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Affirm-Aktien niedriger nach Returnly-Akquisition - die Hintergründe im Detail

Affirm im Tief vor den Quartalszahlen, trotz Rekordumsätzen bei Peloton und Shopify

NTG24 - Affirm-Aktien niedriger nach Returnly-Akquisition - die Hintergründe im Detail

 

Affirm (US00827B1061) ist nicht irgendeine Online-Bude im Fintech-Bereich. Der Mann dahinter heisst Max Levchin und hat eine klare Mission: den Online-Kunden das Leben so einfach wie möglich zu machen. Jeder, der das Geschäftsmodell von Amazon (US0231351067) studiert hat, weiss, dass das Geheimnis des Erfolges darin liegt, dass die Kunden sich so gut aufgehoben fühlen wie bei keinem anderen Konkurrenten. Die Maximierung der Kundenzufriedenheit ist der Schlüssel zur Dominanz im E-Commerce. 

Levchin ist nicht auch irgendwer, sondern mit Peter Thiel und Elon Musk einer der Mitgründer von Paypal (US70450Y1038). Er war der Chief Technology Officer der Gesellschaft und war massgeblich für die Anti-Betrug-Sparte verantwortlich. Levchin gilt unter anderem als Mitentwickler des sogenannten Gausebeck-Levchin Tests, der die Grundlage für die heutigen Captcha-Abfragen ist, die prüfen, ob ein Mensch oder eine Maschine die Website bedient. 

Das Geschäftsmodell von Affirm bedient zwei Bedürfnisse der Online-Kunden: Sich mehr leisten zu können und genau zu wissen, was es kosten wird. Affirm bietet Online-Händlern die Möglichkeit, beim Bezahlvorgang mit wenigen Klicks statt einer Bar- oder Kreditkartenzahlung einen Ratenvertrag mit feststehenden Konditionen abzuschliessen. Wer die App von Affirm hat, kann sich auch vorqualifizieren für Ratenkredite, sodass der Bezahlvorgang im Alltag dann noch schneller ist. 

Es ist eine Win-Win-Situation. Für die Händler erhöht das Angebot die Konversionsrate ihrer Warenkörbe und die Kunden wählen lieber das Angebot von Affirm als von Kreditkartenunternehmen, weil in den USA die Zinssätze für Kreditkartenzahlungen häufig horrend sind und die Gesellschaften dafür bekannt sind, undurchsichtige Gebührenmodelle zu fahren, die am Ende nicht selten zu bösen Überraschungen führen.

 

Maximierung der Kundenzufriedenheit ist der Schlüssel

 

Analog zum Kerngeschäft zielt auch das Geschäft der jüngsten Übernahme auf eine Maximierung des Kundennutzens ab. Affirm hat Ende April die Übernahme von Returnly angekündigt. Returnly beschäftigt sich ausschliesslich mit der Abwicklung von Retouren. Händlern bietet Returnly eine automatische Abwicklung von nationalen und internationalen Sendungen und die Verwertung von Retouren. Der wichtigste Aspekt ist jedoch, dass Returnly den Kunden eine sofortige Gutschrift auf der jeweiligen Plattform anbietet, sodass der Kunde nicht erst auf die Rückbuchung der Zahlung warten muss, bevor er weiter einkaufen kann. Das Risiko des Zahlungsausfalls nimmt Returnly dem Händler ab, der im Gegenzug die monatlichen Dienste von Returnly abonniert. Entscheidend ist für den Kunden und den Händler, dass der Einkaufsprozess ohne Unterbrechung weiterlaufen kann, was die Umsätze pro Kunde und die Zahl der Verkaufsabschlüsse erhöht. 

Die Deal-Konstruktion gefällt mir. Die Aktionäre von Returnly bekommen insgesamt 300 Mio. US-Dollar. Davon sind jedoch nur 45 Mio. US-Dollar in bar. Der Rest wird in Aktien von Affirm bezahlt. Wenn ein Unternehmen seine Aktien als „Währung“ bei Akquisitionen einsetzen kann, ist das immer ein Zeichen von Stärke. 

Interessant ist in diesem Zusammenhang aber die Formulierung, zu welchem Kurs die Affirm-Aktien getauscht werden. Laut dem Eintrag bei der SEC wird der durchschnittliche Schlusskurs der letzten 10 Handelstage vor dem Abschluss der Transaktion als Umrechnungskurs für die Anzahl der Aktien genommen, die Returnly erhält. Aus Sicht von Returnly ist also ein hoher Kurs der Affirm-Aktien in den 10 Handelstagen vor dem Abschluss schlecht, weil die Aktionäre dann vergleichsweise wenige Aktien erhalten. Ein tiefer Kurs der Affirm-Aktien wiederum ist von grossem Vorteil, da man dann eine höhere prozentuale Beteiligung an Affirm erhält. 

 

Affirm Holdings Inc.

 

Interessanterweise reagierte die Börse mit einem Kursplus von rund 20 % auf die Übernahmeankündigung von Returnly. Dann jedoch setzten Tag für Tag starke Verkäufe ein, die den Kurs von Affirm um bisher -30 % drückten. Ich will nicht behaupten, dass hier ein Zusammenhang besteht. Ich werde aber nicht überrascht sein, wenn der Kurs der Affirm-Aktien zu steigen beginnt, sobald die Returnly-Akquisition abgeschlossen ist. 

Eine konkrete Empfehlung zu dieser Analyse ist den Lesern des Zürcher Finanzbriefes vorbehalten. Den Zürcher Finanzbrief und die zugehörigen Empfehlungen können Sie im Rahmen eines kostenlosen Probe-Abonnements ausgiebig testen.

 

11.05.2021 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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