VW schaltet hoch, Tesla im Rückwärtsgang, Deutsche Bank technisch interessant, BP weiter mit Rückenwind
Der Handelstag - Bericht zum 05.03.2021
Die Aktienmärkte scheinen sich nicht entscheiden zu können, ob sie der Anlagenot nachgeben oder Angst vor steigenden Zinsen haben sollen. Gestern jedenfalls tat US-Notenbankchef Powell nicht das, was der Markt brauchte, nämlich Gewissheit über die Reaktionsfunktion der Notenbank bei steigenden Zinsen zu geben. Entsprechend dick ist der Nebel über der Zinslandschaft nun. Weiter deutlich steigende Ölpreise wären dabei ein guter Grund gewesen, die Sorgen der Anleger zu beruhigen. Ob die Notenbank testen will, wie lange die Märkte ohne mentale Rückenmassage stabil bleiben?
Die deutschen Aktien hielten sich lange angesichts dieser Gemengelage noch ganz gut, beendeten den Handelstag dann aber durch die schwächere Wall Street mit einem Minus von 136 Punkten auf 13.921 Punkten. In New York liegt der Dow Jones Industrial aktuell 60 Punkte im Plus bei 30.958 Punkten.
Bei den Einzelwerten lagen heute im DAX die Aktien der Deutschen Bank (DE0005140008) und von Volkswagen (DE0007664039) ganz oben auf der Gewinnerliste. Die Aktie der Deutschen Bank legte bis zum Handelsschluss 2,13 % auf 10,572 Euro zu und generierte damit ein mittelfristiges, wenn auch noch unbestätigtes Kaufsignal, da der heutige Wochenschlusskurs höher liegt als jener der Nackenlinie eines gedachten Doppelbodens vom Februar 2020, dessen Höchstkurs bei 10,37 Euro und Wochenschlusskurs bei 10,186 Euro lag. Einer der treibenden Faktoren dürfte wohl die weniger negative Zinsstrukturkurve im Euroraum sowie die steigende Steilheit der Zinskurve im US-Dollar sein.
Volkswagen erhielt dagegen nicht nur vom Chart Rückenwind, sondern von einer seiner Beteiligungen. Denn Porsche erwartet trotz Pandemie zu Jahresbeginn hohen Wachstumsraten bei den Auslieferungen. Schon heute sei absehbar, dass das erste Quartal ,,sehr positiv" ausfallen werde, sagt Detlev von Platen, Vertriebs- und Marketingvorstand von Porsche. VW gewann in einem schwächeren Marktumfeld heute 2,31 % auf 193,48 Euro und schlossen damit ebenfalls über zwei wichtigen Widerständen auf Wochencandle-Basis, nämlich dem vom Januar 2018 und jenem vom Januar 2020. Damit ließe sich die gesamte Bewegung seit dem Absturz in der ,,Dieselgate‘‘-Krise im Sommer 2015 als wenn auch ziemlich unsymmetrischer Doppelboden interpretieren, der in der Konsequenz ein mittelfristiges Mindestkursziel von 250 Euro anzeigt.
Weniger erfreulich entwickelt sich dagegen der Elektroauto-Konkurrent Tesla (US88160R1014), dessen Aktie aktuell in New York auch heute wieder schwach im Markt liegt und aktuell 10,15 % auf 559,51 Dollar abgibt. Nach dem Bruch des kurzfristigen, seit Mitte November 2020 laufenden Aufwärtstrends fällt die Aktie heute genau auf den nächsten darunter liegenden flacheren Aufwärtstrend, der seinen Anfang im August 2020 nahm. Sollte dieser nicht halten, gibt erst der im Corona-Crash im März 2020 beginnende tiefere Aufwärtstrend den nächsten dynamischen Halt. Einige Analysten sehen aber als Auslöser für die Verkäufe insbesondere eine Sektor-Rotation und Gewinnmitnahmen.
Ein Gewinner der weiter steigenden Ölpreise ist wenig überraschend auch heute wieder die Aktie von BP (GB0007980591), die in London 1,82 % auf 318,80 Pence zulegen können. Damit hat die Aktie ebenfalls ein technisches Kaufsignal gegeben, da das Zwischenhoch vom Januar 2020 bei 311,95 Pence mit steigenden Umsätzen überwunden wurde.
Und was passierte sonst noch?
Ganz vorne auf der Aufmerksamkeitsskala stand heute der Ölpreis, denn gestern hatten sich die Opec+ Staaten auf eine Verlängerung der derzeitigen Förderbeschränkungen geeinigt. Nun sollen nur Russland und Kasachstan ihre Förderung erhöhen dürfen. Erste Banken werfen nun bereits Kursziele von 80 Dollar für diesen Sommer in den Prognosering.
Diese Entscheidung konnte die Zinssorgen kaum lindern, im Gegenteil. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe steigt bislang um 2,7 % auf – 0,303 %, und die Rendite der 10-jährigen US-Treasury steht aktuell 0,84 % höher bei 1,56 %.
Der US-Dollar profitiert heute von den steigenden Zinsen und gewinnt gegen den Euro aktuell 0,45 % auf 1,1910 Dollar je Euro, und auch der Schweizer Franken als Risiko-Fieberthermometer am Devisenmarkt kann gegen den Euro um 0,19 % auf 1,1091 Franken je Euro zulegen. Bitcoin gibt dagegen aktuell 2,3 % auf 47.274 Dollar ab.
05.03.2021 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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