Apple muss sich in Sachen Börsenwert Saudi Aramco geschlagen geben
Eine neue Ära?
Jahrelang war Apple das am höchsten bewertete Unternehmen der Welt, und das zeitweise mit einigem Abstand zu seinen Verfolgern. In diesem Jahr haben sich die Voraussetzungen an den Märkten aber grundlegend geändert. Viele Anlegerinnen und Anleger haben ihre Strategie neu ausgelegt und das hat mittlerweile sehr greifbare Folgen.
So meldete das Beratungsunternehmen EY kürzlich, dass Apple (US0378331005) nicht länger das wertvollste Unternehmen auf dem Planeten sei. Der Börsenwert des iPhone-Herstellers beläuft sich derzeit „nur“ noch auf 2,2 Billionen USD. Der Ölmulti Saudi Aramco (SA14TG012N13) schafft es hingegen auf 2,3 Billionen USD und setzt sich damit an die Position als wertvollstes Unternehmen der Welt. Völlig überraschend kommt das nicht, dennoch setzt der Ölkonzern ein Ausrufezeichen und unterstreicht die Herausforderungen, vor denen die Börsianer momentan stehen.
Durch eine rasant gestiegene Nachfrage und ein durch den Ukraine-Krieg massiv reduziertes Angebot ist Energie derzeit so gefragt wie selten zuvor. De Preise für Öl und Gas sind zeitweise regelrecht explodiert, während Bewegungen in die entgegengesetzte Richtung sich eher in Grenzen hielten. Saudi Aramco gehört zu den wenigen Profiteuren dieser Entwicklung. Umsätze und Margen sind in den vergangenen Monaten nur so in die Höhe geschossen, wovon natürlich auch die Anelger nur zu gerne ein Stück abhaben möchten.
Es ist nicht einmal so, dass Saudi Aramco vor den Krisen des laufenden Jahres besonders schlecht dastand. Doch ein Kursplus von rund 20 Prozent seit Jahresbeginn reichte letztlich aus, um an der Börse die versammelte Konkurrenz hinter sich zu lassen. Diesen Erfolg hat der Ölmulti allerdings nicht nur den hohen Ölpreisen und damit verbundenen hohen Einnahmen zu verdanken. Einen gewichtigen Anteil hat auch das grundlegend neue Verhalten der Anleger.
Tech wenig gefragt
Tech-Aktien erlebten im ersten Haljahr des laufenden Jahres mit die höchsten Korrekturen. Auch wenn Apple hier noch als recht verlässlich gilt und eher als Value-Titel angesehen wird, konnte das Unternehmen sich dem herben Druck im Sektor nicht gänzlich entziehen. Stattdessen musste der iPhone-Hersteller seit Jahresbeginn Kursverluste in Höhe von 18,1 Prozent verkraften und der Abwärtstrend scheint noch lange nicht überwunden zu sein. Zumindest gibt es nach wie vor große Sorgen auf Seiten der Anteilseigner.
Die blicken vor allem skeptisch auf die zuletzt schwachen Konsumdaten und die hohe Inflation. Gezwungenermaßen schränken die Menschen sich derzeit mehr ein und fahren unnötige Ausgaben zurück. Da erscheint es einigermaßen fraglich, ob der Run auf neue iPhones im laufenden Jahr genauso groß ausfallen wird wie in den letzten Jahren. Mit Sicherheit lässt sich das zwar nicht prognostizieren und es wird auch davon abhängen, was genau Apple im Herbst an Neuerungen vorstellen wird. Doch die Anzeichen für einen möglichen Schrumpfkurs können derzeit schlicht nicht ignoriert werden.
Die neue Realität an den Börsen
Wahrscheinlich wird Apple es sich erst einmal auf Platz 2 bequem machen müssen. Zu groß sind die Bedenken der Anleger, deren Strategie sich im Laufe der letzten Monate um 180 Grad gedreht zu haben scheint. Statt spekulativer Investments im Tech-Bereich sind vor allem sogenannte Value-Titel gefragt, die sich in der Vergangenheit als krisensicher zeigten. Nun wird auch Apple von vielen als Value-Titel angesehen, und das völlig zu Recht. Doch das nachlassende Interesse am Tech-Sektor lässt die Aktie des Unternehmens letztlich nicht kalt.
Gleichwohl sei gesagt, dass Apple auch mit der jetzigen Börsenbewertung noch immer ein absolutes Schwergewicht ist und von einer Krise im Konzern überhaupt keine Rede sein kann. Selbst wenn Verkäufe und Umsätze sich demnächst etwas verkleinern sollten, so würde der iPhone-Hersteller selbst in einem sehr düsteren Szenario noch immer in jedem Quartal Milliardengewinne einfahren. Wenn man so möchte, hat der Konzern lediglich Luxusprobleme, von denen die meisten anderen Konzerne nur träumen dürften.
04.07.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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