Die Sorgen um die First Republic Bank verschwinden nicht, anhaltende Turbulenzen im Finanzsektor setzen auch Deutscher Bank und Commerzbank zu, derweil kann Western Alliance wieder etwas durchatmen
Die Märkte werden weiterhin von Ängsten geprägt
Ein weiteres Mal bestimmte der Finanzsektor am Donnerstag die Börsen, wobei es sowohl erfreuliche als auch weniger erfreuliche Entwicklungen zu sehen gab. Für etwas Entspannung sorgte, dass die EZB sich nicht aus der Ruhe bringen ließ und den Leitzins wie angekündigt erhöhte. Dem gegenüber standen aber anhaltende Turbulenzen nicht nur in den USA und die Verunsicherung auf Anlegerseite wollte da nicht weichen.
Rapide abwärts ging es im frühen Handel für die First Republic Bank (US33616C1009), welche schon seit einer ganzen Weile schwer unter Druck steht. Das liegt nicht nur an der allgemeinen Panik an den Börsen, sondern auch an negativen Äußerungen von Seiten der Ratingagenturen als auch Spekulationen um die Stabilität der US-amerikanischen Regionalbank. Manch einer sieht hier schon die nächste Pleite auf die Märkte zurollen.
Um eben das zu verhindern, haben sich gleich elf US-Banken zusammengeschlossen, um dem kriselnden Kollegen auszuhelfen. Wie unter anderem beim „Spiegel“ zu lesen ist, haben sich JP Morgan, Goldman Sachs und weitere große Banken zusammengeschlossen, um First Republic unversicherte Einlagen in Höhe von 30 Milliarden USD zu genehmigen. Das ist auf der einen Seite beruhigend und dürfte einen Kollaps zunächst verhindern. Andererseits ist es aber natürlich bedenklich, dass eine solche Rettungsaktion überhaupt notwendig ist.
Western Alliance kann durchschnaufen
Auch Western Alliance (US9576381092) kann sich über Rückendeckung freuen, allerdings auf eine eher klassische Art und Weise. Bereits am Dienstag kündigte der Milliardär Ken Griffin an, sich Anteile an der Bank zu sichern, welche bis vor Kurzem noch kaum für Aufsehen sorgen konnte. Die Meldung sorgte beim Aktienkurs wieder für Rückenwind, welcher auch gestern noch zu spüren war.
Mit Kursgewinnen in Höhe von 15,3 Prozent zählte Western Alliance am Donnerstag klar zu den Gewinnern an der Börse; seit dem Tiefststand am Montag bei gerade mal 7,80 Euro ging es schon wieder um über 340 Prozent (!) in die Höhe. So beeindruckend das klingen mag, die Verluste seit Wochenbeginn konnten damit leider noch nicht ausgeglichen werden. Es bleibt bei einem Minus von knapp 41 Prozent auf Wochensicht.
Bei der Deutschen Bank gehen die Anleger in Deckung
Eine Erholung war der Deutschen Bank (DE0005140008) lediglich kurz nach Handelsbeginn verönnt, als es für einen kurzen Moment wieder über die sehr wichtige Marke von 10 Euro in Richtung Norden ging. Es dauerte aber nicht lange, bis die Sorgen und Ängste der Aktionäre wieder zu spüren waren. Per Handelsschluss standen nur noch 9,48 Euro auf dem Ticker und über den gesamten Handelstag ließ sich ein Minus von 1,29 Prozent feststellen.
Angesichts der anhaltenden Turbulenzen hätte es für die Deutsche Bank noch deutlich schlimmer kommen können, was für die Anteilseigner aber wohl maximal ein schwacher Trost sein dürfte. Anhaltende Schwierigkeiten bei Credit Suisse sorgen nach wie vor für große Skepsis, trotz eines Eingreifens der Schweizer Nationalbank und immer neuen Beschwichtigungen aus den Reihen der Politiker. Es scheint sich momentan schlicht niemand die Finger verbrennen zu wollen.
Die Commerzbank schrammt am roten Bereich vorbei
Das ließ sich auch bei der Commerzbank (DE000CBK1001) beobachten, wo Zugewinne zu Handelsbeginn bis zum Nachmittag komplett verschwunden waren. Die Zinserhöhung durch die EZB machte sich hier letzlich etwas stärker bemerkbar als beim größten Konkurrenten und so reichte es immerhin für einen kleinen Kursgewinn.
Um immerhin 0,3 Prozent ging es für die Commerzbank-Aktie am Donnerstag aufwärts, was den Kurs wieder auf 9,52 Euro befördern konnte. Sensationell ist das noch lange nicht, doch momentan müssen die Aktionäre nehmen, was sie kriegen können. Über ein mögliches Comeback der Commerzbank-Aktie aufgrund von übertriebenen Reaktionen wird bereits eifrig spekuliert. Leider lässt sich ein solch erfreuliches Szenario aber weiterhin nicht garantieren.
Die Nerven liegen blank
Gebannt waren die Börsianer darauf, was bei den Banken als nächstes geschehen mag. Einige große Nachrichtenportele haben sogar schon einen Liveblog zum Thema eingerichtet, was sonst nur bei wirklich großen Krisen zu beobachten ist. Das zeigt, wie ernst die Lage ist. Eine Wiederholung von 2008 zeichnet sich nüchtern betrachtet zwar nicht ab. Doch die enorme Unsicherheit allein reicht aus, um nicht nur Bankenaktien nachhaltig unter Druck zu setzen. Es lässt sich nur hoffen, dass es möglichst bald Anzeichen einer Entspannung zu sehen geben könnte. Die Saat des Misstrauens wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit noch eine ganze Weile für Druck von oben sorgen.
17.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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