Immer das Gleiche mit Valneva, BioNTech stimmt auf die vierte Impfung ein, bei Novavax ist die Luft schon wieder raus und Moderna steht sich selbst im Weg
Die Pandemie bestimmt wieder mal das Börsengeschehen
Es mutet schon fast etwas seltsam an, dass die hiesige Regierung gerade in Zeiten sinkender Infektionszahlen härtere Kontaktbeschränkungen erlässt. Der Grund dafür liegt jedoch auf der Hand und hört auf den Namen Omikron. Die neue Variante des Coronavirus führt dieser Tage auch an den Börsen gerne mal zu Schnappatmung bei den Marktakteuren.
Im Fokus standen dadurch am Dienstag mal wieder die Aktien der Impfstoffhersteller. Ein großes Thema bleibt etwa Valneva (FR0004056851). Rund um das französische Unternehmen, welches derzeit einen Tot-Impfstoff gegen Corona im Zulassungsverfahren hat, gab es an und für sich nichts Neues zu berichten. Schlagzeilen gab es dennoch, gut gefüllt mit längst bekannten Informationen.
Manch einer holte etwa die berüchtigte britische Studie hervor, welche vor rund zwei Wochen eher bescheidene Ergebnisse bei dem Valneva-Impfstoff als Booster nachweisen wollte. Das Unternehmen selbst kritisierte das Design der Studie bereits und legte seinerseits Daten vor, die eine andere Sprache sprechen. Letzte Gewissheit gibt es bisher noch nicht. Das ständige Wiederholen der Meldung könnte aber durchaus Einfluss auf den Aktienkurs nehmen. Mit dem ging es am Dienstag wieder um 3,74 Prozent in die Tiefe.
Gemischte Signale von BioNTech
Natürlich hat sich auch der Star am Impfstoffhimmel in Form von BioNTech (US09075V1026) schon längst mit dem Thema Omikron beschäftigt und dabei sowohl gute als auch schlechte Entdeckungen gemacht. Das Unternehmen geht zwar davon aus, dass mit einer Drittimpfung noch immer ein guter Schutz vor einem schweren Verlauf besteht. Die Pandemie beenden lässt sich aber wohl nur mit einer vierten, auf Omikron angepassten Impfdosis.
Läuft alles gut, könnten die Mainzer die schon im März ausliefern und damit die nächste massive Impfkampagne lostreten. Die Anleger dürften sich darüber kaum beschweren, wären doch mal wieder Umsätze und Gewinne in Milliardenhöhe absehbar. Von Vorfreude war gestern allerdings noch nicht viel zu spüren, die BioNTech-Aktie verlor um gut fünf Prozent an Wert. Ein konkreter Grund dafür findet sich nicht.
Reichen doch drei Impfungen?
In eine etwas andere Kerbe scheint derweil Moderna (US60770K1079) zu schlagen. Im „Tagesanzeiger“ wird CEO Stéphane Bancel mit den Worten zitiert, dass eine vierte Impfung für 30-jährige (und jüngere) wohl keine solche benötigen wird. In diesem Fall soll eine erfolgte Booster-Impfung bereits ausreichen, um gut gegen Omikron und alle anderen bekannten Corona-Varianten geschützt zu sein.
Sollte sich das bewahrheiten, wäre das an und für sich eine gute Nachricht, aber wohl eher kontraproduktiv für den Aktienkurs von Moderna. Schließlich würden dem Unternehmen einige potenzielle Einnahmen flöten gehen, wenn die vierte Impfung nur für Personen über 30 Jahren in Frage kommt. So steht das Unternehmen sich an der Börse etwas selbst im Weg und ist an Verlusten von 7,4 Prozent am Dienstag wohl ein Stück weit selbst verantwortlich. So richtig einen Vorwurf kann man den Verantwortlichen deshalb aber nicht machen, letztlich informieren die nur über die bisher verfügbare Datenlage.
Als wäre nichts gewesen
Mit ganz ähnlichen Abschlägen hatte auch Novavax (US6700024010) jüngst zu kämpfen, gestern rauschte das Papier um etwas mehr als fünf Prozent in die Tiefe. Tags zuvor sah es sogar noch schlechter aus, sodass die Verluste sich seit Wochenbeginn schon auf mehr als 11,5 Prozent belaufen. Das dürfte für viele etwas überraschend kommen.
Schließlich erhielt das Unternehmen erst gestern die Zulassung in der EU für seinen Corona-Impfstoff, was eigentlich die nächste große Ralle hätte auslösen sollen. Stattdessen wurden die Kursgewinne der vergangenen Woche schon wieder nahezu vollständig aufgefressen und von plötzlicher Euphorie ist so gar nichts zu spüren. Einige Beobachter führen das auf überzogene Erwartungen mit Blick auf Impfskeptiker zurück. Dass die jetzt einen großen Run auf den Protein-Impfstoff starten werden, daran gibt es immer mehr Zweifel.
Omikron und dann lange nichts
Es ist absehbar, dass Omikron auch in den nächsten Tagen die erste Geige an den Märkten spielen wird. Ob das gut oder schlecht ist, ist wie immer Ansichtssache. Die durch die Virus-Mutante ausgelöste Unsicherheit bringt viele Verlierer hervor, aber so mancher Titel kann von der Panik an den Märkten auch profitieren. Zumindest bisher waren das nicht die Impfstoffhersteller.
Bei jenen stellt sich noch immer die Frage, wie gut die derzeit verfügbaren Vakzine gegen die Omikron-Variante wirken. Verlässliche Daten dazu gibt es nicht, stattdessen aber umso mehr Spekulationen und Mutmaßungen, welche die Aktionäre nur noch mehr verwirren. Letzte Gewissheit lässt sich nur durch Abwarten erlangen. Sicher bleibt für den Moment lediglich, dass die letzten Tage des laufenden Jahres von einer hohen Volatilität geprägt sein werden.
22.12.2021 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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