Noch immer große Sorgen bei der First Republic Bank, auch die Deutsche Bank gerät unter Druck, bei der Commerzbank gibt es ebenfalls rote Vorzeichen und bei Tesla sieht es nicht viel besser aus
Die Krise ist noch nicht durchgestanden
Am Dienstag machte sich an den Märkten noch einigermaßen gute Stimmung breit, mit der es sich aber schnell wieder erledigt haben sollte. Vor allem Bankenaktien konnten sich wieder sichtlich von vorherigen Einbrüchen erholen, nachdem die nächste Finanzkrise für den Moment abgewendet werden konnte. Allzu sicher scheint sich aber derzeit niemand zu fühlen.
Vor allem die First Republic Bank (US33616C1009) geriet schon im frühen Handel unter Druck. Auslöser dafür waren negative Einschätzungen von Ratingagenturen, welche das ohnehin nur noch minimal vorhandene Vertrauen der Anleger weiter abschwächten. Es bleibt die große Sorge im Raum, dass die Regionalbank noch ins Schleudern geraten und möglicherweise wie zuvor die Silicon Valley Bank scheitern könnte.
Noch weiter angefacht wurden solche Befürchtungen am Mittwoch im späten Handel durch die Fed, welche von ihrem Kurs der Zinerhöhungen nicht ablässt und den Leitzins in den USA nun um weitere 0,25 Prozentpunkte anhob. Die Aufschläge fallen damit geringer aus als in vorherigen Monaten. Doch nach der schweren Bankenkrise hatten viele damit gerechnet, oder zumindest darauf gehofft, dass es zunächst ein Durchschnaufen geben könnte. Da es dazu nicht kam, musste First Republic letztlich Verluste von 15,5 Prozent wegstecken.
Die Deutsche Bank schafft den Durchbruch nicht
Bei der Deutschen Bank (DE0005140008) hielten sich die Verluste da noch eher in Grenzen und zeitweise bewegte der Titel sich sogar im grünen Bereich. Es hat aber nicht gereicht, um die wichtige 10-Euro-Linie wieder nach oben zu passieren. Knapp unterhalb davon prallte der Kurs ab und fiel bis Handelsschluss schließlich auf überschaubare 9,64 Euro zurück.
Dabei hatten die Anleger hierzulande nicht einmal Gelegenheit, auf den Zinsentscheid der Fed zu reagieren. Damit bleiben schwer negative Vorgaben aus den USA und sehr wahrscheinlich wird es am Donnerstag für die Deutsche Bank weiter in die Tiefe gehen. Zumindest gab es in den Nachtstunden so gar keine Argumente dafür, dass die Aktie plötzlich wieder in Richtung Norden drehen könnte.
Rückschlag für die Commerzbank
Gleiches lässt sich von der Commerzbank (DE000CBK1001) behaupten, deren Aktie gestern um 2,24 Prozent auf 9,80 Euro abwertete und damit ebenfalls die Chance verpasste, sich wieder nördlich von 10 Euro zu stabilisieren. Angesichts der jüngsten Entwicklungen erscheint es unwahrscheinlich, dass dies in den nächsten Tagen nachgeholt wird. Solange auch nur der geringste Zweifel an der Stabilität der Banken besteht, dürfte das Papier einen schweren Stand haben.
Natürlich lässt sich nüchtern feststellen, dass es weder bei der Deutschen Bank noch bei der Commerzbank derzeit konkrete Hinweise auf größere Liquiditätsprobleme gibt. Doch die Institute leben von Vertrauen, und jenes wurde zuletzt in den Grundfesten erschüttert. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Geldhäuser die aktuelle Lage weitgehend unbeschadet überstehen werden, was auch gar nicht so unwahrscheinlich ist. Für den Moment bleibt es aber ungemütlich und da ist es nicht verwerflich, für den Moment auf der Seitenlinie zu bleiben.
Rote Vorzeichen auch bei Tesla
Steigende Zinsen erweisen sich ein weiteres Mal als Stimmungskiller im Tech-Sektor, was im gestrigen Handel unter anderem Tesla (US88160R1014) zu spüren bekam. Hierzulande konnte das Papier noch dezente Kursgewinne auf die Beine stellen. Im späten Handel an den US-Börsen ist den Anlegern die Kauflaune nach dem Zinsentscheid der Fed aber ordentlich vergangen. Dort ging es für Tesla letztlich um 3,25 Prozent abwärts auf nur noch 191,15 USD.
Sehr wahrscheinlich werden die hiesigen Märkte diesem Beispiel folgen. Tesla verliert damit für den Moment ebenfalls den Kampf um eine aus psychologischer Sicht wichtige Marke. Die Bullen taten in den letzten Tagen alles dafür, die 200-USD-Marke wieder ins Visier nehmen zu können. Jetzt wurde ihnen dabei erst einmal der Wind aus den Segeln genommen. Das muss nicht zwingend das Ende der jüngsten Erholungsbewegung bedeuten. Mindestens ein kleiner Dämpfer ist das Ganze aber schon.
Das kennen Anleger bereits
Zinssorgen sind an den Märkten wahrlich nichts Neues mehr. Schon im vergangenen Jahr haben diese die Börsianer stets begleitet und es scheint sich nicht viel verändert zu haben. Noch immer reagieren die Märkte sehr empfindlich auf jede weitere Zinserhöhung und vor allem auf die Aussicht, dass es in Zukunft davon noch mehr zu sehen geben könnte. Das ist eine freundliche Erinnerung daran, dass wir vom Rallye-Modus noch immer meilenweit entfernt sind, auch wenn der ganz große Crash (vorerst?) vermieden werden konnte.
23.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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