Edelmetalle - Wochenrückblick vom 28.11.2020
Die Edelmetallwoche vom 23.11.2020 – 27.11.2020
Gold
In der abgelaufenen Handelswoche waren die Edelmetalle unterschiedlichen Einflussfaktoren ausgesetzt, die zu einer divergenten Entwicklung bei den monetären Edelmetallen Gold und Silber einerseits sowie bei den eher industriebezogenen Rohstoffen Platin und Palladium andererseits führte.
Anhaltende Hoffnungen auf wirkungsvolle Corona-Impfstoffe und eine wiederholte Bestätigung der großen Notenbanken, weiter geldpolitisch sehr expansiv zu bleiben, ließen die Märkte trotz der Lockdown-Maßnahmen weiter im ,,Risk on‘‘ – Modus verharren.
Im Ergebnis hatten die Aktienindizes eine freundliche Woche, während ,,sichere Häfen‘‘ wie Gold und Silber verkauft wurden. Hinzu kam auch eine deutlichere Konsolidierung bei den Kryptowährungen nach den enormen Gewinnen zuvor.
Die Währungsentwicklung ließ dabei eher Rückenwind für Gold und Silber aufkommen. Dies reichte aber wohl nicht aus gegen die risikofreudigen Märkte. Der US-Dollar gab im Wochenverlauf gegen den Euro 0,9 % nach, während der Schweizer Franken gegen den Euro nur leicht um 0,12 % schwächer notierte.
Der Goldpreis gab im Wochenvergleich 4,49 % nach. Ein Blick auf den langfristigen Kursverlauf zeigt, dass der Goldpreis aktuell seine Unterstützung vom September 2012 testet. Am gestrigen Freitag unterschritt der Goldpreis zudem auch seine 200-Tage-Linie, was eine längere Korrektur zumindest wahrscheinlicher werden lässt. Hinzu kommt die bereits mehrfach erwähnte fehlende Symmetrie und keine Umsätze, die zu einem ,,Wash out‘‘, also einer Marktbereinigung, passen.
Vor dem Hintergrund der risikofreudigeren Aktienmärkte dürfte es der Goldpreis kurzfristig weiter schwer haben. Dass ein schwächerer US-Dollar den deutlichen Wochenrückgang nicht verhindern könnte, verweist wohl auf einen Mix aus Marktüberoptimismus und technischen Faktoren. Beide sind allerdings eher kurzfristiger Natur. Wo der Boden für die Konsolidierung des Goldpreises nun aber liegt, muss einstweilen offenbleiben. Die massiven Liquiditätsprogramme der Notenbanken und eine zunehmende ,,Systemspannung‘‘ dürften einigen Marktteilnehmern deshalb auch bald wieder daran erinnern, dass sich aus einem anhaltenden Lockdown eben kein selbsttragender Aufschwung einstellen dürfte.
CoT-Daten gab es in dieser Woche erneut nicht. Die nächsten CoT-Daten werden nach Angaben der US-Aufsichtsbehörde CFTC (Commodity Futures Trading Commission) erst am kommenden Montag, dem 30.11.2020, veröffentlicht und stehen deshalb für diesen Kommentar nicht zur Verfügung.
Silber
Silber folgte trotz seines teilweisen Industriemetallcharakters in dieser Woche eher dem Gold und verlor im Wochenvergleich 6,13 %. Der ,,Silber-Hebel‘‘ gegenüber betrug also diesmal rund 1,36.
Dabei fiel Silber entsprechend unserer fraktalen Mustervermutung sowohl aus seinem steileren wie auch flacheren Konsolidierungskeil nach unten heraus. Anders als bei Gold liegt die 200-Tage-Linie mit 20,56 Dollar noch einiges vom aktuellen Kurs entfernt.
Der bereits mehrfach erwähnte Test der zentralen Unterstützungslinie (auf Monatsschlusskurs-Basis!) von 21,13 Dollar scheint nun also in nächster Zeit bevor zu stehen.
Ob daraus dann ein neuer ,,Slingshot-Move‘‘ wie jener im Frühling und Sommer 2020 wird, bleibt abzuwarten.
Für einen starken neuen Aufwärtsimpuls wäre eine Konsolidierung mit einem signifikanten Muster auf jeden Fall die bessere Wahl. Wenn dies noch einige Zeit braucht, wäre diese wohl aufzubringen. Da auch Gold es mit einem erneuten Richtungswechsel nicht eilig zu haben scheint, dürfte es für Silber schwer werden, ein diesbezügliches Eigenleben zu entwickeln.
Spannend ist jedenfalls, ob und wie der Silberpreis seine zentrale Unterstützung bei 21,13 Dollar testen wird. Bis dahin braucht es für die volatile Schwester von Gold weiterhin gute Nerven und einen starken Glauben!
Platin
Platin ging in dieser Woche, ebenso wie sein Schwestermetall Palladium, einen anderen Weg. Wie bereits in der Vorwoche konnte es auch im Berichtszeitraum zulegen und gewann im Wochenvergleich 2,19 %, nachdem es sich bereits in der letzten Woche deutlich besser als Gold und Silber entwickelt hatte.
Der langfristige Platin-Chart zeigt, dass das weiße Metall neuen Anlauf auf seine langfristige Abwärtstrendlinie nimmt, die bereits in Sichtweite und noch rund 7 Dollar vom aktuellen Platinpreis entfernt ist.
Hinzu kommt, dass Platin kurzfristig ein relativ symmetrisches Konsolidierungsmuster gebildet hat. Dies und die besseren Umsätze als bei Gold und Silber unterstützen die charttechnische Einschätzung, dass Platin derzeit eine deutlich bessere Ausgangslage besitzt.
Palladium
Palladium machte in dieser Woche wieder das, was es am besten kann, nämlich steigen. Im Wochenvergleich legte der Palladiumpreis um 4,37 % zu.
Nach dem sturzbachähnlichen Rückgang am 11.11.2020 robbte sich Palladium erst einmal mehrere Tage lang seitwärts, um dann am Donnerstag und Freitag dieser Woche wieder deutlich zuzulegen. Die Umsätze blieben dabei aber dünn.
Aus kurzfristiger Perspektive lässt sich der Mini-Ausverkauf am 11.11.2020 als der Beginn einer rechten Schulter einer umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Bodenbildung interpretieren. Sollte sich diese Vermutung bestätigen, ist ein kurzfristiges Überwinden der Widerstandszone bei rund 2.500 Dollar nun möglich, insbesondere dann, wenn es von einem Anstieg der Umsätze begleitet werden würde. Der nächste Widerstand darüber liegt dann erst wieder rund 130 Dollar höher.
Insgesamt steht ein Ausbruch aus der seit September laufenden Seitwärtsbewegung noch aus. Es zeigt sich aber, dass Palladium eine innere technische Stärke besitzt, die zu einer erstaunlich geringen Korrelation gegenüber den monetären Metallen Gold und Silber führt.
28.11.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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