Edelmetalle - Wochenrückblick vom 22.02.2020
Die Edelmetallwoche vom 17.02.2020 - 21.02.2020
Gold
Die Berichtswoche war für Goldinvestoren, die nicht short waren, ein Grund zur Freude. Weniger wohl die Gründe für den Kursanstieg. Aber genau dies ist es ja, was sich nicht wenige Investoren von Gold versprechen. Dass man in Zeiten von Instabilität, massiver Geldschöpfung der Notenbanken und niedriger Prognosereichweite Wertstabilität seiner Vermögensanlagen schafft. Auf die Gründe hatten wir zuletzt in der vergangenen Woche hingewiesen, wobei sich die realwirtschaftliche Lage Chinas zunehmend als bedrohlich darstellt, was nicht zuletzt auch die massive Geldinjektion der chinesischen Notenbank zeigte. Der US-Dollar bliebt per saldo gegenüber dem letzten Wochenschluss nahezu konstant, der Schweizer Franken legte leicht zu. Im Wochenvergleich ergibt sich für Gold ein Anstieg von 59,55 Dollar oder 3,76 %, wobei der Goldpreis auch die Widerstände vom Januar überwinden konnte. Interessant sind auch die CoT-Daten vom 18.02.2020. Sie zeigen einen starken Anstieg der Short-Position der Commercials um 14 % bzw. 47.821 Kontrakte auf 38.5612 Kontrakte. Die Zahl der offenen Kontrakte liegt bei 715.317, ebenfalls ein sehr hoher Wert. Sollte Gold nun weiter steigen und die Shortseller zum Eindecken oder Liefern zwingen, könnte es in naher Zukunft bei Gold unabhängig von den anderen Kurstreibern auch zu einem Short-Squeeze vom Terminmarkt kommen. Technisch hat Gold seine Zwischenkonsolidierung und arbeitet sich an den nächsten charttechnischen Widerständen nach oben. Der jüngste Ausbruch nach oben stellt zudem eine weitere Bestätigung der jahrelangen massiven Bodenbildung dar, die offensichtlich auch durch einen starken US-Dollar nicht wesentlich behindert wird.
Silber
Silber folge in dieser Woche wieder mal dem großen Bruder Gold. Aus heutiger Sicht hat Silber in dieser Woche seine Zwischenkonsolidierung in Form einer umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Formation ausgebildet und wartet nun auf den Ausbruch, der in der kommenden Woche erfolgen könnte. Man sollte dabei im Auge behalten, dass diese Formation die Konsolidierung des mittelgroßen fraktalen Doppelbodens ist, der sich im Herbst 2018 und Frühsommer 2019 gebildet hatte (s. Chart). Zwar sind die Umsätze noch auf niedrigem Niveau. Dies könnte sich aber in den nächsten Tagen ändern, vor allem, wenn die Widerstandslinie bei rund 18,52 Dollar überwunden wird. Diese Entwicklung vollzieht sich dabei im Lichte der Besorgnis, dass die Silbernachfrage aus dem de facto zum Stillstand gekommenen Wirtschaft Chinas deutlich sinkt. Dies ist allerdings nur die eine Seite der Medaille, denn die Unsicherheit unter den Investoren schafft eine erhöhte Investmentnachfrage in dem zu Gold viel kleineren Silbermarkt. Was enge Märkte für Preisänderungen hervorbringen können, lässt sich ja derzeit bei Palladium und Rhodium nachvollziehen. Im Wochenvergleich legte Silber 0,73 Dollar bzw. 4,1 % zu. Der CoT-Report der Commercials per 18.02.2020 zeigt eine Zunahme der Short-Position der Commercials um 9 % auf sehr hohe 100.781 Kontrakte. Das Open Interest legte gleichzeitig um 9 % auf 238.077 Kontrakte zu. Da ein Kontrakt 5.000 Unzen Silber entspricht, schulden die Verkäufer der Kontrakte der Gegenseite aktuell 1,19 Mrd. Unzen Silber, was deutlich mehr als eine Jahresproduktion darstellt. Sollte Silber plötzlich stark ansteigen, könnte hier ein ähnlicher Short-Squeeze wie bei Gold eintreten. Die nächsten Handelstage dürften für Silber also spannend und wahrscheinlich richtungsweisend werden.
Platin
Platin erhielt zwar bis zur Wochenmitte ebenfalls einen Aufwärtsimpuls, konnte diesen aber nicht in ähnlich hohe Preisbewegung im Wochenvergleich umwandeln. Ob hier die Platinnachfrage Chinas vor allem im Automobilbereich eine Rolle spielte, muss einstweilen offenbleiben. Die technische Schwäche von Platin gegenüber Palladium und Gold ist nach wie vor spürbar. Gleichwohl kämpft sich Platin langsam nach oben und hat schließlich mustertechnisch seinen mittelgroßen Dreifachboden als Stütze. Im Wochenvergleich konnte das weiße Metall trotzdem 1 % zulegen. Die CoT-Daten vom 18.02.2020 zeigen für die Short-Position der Commercials eine leichte Zunahme um 1 % auf 70.285 Kontrakte, was weiter auf sehr hohem Niveau liegt.
Palladium
Palladium beendete in der Berichtswoche seine kurze Konsolidierung und schwang sich zu einem neuen Allzeithoch auf. Per saldo ergab sich für Palladium im Wochenvergleich ein Zuwachs von 281,50 Dollar bzw. 11,6 %! Falls das Argument möglicher drastischer Nachfragerückgang chinesischer Automobilzulieferer effektiv vorhanden war, wurde es von der anhaltenden Nachfrage der anderen Konkurrenten überkompensiert. Die Short-Position der Commercials ging per 18.02.2020 erneut um 1 % auf nur noch 5.429 Kontrakte zurück. Bei Palladium ist bei anhaltender physischem Nachfrageüberhang, der auch in der Backwardation der Terminkurve der Palladiumfutures sichtbar wird, weiter alles möglich, auch ein schneller Anstieg auf 3.000 Dollar.
22.02.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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