Edelmetalle - Wochenrückblick vom 29.01.2022
Die Edelmetallwoche vom 24.01.2022 – 28.01.2022
Nachdem es bereits in der vergangenen Handelswoche turbulent an den Märkten zuging, hielt diese Woche für die Edelmetalle ebenfalls einiges Spannungspotenzial bereit. Die Ausrichtung der US-Geldpolitik, die auf der Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch aktualisiert wurde, führte zu einer restriktiveren als bisher angenommen geldpolitischen Handlungspfad. Daraufhin schneller der US-Dollar nach oben und die Edelmetalle tendierten schwach. Große Ausnahme war Palladium, was von den Sanktionsdrohungen gegenüber Russland profitierte. Im Wochenverlauf ergab sich eine extreme Performance-Differenz zwischen Palladium und Silber von 20,4 %!
Gold – Ausbruch in der Warteschleife
Nachdem in der vergangenen Handelswoche für die Edelmetalle bedeutende Chartsignale generiert wurden, kam am Mittwoch dieser Woche postwendend die kalte Dusche hinterher. Eine restriktiver als bislang angenommene US-Geldpolitik wirbelte die Erwartungen der Marktteilnehmer durcheinander. Dabei legte der US-Dollar im Wochenverlauf 1,7 % auf 1,11492 Dollar gegen den Euro zu.
Die Volatilität an den Finanzmärkten blieb auch in dieser Woche hoch. Der VIX, der Volatilitätsindex auf den S&P 500 – Index, erreichte am Montag mit 38,94 Punkten den höchsten Stand seit Oktober 2020. Der DAX gab im Wochenverlauf 1,8 % auf 15.319 Punkte nach, während der DJIA mit einem Schlußspurt im späten Handel am Freitag noch auf einen Wochengewinn von 1,3 % kam. Die öffentlichen Renditen blieben volatil, veränderten sich aber per saldo nur wenig.
Der Goldpreis gab in diesem turbulenten Umfeld 2,3 % auf 1.791,66 Dollar ab. Dabei schloss er wieder unter seiner mittelfristigen Abwärtstrendlinie und bleibt damit weiter in der Warteschleife für einen Ausbruch aus dem mittelfristigen Konsolidierungskeil.
Die CoT-Daten vom 25.01.2022 zeigen für Gold eine deutliche Zunahme der Short-Position der Commercials um 13 % auf 249.746 Kontrakte, während das Open Interest um 6 % auf 572.078 Kontrakte anstieg.
Insgesamt ergibt sich trotz des noch unbestätigten Ausbruchs aus dem Konsolidierungskeil bei Gold keine neue Gesamteinschätzung, zumal die Umsätze eine Neueinschätzung nicht stützen würden. Der signifikante Bruch der mittelfristigen Abwärtstrend-Linie steht gleichwohl weiter aus, der aufgrund seiner mustertechnischen Bedeutung abgewartet werden sollte.
Silber ist Wochenverlierer
Der Silberpreis gab in der abgelaufenen Handelswoche deutlich nach und verlor 7,5 % auf 22,47 Dollar.
Wie ein Blick auf den Kurs-Chart zeigt, gab Silber unter hohen Umsätzen nach, was das Risiko im Vergleich zu Gold höher erscheinen läßt, dass es sich bei der Abwärtsbewegung nicht um ein Fehlsignal handelt. Allerdings spricht die seit August 2020 und insbesondere seit dem Absturz am 09.08.2021 gebildete Chartstruktur gegen einen deutlich tieferen Silberpreis.
Vielmehr könnte es sich bei der starken Abwärtsbewegung in dieser Woche um die rechte Abwärtsbewegung handeln, die aus symmetrischer Perspektive jener vom 09.08.2021 entspricht. Damit wäre dies für die Bewertung der Bodenformation positiv zu bewerten. Dazu ist es allerdings notwendig, dass Silber nicht mehr unter 21,4238 Dollar, das Tief vom 29.09.2021, fällt.
Aktuell kämpfen also die kurzfristige Chart-Dynamik gegen die mittelfristige Chart-Struktur – eine spannende Situation für Charttechniker!
Die CoT-Daten vom 25.01.2022 zeigen für Silber eine deutliche Zunahme der Short-Position der Commercials um 15 % auf 47.684 Kontrakte, während das Open Interest parallel um 2 % auf 151.779 Kontrakte zulegte.
Insgesamt hat sich die charttechnische Lage von Silber in dieser Woche eingetrübt, ohne dass daraus größerer charttechnischer Schaden entstanden ist. Allerdings steht die Musterhypothese aufgrund der hohen Umsätze nun auf weniger festem Boden als noch in der Vorwoche. Die Spannung steigt also auch bei Silber weiter an!
Platin hält sich wacker
Platin gab in dieser Handelswoche ,,nur‘‘ 1,9 % auf 1.014,97 Dollar ab und konnte damit den im Wochenverlauf markierten Bruch seiner mittelfristigen Abwärtstrend-Linie wie auch Gold (noch) nicht bestätigen. Wie ein Blick auf den Wochencandle-Chart zeigt, läßt sich dies mit der im August 2021 gebildeten Widerstandszone plausibilisieren. Aus dieser Perspektive wäre ein sogar ein nochmaliger weiterer Rückgang bis in die Nähe des Unterstützungsniveaus oberhalb von 980 Dollar möglich, ohne dass es zu einer Änderung der charttechnischen Musterlage käme.
Bis auf Weiteres ist also bei Platin das wahrscheinlicher Szenario, dass es in der Handelsspanne zwischen der leicht fallenden Abwärtstrend-Linie und dem Unterstützungsniveau bei 980 Dollar nochmals Schwung holt, um danach den Ausbruch über die Abwärtstrend-Linie signifikant zu bestätigen!
Die CoT-Daten vom 25.01.2022 weisen für Platin allerdings einen sehr starken Anstieg der Short-Position der Commercials auf. Diese legten um 49 % auf 19.227 Kontrakte zu, während das Open Interest parallel um 7 % auf 53.395 Kontrakte fiel.
Insgesamt hat Platin in dieser Handelswoche seinen positiven Impuls aus der Vorwoche konsolidiert. Eine Bestätigung des vermuteten Doppelbodens steht damit noch aus.
Palladium im Krisenrallye-Modus
Palladium war in dieser Handelswoche erneut Sieger, legte 12,9 % auf 2.368,89 Dollar zu und erzielte eine extrem seltene Performance-Differenz zu Silber von 20,4 %!
Aus der Sicht dynamischer Trendindikatoren überwand das weiße Edelmetall damit auch seine seit Mitte Juli 2021 laufende mittelfristige Abwärtstrend-Linie. Mustertechnisch verstärkte sich dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass Palladium einen großen Doppelboden gebildet hat. Dies deuten auch die anhaltend sehr hohen Umsätze hin.
Die Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwicklung bleibt aber sehr hoch. Denn ein militärischer Konflikt mit Russland dürfte zu einer kurzfristig kaum zu behebenden Versorgungsknappheit bei Palladium führen. Eine militärische Allianz Russlands mit China erweitert dabei die Reichweite möglicher Sanktionsauslöser bis nach Taiwan.
Die CoT-Daten vom 25.01.2022 zeigen für Palladium einen deutlichen Rückgang der Long-Position der Commercials um 33 % auf 2.274 Kontrakte. Das Open Interest gab gleichzeitig um 4 % auf 9.034 Kontrakte nach.
Insgesamt hat Palladium in dieser Woche einen großen charttechnischen Schritt in Richtung der Beendigung seiner Konsolidierung gemacht, welche die Form eines großen Doppelbodens besitzt.
29.01.2022 - Arndt Kümpel
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31.01.2022 07:41:21 Uhr
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