Nach einer überraschenden Stornierung eines Großkunden stürzt die AMS Osram-Aktie ungebremst in die Tiefe
Alles für die Katz?
Rund eine Milliarde Euro hat AMS Osram in die Hand genommen, um in Malaysia eine neue Fabrik für MicroLED aus dem Boden zu stampfen. Erhofft hat der Konzern sich durch die moderne Fertigung den einen oder anderen Durchbruch und einen ordentlichen Schub für die Umsätze. Nun scheint aber alles ganz anders zu kommen.
Wie Medienberichten zu entnehmen ist, ist AMS Osram (AT0000A18XM4) ein Großkunde abgesprungen, welcher eigentlich MicroLED-Technik aus dem neuen Werk beziehen wollte. Besonders brisant ist dies, da es sich wohl um den einzigen Kunden handeln soll, für den das neue Werk errichtet werden sollte. Mit anderen Worten sitzt das Unternehmen nun auf einer milliardenschweren Fabrik, die schlicht nutzlos geworden ist. Zumindest für den Moment gibt es keine Abnehmer für die MicroLED-Komponenten, die beispielsweise in Displays für Smartwatches oder (künftige) Smartphones Verwendung finden.
AMS Osram äußerte sich nicht weiter dazu, um wen es sich bei dem großen Kunden genau handelt. Insider gehen aber fest davon aus, dass es sich um den Tech-Giganten Apple handelt. Dass jener an MicroLED schon seit Längerem interessiert ist, ist kein Geheimnis mehr. Den Gerüchten zufolge ist das Ganze nun aber entweder zu teuer oder Apple will das Thema künftig bevorzugt in Eigenregie verfolgen. Undenkbar wäre es nicht, hat der iPhone-Hersteller in den vergangenen Jahren doch immer mehr Komponenten selbst designt.
AMS Osram ist ratlos
Analysten rechnen durch den verlorenen Kunden mit heftigen Auswirkungen auf die Bilanzen von AMS Osram. Das gilt umso mehr, da ein neuer Kunde bisher nicht einmal ansatzweise in Sicht ist. Wie es mit dem neuen Werk nun weitergehen wird, ist vollkommen offen. Großabnehmer für MicroLED-Technik wachsen nicht eben auf Bäumen und noch dazu handelt es sich um eine (teure) Technologie unter vielen für Displays.
Ebenfalls nicht bekannt ist, ob AMS Osram in irgendeiner Weise Regressansprüche gegen den abgesprungenen Kunden geltend machen kann. Das Unternehmen teilte lediglich mit, sich zu Vertragsinhalten nicht äußern zu wollen. Es sollen aber noch Gespräche mit dem Kunden stattfinden. Es wird aber bereits davor gewarnt, dass das Wachstum sich deutlich reduzieren wird. Ohne den Großabnehmer für das neue Werk wird im Kerngeschäft das Wachstum mittelfristig wohl nur noch bei sechs bis acht Prozent liegen. Zuvor wurden rund zehn Prozent in Aussicht gestellt.
An der Börse sorgte die Meldung für einen spontanen Ausverkauf bei der AMS Osram-Aktie. Um satte 37,6 Prozent stürzte der Titel am Donnerstag in die Tiefe und schlug bei mageren 1,43 Euro auf. Die leichte Erholung aus dem vergangenen Jahr hat sich damit vollständig wieder in Luft aufgelöst und auf Anlegerseite scheint man schon das Schlimmste zu befürchten. Das kommt nicht überraschend, da AMS Osram schon zuvor nicht unbedingt mit guten Neuigkeiten aufgefallen ist. Steigende Kosten haben dem Unternehmen merklich zugesetzt.
Immer mit der Ruhe?
Grund zur Panik sieht das Management bisher aber noch nicht. Möglich sei zwar, dass das bereits bestehende Sparprogramm nun noch einmal ausgeweitet wird, was auch die Entwicklung von MicroLED betreffen könnte. Kredite seien jedoch nicht in Gefahr und laut Vorstandschef Aldo Kamper handele es sich bei AMS Osram weiterhin um ein gesundes Unternehmen mit einer starken Bilanz.
Gänzlich vermissen lässt dieses Unternehmen nun aber neue Wachstumsimpulse und damit auch Argumente, die für einen Einstieg von Anlegerinnen und Anlegern sprechen würden. Es gibt noch keinen Grund, AMS Osram aufgrund des abgesprungenen Kunden den Untergang vorhersagen zu wollen, selbst wenn es sich dabei tatsächlich um Apple handeln sollte. Dass eine solche Hiobsbotschaft in ohnehin herausfordernden Zeiten kommt, lässt die Zuversicht auf Anlegerseite aber auch nicht eben wachsen.
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01.03.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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