Edelmetalle: In verbessertem Konjunktur- und Preisdaten-Umfeld zyklische Edelmetalle erneut favorisiert
Weiter nachlassender Inflationsdruck wohl gerade für Silber und Platin günstig
In der letzten Woche tendierten die 4 Haupt-Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium im Zuge überraschend positiver Konjunktur- und Preisdaten aus der Eurozone wie auch der USA sowie einer weiter entspannteren Anlegereinstellung zur derzeitigen US-Bankenkrise insgesamt freundlich.
Allein das defensivste Edelmetall Gold (TVC:GOLD) verlor in der zurückliegenden Woche im Umfeld der auch in den günstigeren Einschätzungen der künftigen US-Bankenkrisen-Risiken mittelfristig nun weiter verbesserten Konjunktur- und Inflationsperspektiven der USA wie auch der Eurozone moderat um -0,5 % auf 1970 USD.
Von den nun auch aus unserer Sicht in den kommenden Monaten gerade im Hinblick auf die weiterhin absehbar dynamisch nachlassenden Preissteigerungsraten als immer günstiger einzuschätzenden gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen profitierten dagegen wie auch der mit einer Wochenperformance von + 3,0 % glänzende S&P 500-Index in der letzten Woche alle 3 übrigen, relativ zu Gold deutlich konjunkturreagibleren Edelmetalle.
Im Einzelnen befestigten sich Silber (TVC:SILVER) im Wochenverlauf um + 3,9 % auf 24,10 USD, Platin (TVC:PLATINUM) um + 1,0 % auf 993 USD und Palladium (TVC:PALLADIUM) um + 5,3 % auf 1462 USD.
Inflationsrückbildungssignale in den USA sowie der Eurozone zunehmend ausgeprägt
Für eine sehr positive Resonanz der Kapital- und Edelmetall-Marktteilnehmer sorgte dabei insbesondere die nach vorläufiger erster Kalkulation des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) im März in Deutschland nun von 8,7 % (Februar) auf 7,4 % rückläufige, annualisierte Gesamtinflationsrate, was seine Entsprechung auch in dem einen Tag später bekanntgegebenen Rückgang der Eurozonen-Gesamtinflationsrate im März von 8,5 % auf 6,9 % fand.
Die für die Steuerung ihrer Zinspolitik sowohl für die FED wie auch die EZB grundsätzlich maßgeblichere Kerninflationsrate unter Ausklammerung von Nahrungsmittel- und Energiekosten blieb in der Eurozone im März gegenüber Februar allerdings mit 5,7 % auch weiterhin hartnäckig hoch (sogar gegenüber Februar-Wert von 5,6 % nun ein minimaler Auftrieb), was die EZB nach unserer Erwartung in den kommenden Monaten zu einer Beibehaltung ihrer konsequenten Zinserhöhungspolitik in Richtung eines voraussichtlichen finalen Euroland-Leitzinses von ca. 4,5 % (aktuell: 3,5 %) veranlassen dürfte.
Weiterer Zinserhöhungsbedarf der FED wie auch EZB zunehmend begrenzt
Gleichfalls wurden am 31.03. jedoch nun auch in den USA die Konsumausgaben-Preiskomponenten (PCE-Deflatoren) für den Februar nachträglich leicht nach unten revidiert (Gesamtrate nun 5,0 %, verglichen mit ursprünglicher Kalkulation von 5,1 % und 5,3 % im Januar; Kernrate nun 4,6 %, verglichen mit ursprünglicher Kalkulation von 4,7 % und 4,7 % im Januar).
Diese wenn auch nur geringfügige Absenkung der PCE-Deflatoren für den Februar wie aber auch die fortgesetzte Rücknahme ihrer 1 Jahres-Inflationsratenprognosen durch die Verbraucher per Ende März gemäß der neuen Monatserhebung der University of Michigan (neue 1 Jahres-Inflationsprognose der Konsumenten nun nur noch 3,6 %, verglichen mit noch 4,1 % im Februar) eröffnen unseres Erachtens daher nun durchaus ebenfalls für den März in den USA die Möglichkeit, dass auch dort die Inflationsraten des letzten Monats erneut unerwartet stark nachgebend publiziert werden könnten.
Weitere positive US-Preisdaten-Überraschungen für den März denkbar
Bis jetzt rechnen die Ökonomen allerdings im Konsens für den März mit einem völligen Verharren der US-Inflationsraten auf ihren Vormonats-Niveaus (d.h. Gesamtrate bei ca. 6,0 %, Kernrate bei ca. 5,5 %), was aus unserer Sicht gemäß den vorangegangenen Erläuterungen nun jedoch ein deutliches positives Überraschungspotenzial in der Vorlage der tatsächlichen US-März-Inflationszahlen am 12.04. in sich bergen könnte.
Von einer potenziell unerwartet günstigen Veröffentlichung der März-Inflationsraten wie aber auch den als wichtigste Konjunkturdaten zuvor in den USA noch erfolgenden Publikationen der ISM-Einkaufsmanagerindizes März inklusive ihrer „Prices Paid“-Komponenten für den Industriesektor (03.04.) und das Dienstleistungsgewerbe (05.04.), den ADP-Beschäftigungsänderungs-Index (05.04.) sowie den vollständigen Stellenbericht des US-Arbeitsministeriums für den März (07.04., mit zusätzlich möglichen Verzerrungen durch den Karfreitags-Handel) könnten unseres Erachtens aber gerade Silber und Platin als konjunkturzyklischere Edelmetalle in der kommenden Woche weiterhin vorrangig profitieren.
Gold inflations- wie konjunkturbedingt gegen Platin und Silber zunehmend benachteiligt
Das defensivste Edelmetall Gold, das nun bereits seit 20.03. selbst trotz der aktuell optimistischen Konsenserwartung des FED Watch-Tools, die FED werde den Leitzins bis mindestens Juni unverändert in der aktuellen Spanne von 4,75 – 5,00 % beibehalten, in eine zunehmende Dreieckskonsolidierung unterhalb von 2002 - 2010 USD eingetreten ist, könnte hingegen in der aktuell verzeichneten Momentumsabschwächung in den nächsten Tagen unter Unterschreitung von 1945 USD sogar nun leicht Gefahr laufen, aus diesem Konsolidierungsdreieck nach unten herauszufallen.
In diesem Fall wäre das weitere Korrekturpotenzial des technisch momentan fraglos am schwächsten dastehenden Edelmetalls Gold unseres Erachtens problemlos zunächst auf nur noch rd. 1920 – 1925 USD zu taxieren, wo sich derzeit die klarste Widerstands-Unterstützungs-Umwandlung seit dem 03.02. (= 1920 USD) wie auch der gleitende Bollinger-Durchschnitt im Tageschart (= 1925 USD) befinden.
Anders als gerade in den konjunkturreagibleren Edelmetallen Silber und Platin raten wir in Gold daher derzeit auch weiterhin grundsätzlich zu einer erhöhten Kaufzurückhaltung.
02.04.2023 - Matthias Reiner
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