Nel ASA kämpft sich aus dem Kurskeller heraus, TUI tritt auf der Stelle, Steinhoff mit erfreulichen Impulsen und Nvidia mischt bei Microsoft und Meta mit
Ist der Tiefpunkt etwa schon überwunden?
Unter dem Strich ging gestern eine recht erfreuliche Handelswoche zu Ende. Jene startete zwar noch verlustreich, was die Bullen aber in der zweiten Wochenhälfte wieder mehr als ausgleichen konnten. Die meisten Titel konnten auf 5-Tage-Sicht letztlich grüne Vorzeichen aufs Parkett legen und damit endlich wieder Anzeichen der Besserung erkennen lassen.
Selbst die schwer geschundene Aktie von Nel ASA (NO0010081235) schaffte es am Freitag noch einmal, für positive Impulse zu sorgen. Mit etwas Verzögerung ließen die Anleger sich auch hier von der wieder deutlich besseren Stimmung an den Märkten anstecken und so ging es am Freitag um respektable 6,8 Prozent in Richtung Norden.
Den Kurs konnten die Käufer dadurch bis auf 1,42 Euro heben und damit eine nicht unwichtige charttechnische Marke erst einmal hinter sich lassen. Der Weg nach oben bleibt aber wohl lang und beschwerlich. Erst nördlich von 1,60 Euro würden sich ernsthafte Anzeichen einer Trendwende erkennen lassen. Für eine Hausse müssten die Bullen sogar Kurse jenseits der 1,80 Euro anvisieren, was noch immer keine einfache Aufgabe sein dürfte. Für den Moment reicht es aber wohl sich über die recht ansehnliche Performance in den letzten Tagen zu freuen.
Bricht das Kartenhaus zusammen?
Weniger gut lief es in den letzten Tagen für die Anteilsscheine von TUI (DE000TUAG000), die auf Wochensicht um fast zehn Prozent in die Tiefe purzelten. Zwar blieben den Aktionären gestern weitere Ausflüge in Richtung Kurskeller zunächst erspart. Ambitionen für eine neuerliche Aufholjagd ließen sich aber ebenso wenig erkennen. Ein wichtiger Grund dafür dürfte sein, dass immer weniger auf eine große Erholung der Geschäfte in den Sommermonaten rechnen.
Zwar sprach TUI immer wieder von sehr ansehnlichen Buchungszahlen. Allerdings bestätigt eine Umfrage der Marktforscher von INSA im Auftrag der „Bild“, worüber der Autor dieser Zeilen schon seit einer ganzen Weile spekulierte. Im Zuge der anhaltend hohen Inflation scheinen immer mehr Deutsche sich den großen Sommerurlaub im laufenden Jahr schlicht sparen zu wollen. 16 Prozent erklärten in der Umfrage, 2022 erst gar keinen Urlaub anzutreten. Weitere 48 Prozent wollen ihren Urlaub einschränken und nur knapp ein Drittel plant jetzt noch, beim Sommerurlaub nicht allzu sehr aufs Geld zu achten. Das könnte ein böses Omen für TUI und ein Grund für die Zurückhaltung der Anleger sein.
Da muss noch mehr kommen
Bei Steinhoff (NL0011375019) freuten die Anleger sich derweil über gute Ergebnisse der südafrikanischen Tochter Pepkor. Trotz Plünderungen von mehr als 100 Ladengeschäften und gestörter Lieferketten konnte jene ihre Umsätze stärker steigern, als Analysten dies im Vorfeld vermutet hatten. Wenig entsprechend sorgte das bei den Börsianern für große Freude.
Das ließ letztlich auch die Aktie von Steinhoff am Freitag um immerhin 3,5 Prozent in die Höhe steigen. Sicher, ein zwingendes Ende des übergeordneten Abwärtstrends ergibt sich damit noch lange nicht. Zumindest konnten die Käufer aber pünktlich zum Wochenende wieder die Linie bei 0,15 Euro erobern und einen Wochenschlusskurs von 0,155 Euro auf die Beine stellen. Das nährt Hoffnungen, dass es trotz vieler offener Fragen doch noch zu einer Bodenbildung kommen könnte.
Ein gutes Geschäft
Meta interessiert sich derzeit sehr stark für die leistungsstarken Azure-Rechner in der Cloud von Microsoft. Darüber sprach der Windows-Hersteller zumindest kürzlich in einem Blog-Beitrag, worüber unter anderem „Der Aktionär“ berichtete. Dem Vernehmen nach will die Facebook-Mutter die Cloud vor allem für Tätigkeiten im Bereich der Künstlichen Intelligenz nutzen, und dafür kann es eigentlich gar nicht genügend Rechenleistung geben.
Die muss aber auch in der Cloud irgendwo herkommen, und genau da kommt Nvidia (US67066G1040) ins Spiel. Schon jetzt kommen die A100-Chips des kalifornischen Grafikspezialisten für KI-Anwendungen bei Azure zum Einsatz und es ist zu erwarten, dass Microsoft in Zukunft noch einige der sündhaft teuren Chips nachbestellen wird. In der Regel werden nur für ein einziges Exemplar fünfstellige Beträge fällig, was Nvidia eine ansehnliche Marge sichert. Wohl auch deshalb konnte die Aktie von Nvidia am Freitag um respektable 5,84 Prozent steigen und sich wieder bis auf 172,82 Euro verbessern. Für die meisten Analysten bleibt das Papier unverändert ein klarer Kauf.
Nur keine Panik
Nach dem dritten gewinnträchtigen Handelstag in Folge könnte sich bei manchem Anleger derzeit Torschlusspanik breitmachen. Schließlich steht spätestens jetzt die Vermutung im Raum, dass der Tiefpunkt überwunden sein könnte und es von hier aus endlich wieder aufwärts geht. Möglich ist das zwar, fest damit rechnen sollten Anleger allerdings nicht. Denn nach wie vor gibt es so einige Probleme an den Märkten, welche problemlos in den kommenden Tagen wieder für herbe Verluste sorgen könnten. Es gibt daher aus Anlegersicht keinen Grund, jetzt irgendetwas zu überstürzen.
28.05.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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