Bei Gazprom geht es ans Eingemachte
Die große Wende
Nach fünf Tagen Angriffskrieg in der Ukraine nimmt der Druck auf hiesige Unternehmen und Funktionäre immer mehr zu, Verbindungen zu russischen Konzernen zu kappen. Zuletzt konnte sich auch der Zweitligaverein Schalke 04 dazu durchringen, die Zusammenarbeit mit seinem Sponsor Gazprom zu beenden. In den Medien fand das große Beachtung.
Weitaus problematischer als ein fehlender Schriftzug auf den Trikots der Königsblauen dürfte für Gazprom (US3682872078) aber wiegen, dass es wirtschaftlich derzeit richtig an die Substanz zu gehen scheint. Nicht nur befürchten die Börsianer massive Auswirkungen der jüngsten Sanktionen durch die westlichen Staaten. Dem russischen Versorger rennen auch die Partner davon.
Erst gestern gab der Mineralölgigant Shell bekannt, jegliche Zusammenarbeit mit Gazprom beenden zu wollen. Das betrifft sowohl gemeinsame Anstrenungen rund um Nord Stream 2 (wo wohl eh nicht mehr viel passieren dürfte) als auch eine Beteiligung an einem Ölfeld in Sibirien. Letzteres wird Gazprom in Zukunft alleine schultern müssen.
Fraglich erscheint auch, ob der russische Staatskonzern in Zukunft noch genauso viele Abnehmer wie vor Kriegsausbruch finden wird. Europa importiert bisher zwar immer noch fleißig Gas, es scheint aber anderswo erste Anzeichen eines Umdenkens zu geben. Wohlwissen, dass Russland im Energiesektor besonders verletztlich ist, entschied sich etwa Kanada dafür, jeglichen Import von Rohöl aus dem Land einzustellen. Ähnliche Beispiele dürften folgen und auch Gasexporte von Gazprom sind längst keine unantastbare Angelegenheit mehr.
Es gibt nur noch eine Richtung
Angesichts der aktuellen Lage wird es für Gazprom aller Voraussicht nach erst einmal nur eine Richtung geben: nach unten. Allein der gestrige Tag brachte dem Papier an den hiesigen Märkten Verluste von über 30 Prozent ein, während in Moskau der Handel gar nicht erst stattfand. Das einzige Szenario einer Erholung könnte derzeit sein, dass Russlands Machthaber Wladimir Putin den Rückzug befiehlt, sich aufrichtig entschuldigt, massive Reparationszahlungen in Kauf nimmt und im Zuge dessen höflichst um eine Aufhebung der westlichen Sanktionen bittet. Wie wahrscheinlich das ist, kann sich wahrscheinlich jeder selbst ausmalen.
01.03.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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