Edelmetalle - Wochenrückblick vom 23.07.2022
Die Edelmetallwoche vom 18.07.2022 – 22.07.2022
In der abgelaufenen Handelswoche setzten die geldpolitischen Entscheidungen der EZB, die laufenden Konjunkturdaten in Europa und den USA sowie die Entwicklungen bei der Gasversorgung Europas an den Märkten Akzente. Dabei könnten die viel zu späten Zinserhöhungen in Europa und den USA auf einen geldpolitischen Fehler der Zentralbanken hinweisen. Die Zinserhöhung der EZB stärkte den Euro gegen den US-Dollar angesichts der Regierungskrise in Italien kaum, parallel fielen auch die langfristigen Zinsen sowohl in Deutschland wie auch den USA. Dort wird die US-Notenbank in der kommenden Woche zu ihrer nächsten Sitzung zusammenkommen. Die Aktienmärkte erholten sich im Wochenverlauf, und bei den sich uneinheitlich entwickelnden Edelmetallen ragte die zweistellige Erholung von Palladium heraus.
Goldpreis etwas erholt
In der abgelaufenen Handelswoche stand insbesondere die Zinspolitik im Euroraum im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Zinserhöhung um 50 Basispunkte und die Einführung eines neuen geldpolitischen Instrumentes zur Intervention in den Anleihemarkt fiel auf ein geteiltes Echo. Per saldo gewann der Euro im Wochenvergleich gegen den US-Dollar, wertete aber trotz der Zinserhöhung gegen den Schweizer Franken weiter ab. Die Zinserhöhungen in eine schnelle konjunkturelle Abkühlung hinein scheinen an den Märkten das Risiko eines geldpolitischen Fehlers zu erhöhen, was den Renditerückgang bei den langlaufenden öffentlichen Anleihen zumindest teilweise erklärt.
Per saldo gab der US-Dollar in dieser Woche gegen den Euro 1,3 % auf 1,02151 Dollar ab, der Schweizer Franken legte gegen die Gemeinschaftswährung hingegen 0,3 % auf 0,98203 Franken zu. Parallel erholte sich Bitcoin um 8,9 % auf 22.681 Dollar.
Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury gab im Wochenvergleich 2,929 % auf 2,784 % nach, und jene der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe fiel von 1,134 % auf 0,988 %. Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) gewann in dieser Woche 1,6 % auf 31.899 Punkte, und der DAX legte parallel 3 % auf 13.254 Punkte zu. Die Edelmetalle zeigten in dieser Woche uneinheitlich. Der Goldpreis gewann 1,2 % auf 1.727,66 Dollar und konnte sich damit von den deutlichen Verlusten der Vorwoche etwas erholen.
Gleichwohl bleibt die charttechnische Situation bei dem gelben Edelmetall angespannt. Denn ein Test der Unterstützung auf dem Niveau des bisherigen Korrekturtiefs vom März 2021 bei 1.676,87 Dollar steht noch aus. Bis dahin bleibt die Ausgangslage kurzfristig völlig offen.
Hinzu kommt, dass auch die Umsätze zur Vorsicht bei der Bewertung des Preisimpulses warnen, denn sie sind weiterhin im Vergleich sehr niedrig.
Jedoch tat sich an den Terminmärkten einiges. Denn die CoT-Daten vom 19.07.2022 weisen für Gold einen erneuten deutlichen Rückgang der Short-Position der Commercials um 19 % auf nur noch 112.262 aus, während das Open Interest parallel um 3 % auf 524.786 Kontrakte fiel.
Insgesamt hat sich die charttechnische Situation für den Goldpreis kurzfristig etwas stabilisiert. Dazu trägt auch die Entwicklung an den Terminmärkten bei. Die Chartstruktur weist allerdings auf ein weiterhin hohes Risiko dafür hin, dass der Goldpreis sein bisheriges Konsolidierungstief erneut testen könnte. Auch deshalb bleibt bei Gold Vorsicht die Mutter der ,,charttechnischen Porzellankiste‘‘.
Gold auf TradingView
Silber gibt etwas nach
Der Silberpreis gab im Wochenvergleich leicht um 0,1 % auf 18,60 Dollar nach.
Zwar unterschritt das Tief der Vorwoche nicht, ein Anlauf für eine stärkere Erholung blieb aber erfolglos. Nun liegen die charttechnischen Hoffnungen der Silber-Bullen vor allem auf einem starken Aufwärtsimpuls nach der Sitzung der US-Notenbank am 27.07.2022.
Viel Bewegung ist derweil weiter am Terminmarkt. Die CoT-Daten vom 19.07.2022 zeigen für Silber einen erneuten starken Rückgang der Short-Position der Commercials um 15 % auf nur noch 8.213 Kontrakte. Parallel stieg das Open Interest um 2 % auf 145.247 Kontrakte an.
Insgesamt hat sich die charttechnische Lage auch bei Silber kaum verbessert, auch wenn die Abwärtsdynamik fürs erste zum Stehen gekommen ist. Die Entwicklung am Terminmarkt macht jedoch Hoffnung, da die Commercials die niedrigste Short-Position seit Jahren haben und die zur Lieferung von Silberkontrakten an der COMEX zur Verfügung stehenden Silberbestände weiter drastisch abnehmen. In dieser Woche glich dieser begünstigende Faktor die Belastung aus der sich abkühlenden Konjunktur jedoch nicht aus.
Silber auf TradingView
Platin ist Wochengewinner
Platin gewann in dieser Handelswoche 3,8 % auf 862,40 Dollar und scheint damit bestrebt, zumindest auf Stundenbasis eine hinreichend symmetrische, umgekehrte S-K-S-Umkehrformation bilden zu wollen.
Damit steigt der Aufwärtsdruck des Kursmusters, das allerdings immer noch mit niedrigen Umsätzen zustande kommt.
Die Lage am Terminmarkt zeigt zudem eine gegenläufige Entwicklung im Vergleich zu Gold, Silber und Palladium. Denn die CoT-Daten vom 19.07.2022 zeigen einen erneuten Vorzeichenwechsel bei der Position der Commercials. Diese sank um 1.508 Kontrakte, fiel zurück in eine Short-Position in Höhe von - 273 Kontrakten.
Insgesamt hat sich die charttechnische Situation bei Platin weiter entspannt, jedoch ist die Konsistenz der Indikatoren noch gering. Es bleibt also einstweilen weiter Geduld gefragt.
Platin auf TradingView
Palladium ist Wochengewinner
Palladium wandelte sich vom Wochenverlierer der Vorwoche in dieser Woche zum Wochengewinner und sprang insbesondere durch den hohen Tagesgewinn gestern im Wochenvergleich um 11,3 % auf 2.028,36 Dollar nach oben.
Damit kann die Musterhypothese eines sich seit September 2021 bildenden Doppelbodens weiter aufrechterhalten werden. Gleichwohl deutet die große Diskrepanz zwischen dem starken Anstieg am Freitag und den weiterhin niedrigen Umsätzen darauf hin, dass die mittel- bis langfristige Stabilität noch weit entfernt ist.
In dieses Bild fügt sich auch die Entwicklung am Terminmarkt ein. Denn die CoT-Daten vom 19.07.2022 weisen für Palladium einen starken Anstieg der (ungewöhnlichen) Long-Position der Commercials um 32 % auf 4.302 Kontrakte aus. Das Open Interest stieg parallel um 7 % auf 6.915 Kontrakte an. Insgesamt hat Palladium in dieser Woche weiter verbessert und unsere Musterhypothese gestärkt. Diese Einschätzung wird durch die Entwicklung am Terminmarkt gestärkt, während die Diskrepanz zwischen den niedrigen Umsätzen und hohen Preiszuwächsen weiter zu denken gibt.
Palladium auf TradingView
23.07.2022 - Arndt Kümpel
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