Gazprom ist mit dem Rückzug von Linde aus einem Projekt in Russland so gar nicht zufrieden und verlangt nun Entschädigung
Das drückt auf die Stimmung
Nachdem Russland seinen feigen und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine entfesselt hat, haben sich zahlreiche westliche Unternehmen verabschiedet. Teilweise wurden sie aufgrund von Sanktionen dazu gezwungen, teilweise führte auch öffentlicher Druck oder schlicht eine bewusste Entscheidung des Managements dazu. Was auch immer Linde bei einem Stopp der Projekte in Russland bewegt haben mag, Gazprom ist damit so überhaupt nicht einverstanden.
Medienberichten zufolge klagt ein Joint Venture von Gazprom (RU0007661625) gegen Linde (IE00BZ12WP82) aufgrund eines fallengelassenen Füssiggas-Projekts in Ost-Luga. Jenes wurde nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine schlicht aufgegeben und nun wird auf Schadenersatz geklagt. Vor einem internationalen Schiedsgericht in Hongkong werden von Linde eine Milliarde USD gefordert. Damit soll eine bereits geleistete Vorauszahlung zurückgezahlt werden.
Linde selbst verweigerte zuvor eine solche Rückzahlung mit dem Verweis darauf, dass damit gegen EU-Sanktionen verstoßen werden könnte. Nun müssen also Gerichte klären, was in der Angelegenheit weiter zu tun ist. Der Ausgang des Ganzen ist bisher unklar und Linde kommentierte das Geschehen noch nicht weiter. Sichtlich besorgt reagierten im gestrigen Handel aber die Anleger, welche die Linde-Aktie um 3,8 Prozent in die Tiefe schickten. Damit rutschte das Papier erstmals seit Ende Oktober deutlich unter die Marke von 300 Euro.
Bei der Aktie von Gazprom hat sich derweil nicht allzu viel verändert. Ein Minus von 0,8 Prozent fällt kaum weiter ins Gewicht und wie schon seit Wochen verharrt das Papier knapp oberhalb von 160 Rubel. Derweil bleibt der Handel der Gazprom-ADRs an ausländischen Börsen weiterhin ausgesetzt und mittlerweile dürfte wohl kaum noch jemand daran glauben, dass sich daran noch einmal etwas ändern wird. Solange Russland weiterhin Raketen in Richtung Ukraine schickt und die eigenen Truppen aus dem Nachbarland nicht abzieht, ist an eine Wiederaufnahme des Handels im Westen nicht zu denken.
Es wird ungemütlich für Gazprom
Momentan dürften ausbleibende Rückzahlungen von Linde auch das kleinste Problem von Gazprom sein. Der russische Staatskonzern musste erst kürzlich eingestehen, dass das vergangenen Jahr „schwierig“ verlaufen sei, was noch milde ausgedrückt sein dürfte. Der Versorger hat mit den EU-Staaten seine wichtigsten und zahlungskräftigsten Kunden verloren, was mit Gas-Lieferungen nach Asien schlicht nicht ausgeglichen werden kann. Die Exporte gingen im vergangenen Jahr deutlich zurück.
Zumindest zum Teil aufgefangen werden konnte das noch durch massive Preissteigerungen beim Erdgas, womit es für den Moment aber auch vorbei zu sein scheint. Seit Wochen geht es hier in die Tiefe, und das teils in einem hohen Tempo. Mittlerweile wird Gas in US-Dollar 2,4 Prozent günstiger als noch vor einem Jahr gehandelt und auch in Euro haben die Preissteigerungen sich auf nur noch 5 Prozent reduziert. Die Tendenz ist momentan weiterhin fallend.
Gazprom und Linde bleiben Deutschland fern
Der Niedergang von Gazprom scheint mittlerweile schon fast unausweichlich. Zwar wird das Unternehmen kaum verschwinden und von einer Insolvenz oder dergleichen ist es ebenfalls nicht bedroht. Es wird aber in Zukunft zwangsläufig schrumpfen, und das nicht zu knapp. Der Abschied von Deutschland und anderen EU-Ländern lässt sich so schnell nicht ausgleichen, vielleicht sogar auch auf lange Sicht überhaupt nicht.
Weniger schmerzlich ist der Abschied von den hiesigen Märkten für Linde. Das Delisting im DAX ist schon seit einer Weile vorgesehen, in den nächsten Tagen müssen die Aktionäre dafür noch ihre Zustimmung erteilen. Kommt es dabei zu keinen Überraschungen, wird Linde die hiesige Notierung wohl noch vor Ablauf des ersten Quartals aufgeben. Das Unternehmen bleibt dann noch an der Wall Street gelistet. Sinkende Gaspreise machen dem Konzern aber momentan ebenfalls etwas zu schaffen.
06.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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Monique B.
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08.01.2023 01:14:06 Uhr
Welche Formulierung würde denn besser in Ihr Weltbild passen?
Putins missverstandene humanitäre Friedensmission?
Warum bietet NTG14 solchen Kommentaren eine Plattform?
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Herzig Fred
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07.01.2023 17:39:35 Uhr
Warum wird nicht einfach eine fachliche Nachricht veröffentlicht. Langsam wird man der einstudierten Worte über den „feigen, völkerrechtswidrigen Krieg überdrüssig.
Die komplette politische Führung hat sich eingeschworen diese Sprüchlein vor jedem Interview aufzusagen. Daher irgendwann abgedroschen. Daher auch ein unnötiger Zeitverlust beim lesen von Fachnachrichten. Auch wenn die Autoren ein Gefühl der Wichtigkeit erlangen, so würde ich doch gerne fachlich informiert werden.
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