
Börse Moskau nahe des Allzeithochs
Die Spekulanten bereiten sich auf eine Öffnung des russischen Kapitalmarktes vor
Die Spekulationen der Hedge Funds auf eine Öffnung des russischen Kapitalmarktes laufen auf Hochtouren. Alle suchen nach Wegen, um an russische Assets zu kommen, bevor alle anderen offiziell wieder in den Markt dürfen. Die grössten Probleme dabei sind, dass die Banken und Broker sich weigern, die Aktien zu bewegen oder der Handel wie im Falle einiger Anleihen und dem Rubel sehr dünn ist, was die Kurse treibt. Obendrein müssen die Spekulanten damit rechnen, dass die Trump-Administration doch noch in letzter Minute ihre Meinung ändert und die ganze Spekulation wieder aufgelöst werden muss. Gehandelt wird daher vorzugsweise in sogenannten NDFs (Non-Deliverable Forwards), also Terminmarktkontrakten auf den Rubel, die in US-Dollar abgewickelt werden.
Grundsätzlich gilt, dass die meisten Anleger darauf hoffen, ihre Assets schnell abstossen zu können, wenn die Sanktionen enden. Kaum jemand schaffte es direkt nach Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine noch schnell alle Positionen abzustossen. Nur rund 24 Stunden blieben, um zu verkaufen. Noch dazu waren die Kurse bereits im Vorfeld deutlich gefallen, was eine Liquidierung umso unattraktiver machte. Seither gibt es keine Möglichkeit mehr für Europäer, ihre russischen Aktien regulär zu verkaufen. Doch jenseits der Sanktionsmauern ging das Leben weiter und damit auch der Aktienhandel in Moskau. Und:
Die Börse Moskau ist nicht nennenswert von den Sanktionen beeinflusst. Oder anders gesagt: Der Tag des offiziellen Angriffs auf die Ukraine stellt mehr oder weniger den Tiefpunkt der letzten drei Jahre dar. Im Anschluss kletterten die Kurse in Moskau stark und die trieben die Börse auf ein neues Allzeithoch, von dem man auch aktuell nur wenige Prozentpunkte entfernt ist. Das sind selbstverständlich gute Nachrichten für alle Aktionäre, die bisher gezwungen waren, ihre russischen Aktien zu halten.
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Börse Moskau nahe des Allzeithochs
Ozon (US69269L1044) ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie stark die russische Wirtschaft sich entwickelt hat. Das Unternehmen wird auch das „Amazon“ Russlands genannt. Mit einem entscheidenden Unterschied: Ozon hat wesentlich höhere Wachstumsraten. Das Unternehmen war Ende 2020 als Startup an die Nasdaq gegangen, fiel aber dennoch unter die Sanktionen. Was jedoch nichts am Erfolg des Geschäftsmodells änderte. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte man ein Bruttoverkaufsvolumen von 2,875 Billionen Rubel (ca. 31,4 Mrd. Euro), was einem Wachstum von 64 % entsprach. Der Umsatz kletterte um 45 % auf 616 Mrd. Rubel (ca. 6,7 Mrd. Euro), der Rohertrag um 126 % auf 99,9 Mrd. Rubel (ca. 1,1 Mrd. Euro) und das „bereinigte“ EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und auf immaterielle Vermögensgegenstände) sprang um 526 % auf 40,1 Mrd. Rubel (ca. 438 Mio. Euro). Kein Wunder also, dass die Ozon Aktien in Moskau nahe des Allzeithochs notieren und mehr als 500 % über dem Tiefstkurs zum Beginn des Krieges.
Die Aktienperformance von Gazprom (US3682872078) sieht hingegen ganz anders aus. Die beiden wichtigsten Assets des Unternehmens - Erdöl und Erdgas - stehen bekanntlich im Mittelpunkt der Sanktionen, was man auch dem Aktienkurs ansieht. Der hat sich zuletzt zwar deutlich um zwischenzeitlich mehr als 75 % gesteigert, war 2024 aber auch unter die Tiefstkurse vom Februar 2022 gefallen. Durchaus begründet, denn nicht nur das operative Geschäft hat gelitten, sondern Gazprom musste auch zahlreiche Strafen und Wertberichtigungen hinnehmen. Interessant wird auch zu sehen sein, wie die Dividendenausschüttungen rückblickend gehandhabt werden. Denn Gazprom hat sehr wohl Dividenden ausgekehrt, die aber wegen der Sanktionen nicht ihren Weg zu den europäischen Aktionären gefunden haben. Fakt ist auch, dass Gazprom relativ schnell wieder erfolgreich werden wird, wenn die Sanktionen erst einmal fallen, denn das Kerngeschäft ist unverändert hochprofitabel.
Auch der Rubel entwickelt sich nicht zum Nachteil der Anleger. Was überrascht, denn üblicherweise ist der Rubel eine klare Abwertungswährung, ähnlich wie die italienische Lira vor der Einführung des Euro. Im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine ergab sich eine scharfe Abwertung, die jedoch in dem Moment an negativem Momentum verlor, als die westlichen Banken den Rubel nicht mehr handeln durften. Nach dem Ausscheiden der westlichen Banken aus dem Handel folgte eine scharfe Aufwertung und seitdem pendelt der Dollar zwischen 90 und 100 Rubel. Aktuell 83 Rubel, da die Spekulationen eine hohe Nachfrage ausgelöst haben.
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18.03.2025 - Mikey Fritz
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