Edelmetalle - Wochenrückblick vom 21.08.2021
Die Edelmetallwoche vom 16.08.2021 – 20.08.2021
Die abgelaufene Handelswoche brachte bei den Edelmetallen viel Volatilität, in der sich einige charttechnische Spannungen auflösten. Ein anhaltend erstarkender US-Dollar bildete den Hintergrund per saldo fallender Aktienindizes, leicht sinkender langfristiger öffentlicher US-Renditen und einer spürbar werdenden Abschwächung der Konjunkturdynamik in China. In diesem Umfeld konnte der Goldpreis ein kleines Wochenplus retten, während Silber und Platin deutlich nachgaben. Am stärksten stürzte Palladium ab. Die Korrektur der Edelmetalle hat sich damit akzentuiert und verstärkt, wobei die zentrale Rolle von Gold als kognitiver Stabilitätsanker einmal mehr deutlich wird.
Gold als Fels in der Brandung
In der abgelaufenen Handelswoche nahm die Volatilität an den Aktienmärkten vor dem Hintergrund einer sich verstärkenden Taper-Debatte und schwachen Konjunkturzahlen aus China zu. Zudem verstärkt die chinesische Regierung ihre Eingriffe in den Marktmechanismus, was grundsätzliche Zweifel an den Bewertungsmodellen der entsprechenden Aktien vergrößerte. Ein stärkerer US-Dollar drückte zusätzlich auf die Rohstoff- und Edelmetallkurse. In diesem Umfeld gaben die großen Aktienindizes per saldo nach, zulegen konnte hingegen Bitcoin.
Der Goldpreis konnte seine Steherqualitäten in diesem anspruchsvollen Umfeld erneut unter Beweis stellen und gewann leicht um 0,1 % auf 1.781,24 Dollar.
Ob die erstaunliche Erholung in der vergangenen Woche, die zu einem langen unteren Docht führte, auch weiterhin Bestand hat, bleibt aber bislang offen. Das aktuelle Chartmuster zeigt keine hohe Symmetrie, weshalb ein erneuter Einbruch und ein damit verbundener Test der Marke von 1.676,87 Dollar, dem Tief vom 08.03.2021, möglich ist. Auf dieser Ebene könnte sich dann der zweite Teilboden eines Doppelbodens bilden, der sich auf niedrigerer Skale bereits (fraktal) zwischen dem 26.02.2021 und dem 06.04.2021 ausgebildet hat. Dies ist allerdings eine optimistische Musterhypothese, die bei Unterschreiten des Tiefs vom 08.03.2021 falsifiziert würde.
Die CoT-Daten vom 17.08.2021 zeigen für Gold einen deutlichen Anstieg der Short-Position der Commercials um 9 % auf 214.000 Kontrakte. Das Open Interest stieg parallel um 2 % auf 485.485 Kontrakte.
Sollte der Goldpreis den markierten Konsolidierungskeil nach unten verlassen, bleibt die Wahrscheinlichkeit für eine Bodenbildung oberhalb von 1.676,89 Dollar am höchsten. Denn Gold verhält sich derzeit entsprechend seiner historischen Funktion als kognitiver Anker. Hinzu kommt, dass die Volatilität insgesamt in der seit dem 07.08.2020 laufenden Konsolidierung relativ niedrig ist.
Silber schlittert abwärts
Der Silberpreis rutschte im Zuge der Kombination eines stärkeren US-Dollars und der konjunkturellen Abkühlung in China weiter ab und schloss die Handelswoche mit einem Minus von 3,1 % auf 23,03 Dollar.
Dabei testet Silber nun, wo der Boden der Konsolidierung liegen könnte, nachdem bereits am 17.06.2021 der seit dem Corona-Crash im März 2020 laufende mittelfristige Aufwärtstrend gebrochen wurde.
Ein mögliches Unterstützungsniveau für eine Bodenbildung ist das im Chart markierte Tief vom 24.09.2020 bei 21,66 Dollar. Darunter liegt das langfristige Ausbruchsniveau von 21,13 Dollar. Dieses Niveau sollte auf Monatscandle-Basis halten, könnte aber durchaus auf Tagesbasis unterschritten werden. In diesem Falle wäre im Falle eines ,,Ausverkaufs‘‘ ein Rückgang bis in den Bereich von 18,37 Dollar möglich, dem Monatsschlusskurs vom August 2019.
Die CoT-Daten vom 17.08.2021 zeigen für COMEX-Silber einen Rückgang der Short-Position der Commercials um 11 % auf 35.490 Kontrakte, während das Open Interest mit 153.825 Kontrakten praktisch unverändert blieb.
Insgesamt hat sich die charttechnische Lage des Silberpreises kurzfristig erneut verschlechtert. Inwieweit der erneute Abbau der Short-Position der Commercials dabei plausibilisiert werden kann, ist derzeit offen. Eine Möglichkeit wäre aber eine scharfe kurzfristige Trendumkehr, die für Silber wenig überraschen würde. Das sich diese Konstellation kurz vor den potenziell turbulenten Handelsmonaten September und Oktober weiter verstärkt, findet auf jeden Fall historische Parallelen.
Platin kämpft um Stabilisierung
Platin konnte sich in der Berichtswoche den raueren ,,Newsflow‘‘ nicht entziehen und gab im Wochenvergleich 6,2 % auf 967,75 Dollar ab.
Der anhaltenden Chipmangel in der Autoindustrie, die bei Toyota und VW zu ersten Produktionskürzungen führten, belasteten das ,,Katalysatormetall‘‘ Platin besonders stark. Hinzu kamen die verstärkten Eingriffe des chinesischen Staates in die dortige Privatwirtschaft.
Charttechnisch befindet sich, wie im Chart angedeutet, Platin in einem mittelfristigen Abwärtstrend, wobei die aktuellen Unterstützungszonen wie jene bei 964,75 Dollar eher weich sind. Eine dynamische Unterstützung sollte auf Monatscandle-Basis jedoch der bereits überwundene langfristige Abwärtstrend sein, der sinkend bei aktuell rund 916,5 Dollar verläuft. Die darunterliegende statische Unterstützung durch den Wochencandle von Ende Oktober 2020 liegt bei 845,80 Dollar.
Die CoT-Daten vom 17.08.2021 zeigen für Platin eine erneute Vergrößerung der Short-Position der Commercials um 14 % auf 14.997 Kontrakte aus, während das Open Interest parallel um 3 % auf 62.569 Kontrakte zurückging.
Insgesamt bleibt Platin charttechnisch weiter angeschlagen. Gleichwohl besteht eine Chance, dass der Platinpreis oberhalb von 962,85 Dollar, dem Tief vom 09.08.2021, einen kleinen Doppelboden bildet. Sollten sich dagegen die Turbulenzen in der Autoindustrie weiter verstärken, ist ein Test der genannten nochmals deutlich tiefer liegenden Unterstützungsbereiche sehr wahrscheinlich.
Palladium stürzt ab
Nach einer gemächlichen Vorwoche traf Palladium in dieser Woche der ,,Chart-Hammer‘‘, wobei sich ein Wochenverlust von 14 % und ein Schlusskurs von 2.277,05 Dollar ergibt.
Mit diesem Absturz ist Palladium auch deutlich unter seinen, seit dem Corona-Crash im März 2020 laufenden, mittelfristigen Aufwärtstrend gefallen. Dies dürfte bei der starken Abwärtsbewegung als ,,charttechnischer Brandbeschleuniger‘‘ gewirkt haben.
Auf dem aktuellen Niveau findet Palladium indes wenig signifikante Unterstützung, weshalb entweder eine scharfe Trendumkehr oder aber ein weiterer Rückgang wahrscheinlicher sind als eine Stabilisierung auf aktuellem Niveau.
Dabei liegt der nächste Bereich statischer Unterstützungen oberhalb von 2.182,95 Dollar, dem Tagestief vom 29.10.2020. Darunter wartet dann der seit Mitte August 2018 laufende langfristige Aufwärtstrend, der aktuell bei rund 2.082 Dollar verläuft.
Die CoT-Daten vom 17.08.2021 zeigen für Palladium einen starken Rückgang der Short-Position der Commercials um 32 % 1.347 Kontrakte, während die Zahl der offenen Kontrakte um 2 % auf 10.681 Kontrakte anstieg.
Insgesamt bleibt Palladium voll im Korrekturmodus. Kurzfristig sind weitere Verluste wahrscheinlicher als eine überraschende Trendumkehr, wobei die Impulsdynamik der von Platin ähneln dürfte. Die bisher gezeigte relative Stärke hat sich vor dem Hintergrund der beschriebenen Entwicklungen in China eher in eine relative Schwäche insbesondere gegenüber Gold verwandelt.
21.08.2021 - Arndt Kümpel
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