Sea: Jahresprognose ersatzlos gestrichen
Sea leidet unter der Zurückhaltung der Konsumenten - Gaming steht weiter unter Druck
Die Zeiten dreistelligen Umsatzwachstums sind bei Sea vorerst vorbei. Das Unternehmen wächst allerdings immer noch stark und hat mittelfristig hohe Chancen, wieder auf das alte Wachstum zu kommen. Die vorgelegten Zahlen zum 2. Quartal waren noch durchwachsen, aber keineswegs unerwartet.
Den Umsatz steigerte Sea (US81141R1005) um 29 % auf 2,94 Mrd. US-Dollar im 2. Quartal. Der Bereich Digital Entertainment (Online-Spiele / eSports / Garena) war in den vergangenen Quartalen stark unter Druck geraten und verzeichnete einen ungewöhnlichen Umsatzrückgang um -12,1 % auf 900,26 Mio. US-Dollar. Der Geschäftsbereich hatte von 2015 bis 2021 einen meteoritenartigen Aufstieg erlebt. Der Jahresumsatz stieg von 282 Mio. Euro auf zuletzt 4,32 Mrd. US-Dollar. Dieses Jahr steht nun der erste Umsatzrückgang im Raum.
Der Geschäftsbereich litt zuletzt unter der starken Regulierung von Online-Spielen in China und dem Verbot seines Bestsellers Free Fire in Indien. Der Gegenwind endet auch hier noch nicht. Sea gab bekannt, dass die zurückgestellten Umsätze im 2. Quartal nur noch 717,4 Mio. US-Dollar betragen haben nach 1,2 Mrd. US-Dollar im Vorjahresquartal. Die Zahl der aktiven Benutzer schrumpfte um -15 %, weniger Benutzer führten Transaktionen durch und die durchschnittliche Summe pro Transaktion sank von 1,6 US-Dollar auf nur 1,2 US-Dollar.
Das Kerngeschäft ist aber die E-Commerce Plattform Shopee. In Europa und Nordamerika nicht vertreten, aber dafür führend in Südostasien und im Aufbau befindlich in Südamerika. Das Bruttoumsatzvolumen auf der Plattform belief sich im 2. Quartal auf 19,0 Mrd. US-Dollar (+27 %). Rechnet man die Wechselkursveränderungen heraus, wäre das Volumen um 31 % gewachsen. Shopee zog daraus einen Umsatz von 1,76 Mrd. US-Dollar, was 76 % über dem Vorjahresniveau lag. Ein kräftiger Wachstumsschub in einem ansonsten schwierigen Marktumfeld. Die Analysten hatten allerdings mit 1,9 Mrd. US-Dollar gerechnet.
Jahresprognose ersatzlos gestrichen
Sehr erfreulich entwickelte sich der Vorstoss in den Finanzsektor. Mit SeaMoney hat das Unternehmen eine Möglichkeit für seine Kunden geschaffen, mit dem internen Zahlungssystem Rechnungen zu begleichen. Und die Kunden nehmen das Angebot sehr gut. Die Zahl der teilnehmenden Kunden stieg um 53 % auf 53 Millionen. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 214 % auf 279 Mio. US-Dollar, nachdem man ein Transaktionsvolumen von 5,7 Mrd. US-Dollar (+36 %) abwickelte.
Beim Rohertrag performte Sea zufriedenstellend. Nach Abzug der direkten Umsatzkosten ergab sich ein Ertrag von 1,09 Mrd. US-Dollar, was 17,1 % über dem Vorjahresniveau von 931 Mio. US-Dollar lag. Der operative Verlust weitete sich jedoch sehr stark von -334 Mio. US-Dollar auf -837 Mio. US-Dollar aus, nachdem alle operativen Kostenblöcke erheblich stiegen und eine Wertberichtigung um -177 Mio. US-Dollar vorgenommen werden musste. Unter dem Strich erreichte der Verlust nach Steuern -931 Mio. US-Dollar.
Den Ausblick für das Gesamtjahr strich man ersatzlos. Eine rote Flagge, die darauf hindeutet, dass das Unternehmen ein schwieriges und unberechenbares Umfeld im 2. Halbjahr erwartet. Die Unternehmensführung betonte, dass man den Fokus in Zukunft auf die Margen lenken wird, was im starken Kontrast zu der bisherigen Strategie steht.
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17.08.2022 - Mikey Fritz
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