Die Deutsche Telekom legt erfreuliche Zahlen vor und stellt den Aktionären Geschenke in Aussicht, doch es gibt noch immer manche Baustelle im Konzern
Die Anleger zeigen sich letztlich zufrieden
Die Deutsche Telekom berichtete kürzlich über insgesamt recht zufriedenstellende Quartalszahlen. Zwar ging es mit den Umsätzen im Jahresvergleich um 4,7 Prozent abwärts. Das Nettoergebnis konnte aber um 22 Prozent bis auf 1,9 Milliarden Euro zulegen. Beim freien Cashflow wurde sogar ein Plus von 61,4 Prozent bis auf 4,7 Milliarden Euro vermeldet.
Man bleibt also weiterhin auf Wachstumskurs, was sich auch für die Aktionäre der Deutschen Telekom (DE0005557508) auszahlen soll. So soll die Dividende im kommenden Jahr um zehn Prozent zulegen und dann bei 77 Cent je Anteilsschein liegen. Zudem stellte der Konzern weitere Aktienrückkäufe in Aussicht, obschon die Verschuldung aufgrund der hohen Zinsen weiter anstieg.
Einsparen konnte die Telekom aber bei Investitionskosten in den USA. Dort wurde der Ausbau des Mobilfunknetzes zuletzt merklich heruntergefahren und nach Ansicht von Experten ist das ein wesentlicher Faktor für die recht erfreulichen Zahlen. Zwar konnte das Unternehmen auch mehr Kunden für sich gewinnen. Die gaben im Schnitt aber etwas weniger aus. Zudem stagniert noch immer das Geschäft im Festnetz.
Die Deutsche Telekom setzt weiter auf Glasfaser
Diesbezüglich ist Glasfaser noch immer ein wichtiges Thema und auf dem Heimatmarkt will die Telekom den Ausbau weiterhin mit großem Engagement vorantreiben. Allein im laufenden Jahr sollen bis zu drei Millionen zusätzliche Anschlüsse errichtet werden. In den kommenden Jahren soll dieses Tempo aufrechterhalten werden. Damit trotzt die Telekom den jüngsten Horrormeldungen aus der Branche und auch Befürchtungen, dass es zu einem Kollaps bei der Glasfaser kommen könnte.
Trotz des Ausbaus fehlt es aber noch ein wenig an der Begeisterung bei der Kundschaft. Bei mittlerweile 6,9 Millionen Anschlüssen zählt die Telekom gerade einmal 910.000 Glasfaser-Kunden. Das klingt nach einem teuren Spaß und lässt die Frage nach Lösungen aufkommen. Der Autor dieser Zeilen kann nur für sich selbst sprechen. Doch bei mir trudelte vor wenigen Wochen ein Flyer der Telekom ein, der einen kostenlosen Glasfaseranschluss und damit eine Ersparnis von rund 800 Euro versprach. Da die monatlichen Kosten bei gleicher Leistung jene des örtlichen Kabelanbieters aber um knappe 70 Prozent übertrafen, war das Ganze wenig interessant.
Es lässt sich wohl nur darüber spekulieren, wie diese Situation sich in anderen Gegenden gestalten mag. Doch das Kosten-Nutzen-Verhältnis bleibt beim Glasfaserausbau klar ein Knackpunkt. Auf der einen Seite will die Telekom die hohen Investitionen irgendwie wieder hereinbekommen. Zu hohe Gebühren schrecken die Nutzer aber recht schnell ab, erst recht in wirtschaftlich angespannten Zeiten.
Die Anleger sind zufrieden
Unter dem Strich zeigten die Anteilseigner sich mit den Ergebnissen der Telekom zufrieden und auch ein angekündigtes Sparprogramm stieß auf Zustimmung. Die Aktie machte zwar in der laufenden Woche keine sensationellen Sprünge. Sie führte aber ihren Erholungskurs der vergangenen Wochen recht erfolgreich fort. Hauptsächlicher Antreiber bleibt das schwer erfolgreiche Geschäft in den USA. Dort droht allerdings derzeit ebenfalls Gegenwind, denn Gerichte haben einer Klage aufgrund einer angeblichen Wettbewerbsverzerrung kürzlich stattgegeben. Der Prozess dürfte sich noch einige Jahre hinziehen, könnte schlimmstenfalls aber in einer Zerschlagung enden.
Die Telekom äußerte sich zu dieser Thematik nicht weiter und ließ lediglich in einem Halbsatz anklingen, dass die Vorwürfe der Kläger nicht nachvollziehbar seien. Bewertet werden soll das Ganze an dieser Stelle nicht. Für die Anleger ist aber klar, dass die Zukunft trotz durchaus vorhandener Chancen durch einige Unsicherheiten eingetrübt ist. Dazu gehören neben rechtlichen Fragen der hohe Schuldenstand und das noch immer nicht unbedingt sensationelle Geschäft auf dem Heimatmarkt. Ausruhen kann und sollte die Telekom sich auf den Erfolgen der letzten Jahre tunlichst nicht.
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10.11.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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