Silber, Gold und die negative Preiselastizität der Inder
Weltgrößter Silberimporteur könnte 2022 neuen Importrekord aufstellen
Für Indien, den weltgrößten Käufer von Silber, könnte dieses Jahr einen neuen Importrekord für das weiße Edelmetall bringen. Dafür ist jedoch nicht nur die chronische Schwäche der indischen Rupie gegen den US-Dollar verantwortlich, sondern auch die relative Preisentwicklung von Silber gegenüber Gold. Die jüngste Nachfrageentwicklung bestätigt damit erneut die negative Preiselastizität der indischen Silbernachfrage.
Die indischen Silberimporte könnten sich im laufenden Jahr gegenüber 2021 mehr als verdreifachen. Der Auslöser dafür dürfte aber nicht nur das schwächere Vorjahr sein. Denn ein relativer Blick auf die Preisentwicklung von Silber und Gold in indischen Rupien zeigt, dass sich die ökonomische Vorteilhaftigkeit der relativen Preise in den vergangenen Monaten zugunsten von Silber verschoben hat.
Bei einem Vergleich des Silberpreises in US-Dollar (XC0009653103) und in indischen Rupien in Chart 1 zeigt zunächst ein altbekanntes Bild. Die Stärke des US-Dollars ließ den Silberpreis in US-Dollar stärker fallen als in indischen Rupien.
Silber in US-Dollar auf TradingView
Damit stehen die Chancen gut, dass die Silberimporte Indiens 2022 auf einen Rekordwert von 8.200 Tonnen zulegen. Allein in den ersten 7 Monaten des Jahres sprangen die indischen Silberimporte nach vorläufigen Daten des Ministeriums für Handel und Industrie von nur 110 Tonnen im gleichen Zeitraum des Vorjahres auf 5.100 Tonnen nach oben! 2020 und 2021 hatten die indischen Silberimporte nur 2.218 Tonnen bzw. 2.773 Tonnen betragen. Im Jahr 2019 waren es dagegen noch 5.969 Tonnen gewesen.
Die Attraktivität von Silber in den Augen indischer Investoren rührt aber nicht nur von einem absolut schwächeren Silberpreis her, wie ein Vergleich mit dem Goldpreis in Chart 2 zeigt.
So zeigte Silber in indischen Rupien über weite Strecken des Jahres 2021 eine stärkere Entwicklung als Gold. Dies drehte sich aber mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine um. Und seither hat sich Silber deutlich schwächer als Gold.
Silber in indischen Rupien auf TradingView
An Impulsen für höhere Silberpreise mangelt es jedoch nicht. Denn neben der Investitionsnachfrage sind auch die indischen Importe aufgrund der zunehmenden industriellen Nutzung gestiegen. Hierbei entfalten staatliche Anreize für die inländische Produktion von Elektronik und Solarpanels ihre Wirkung. Indien bietet in- und ausländischen Unternehmen produktionsgebundene Anreize für die Herstellung von Elektronik und Solarpanels im Land. Und schließlich wird auch der Silberbedarf in der indischen Automobilindustrie immer größer.
Die große inländische Silbernachfrage hat zu Preisaufschlägen von bis zu 30 Cent pro Unze auf die Weltmarktpreise geführt. Gold dagegen wird derzeit mit einem Abschlag gehandelt.
Im vergangenen Jahr war dagegen der umgekehrte Fall zu beobachten. Damals wurde Gold mit einem Aufschlag und Silber mit einem Abschlag gehandelt.
Und was ist das Fazit?
Die aktuelle Preisschwäche von Silber gegenüber Gold hat beim weltgrößten Silberimporteur Indien zu einer erneuten Bestätigung für die negative Preiselastizität geführt. Diese zeigt, dass die Inder die relative Vorteilhaftigkeit von Silber konsequent nutzen. Damit bestätigt sich auch eine hohe mentale Korrelation von reellem Gold und dem ,,Gold des kleinen Mannes‘‘.
Sollte die industrielle Nachfrage nach Silber zudem weltweit weiter zulegen, ist schon bald mit einer Vergrößerung des Angebotsdefizites von Silber zu rechnen.
Sollte die indische Rupie zudem weiter gegen den US-Dollar abwerten, hätten die Inder schon bald noch mehr Gründe, Silber zu kaufen.
17.08.2022 - Arndt Kümpel
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