palladium einen erneuten deutlichen Anstieg der Short-Position der Commercials um 36 % auf 1.657 Kontrakte, womit die Bewegung der Vorwoche fast vollständig ausgeglichen wurde. Das Open Interest legte parallel um 7 % auf 10.354 Kontrakte zu.
Insgesamt ist auch bei Palladium keine Eile für Long-Investoren geboten. Die Chartstruktur suggeriert einiges Abwärtspotenzial bis mindestens in den Bereich von 2.000 Dollar (rote Horizontale). Und dass sich Palladium kurzfristig von seinen Geschwistern nach oben lösen kann, ist derzeit eher unwahrscheinlich.
20.02.2021 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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