Gazprom liefert wieder nach China, Vonovia immer schwerer am Taumeln, Nordex braucht mal wieder frisches Geld und Leoni bleibt im Kurskeller hängen
Damit konnten Anleger schon im Vorfeld rechnen
Gerade in den vergangenen Wochen und Monaten waren die Börsen immer wieder von Überraschungen geprägt, und leider fielen die in der Regel eher negativ aus. In solch nervösen Zeiten ist es vielleicht beruhigend, dass bei manchem Titel alles mehr oder weniger wie erwartet läuft. Bei den hier vorgestellten Beispielen ist das aber dummerweise auch nicht immer eine gute Nachricht.
Gazprom (US3682872078) vermeldete am Mittwoch, nach einer planungsmäßigen Wartun an der Pipeline „Kraft Sibiriens“ wieder Gas nach China zu liefern. Damit lief im fernen Osten alles ganz anders als noch im vergangenen Jahr in Europa. Dort ging Nord Stream 1 nach Wartungsarbeiten nicht wieder ans Netz, angeblich aufgrund eines Lecks. Glauben dürfte dem Narrativ des russischen Staatskonzerns aber kaum noch jemand schenken.
Die Politik bestimmt das Vorgehen von Gazprom weiterhin und daran wird sich wahrscheinlich auch allzu bald nichts mehr ändern. Die Gazprom-Aktie verharrt derweil seit Monaten rund um die Linie von 170 Rubel und bleibt in westlichen Gefilden dem Handel fern. Mit Überraschungen ist nicht zu rechnen und die Aktie bleibt für die meisten Anleger verbrannte Erde. Selbst wenn der Handel möglich wäre, dürften sich die meisten mit Blick auf stark gefallene Gaspreise eher mit Investments zurückhalten.
Fliegt Vonovia aus dem Euro Stoxx?
Dass auf Vonovia (DE000A1ML7J1) aufgrund steigender Zinsen schwere Zeiten zukommen würden, damit rechnen die Börsianer schon seit Längerem. Überraschend ist momentan allenfalls, wie heftig die Abwertung bei der Aktie des Immobilienkonzerns verläuft. Auf Jahressicht haben die Kurse sich bereits mehr als halbiert, und das könnte noch unangenehme Folgen nach sich ziehen. Wie „Der Aktionär“ unter Verweis auf einen Bericht von „Bloomberg“ berichtet, droht der Vonovia-Aktie im Herbst der Abstieg aus dem Euro Stoxx 50.
Verhindern ließe sich das wohl nur durch eine kräftige Gegenbewegung. Immerhin leisteten die Bullen dazu am Donnerstag bereits etwas Vorarbeit. Die Vonovia-Aktie konnte sich vor den Oster-Feiertagen um knappe sechs Prozent auf 17,72 Euro steigern. Über den Berg ist das Papier damit aber nicht lange nicht.
Nordex in Geldnot?
Rund um Nordex (DE000A0D6554) gab es jüngst Meldungen um eine weitere Kapitalmaßnahme in Form von frischen Wandelschuldverschreibungen, welche frisches Geld in die klammen Kassen spülen sollen. Ob das als eine Überraschung zu werten ist, darf wohl bezweifelt werden. Denn dass der Finanzbedarf von Nordex hoch ist und die Margen noch immer überschaubar ausfallen, ist wahrlich kein großes Geheimnis.
Vielleicht war also mit neuerlichen Kapitalmaßnahmen zu rechnen. Die Anleger reagierten dennoch negativ auf die Nachrichten und ließen Nordex am Donnerstag um 2,8 Prozent auf glatte 12 Euro abrutschen. Damit erreichte die Aktie den niedrigsten Schlusskurs im laufenden Jahr und die Aussichten auf eine schnelle Gegenbewegung fallen eher dünn aus. Analysten rechnen damit, dass das Unternehmen weiterhin auf viel Gegenwind treffen wird.
Leoni auf Kurs Richtung Abgrund
Bei Leoni (DE0005408884) war die einzige Überraschung in den letzten Tagen, dass überhaupt noch grüne Vorzeichen möglich sind. Die Aktie des Zulieferers konnte sich am Gründonnerstag um 5,8 Prozent steigern, blieb mit einem Schlusskurs von 0,37 Euro aber tief im Kurskeller stecken. Alles andere wäre auch nicht berechtigt, denn die jüngst beschlossenen Sanierungspläne machen die in Umlauf befindlichen Anteilsscheine de facto wertlos.
Es braucht schon eine gigantische Portion Optimismus, um hier noch an eine plötzliche Wende denken zu wollen. Alles spricht dafür, dass bei Leoni die Anleger mal wieder die Dummen sein werden und mit leeren Händen von dannen ziehen. Wohl dem, der hier wenigstens noch irgendetwas herausholen konnte. Bis die Pläne des Konzerns über die Bühne gegangen sind, wird wahrscheinlich an den Märkten noch etwas spekuliert. Daran beteiligen sollte sich niemand, der mit eventuellen Verlusten im Fall der Fälle nicht umgehen kann. Mit einem nachhaltigen Investment hat die Leoni-Aktie nichts mehr zu tun.
Es sah schon mal besser aus
Insgesamt geht es den Börsen momentan besser, als es oftmals den Anschein machen mag. Der Aufwärtstrend bei DAX und Co. bleibt intakt, doch aufgrund der zahlreichen Krisen und ungewisser wirtschaftlicher Aussichten bleibt die Lage schwer angespannt und nervös. Viele scheinen nur darauf zu warten, dass die nächste Hiosbotschaft wieder alles durcheinanderwirbelt. Jeder Tag ohne unangenehme Überraschung scheint da erstmal ein guter Tag zu sein. Eine angenehme Abwechslung wären aber mal wieder nachhaltig positive Impulse, die zuletzt viel zu selten geworden sind.
09.04.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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