Nel ASA am seidenen Faden, Nordex sichert sich den nächsten Auftrag, BioNTech teilt gegen CureVac aus und Tesla erfährt schon wieder Gegenwind
Die Anleger halten sich weiterhin zurück
Nach mancher Enttäuschung droht die Angst mal wieder das Geschehen an den Börsen zu beherrschen. Noch ist von nackter Panik zwar nichts zu spüren. Dezent enttäuschende Ergebnisse von den Tech-Giganten Alphabet und Microsoft dürften die Stimmung aber kaum weiter heben und die fällt schon die ganze Woche über nicht unbedingt berauschend aus.
Sorgen machen die Börsianer sich mal wieder um Inflation, Zinsentwicklung und damit verbundener Ängste vor einer möglichen Rezession. Das Thema ist beileibe nichts Neues, sorgt aber immer mal wieder für neue Kopfschmerzen. Eben das setzt derzeit auch der Aktie von Nel ASA (NO0010081235) zu.
Die konnte in der vergangenen Woche noch einen Kurssprung mit Seltenheitswert auf die Beine stellen, dabei aber leider keine nachhaltigen Kaufsignale generieren. Stattdessen prallte der Titel schon bei 1,65 Euro nach unten ab und kämpfte zuletzt verbissen darum, nicht wieder unter 1,50 Euro zu fallen. Bisher sind die Bullen zumindest dabei einigermaßen erfolgreich, doch die Unterstützung scheint nicht sonderlich stabil auszufallen.
Nur nichts überstürzen
Allgemein geben die Börsianer sich vor dem nächsten Zinsentscheid der Fed und einiger weiterer anstehender Unternehmenszahlen derzeit sehr vorsichtig. Niemand scheint größere Risiken eingehen zu wollen, sodass Aktien wie jene von Nordex (DE000A0D6554) kaum noch gefragt sind. Entsprechend gab es hier am gestrigen Dienstag Abschläge in Höhe von 2,93 Prozent zu sehen.
Dabei interessierte sich auch niemand dafür, dass der Windkraftkonzern wieder einmal einen neuen Auftrag an Land ziehen könnte. Der umfasst neben Windanlagen mit einer Kapazität von rund 175 Megawatt auch ein langfristiges Servicepaket und damit recht verlässliche Einnahmen. Allerdings waren leere Auftragsbücher noch nie ein großes Problem bei Nordex. Was den Anlegern die Sorgenfalten auf die Stirn treibt, ist vor allem die überschaubare Marge. Solange die im Keller bleibt, dürften spontane Euphorieausbrüche bei den Aktionären wohl maximal im Reich der Fantasie anzutreffen sein. Der Abwärtstrend bleibt bei Nordex unverändert intakt.
Wie du mir, so ich dir
BioNTech (US09075V1026) hat derzeit ganz andere Probleme als schlecht gelaunte Anleger oder die hohe Inflation. Sehr viel beschäftigter ist der Wirkstoffentwickler damit, diverse Klagen abzuwehren. Eine davon stammt von CureVac (NL0015436031) und befasst sich mit einer angeblichen Patentverletzung beim Corina-Impfstoff der Mainzer. Die wollen davon allerdings nichts wissen und leiteten nun eine entsprechende Antwort in die Wege.
In den USA legte BioNTech Klage gegen CureVac ein und konterte damit deren Verlangen nach einer „fairen Vergütung“ für die vermeintliche unerlaubte Benutzung von Patenten. Im Rahmen einer Feststellungsklage soll ein für allemal geklärt werden, dass BioNTech seinen Impfstoff gänzlich selbst entwickelt hat. Die Erfolgsaussichten bei der Klage sind weitgehend ungewiss, was aber auch auf die Klage von CureVac zutritt. Die Anleger scheinen den Gang aus der Defensive heraus zu begrüßen. Zumindest lassen darauf Kursgewinne am gestrigen Dienstag schließen, auch wenn die mit 0,5 Prozent recht überschaubar ausfielen. Zumindest geht es in die richtige Richtung.
War es das schon?
Tesla (US88160R1014) gehört zu den wenigen Unternehmen, die in jüngster Vergangenheit mit so einigen guten Meldungen und vor allem guten Zahlen punkten konnten. Die Erwartungen der Analysten konnte der Konzern im zweiten Quartal regelrecht überflügeln, was auch der Aktie des Autobauers wieder zu Rückenwind verhalf. Die Freude bei den Aktionären scheint aber nur von kurzer Dauer gewesen zu sein.
Nach einem kurzen Ausflug bis auf gut 816,50 Euro ging es in den letzten Tagen wieder bis auf 774,40 Euro in die Tiefe. Die Korrektur setzte sich gestern mit Kursverlusten in Höhe von 2,76 Prozent fort. Für einige Beobachter handelt es sich dabei lediglich um erwartbare Gewinnmitnahmen und tatsächlich hinterlässt Tesla im langfristigen Chart weiterhin eine hervorragende Figur. Es bleiben aber einige Herausforderungen bestehen, gerade mit Blick auf China und drohende neue Lockdowns.
Nichts für schwache Nerven
Sowohl bei vielen Einzeltiteln als auch an den Märkten insgesamt spielen sich dieser Tage regelrecht dramatische Szenen ab. Die Zuversicht blitzt auf Anlegerseite bevorzugt kurz auf, bevor es wieder mehr oder weniger kollektiv rote Vorzeichen zu sehen gibt. Ob solche auch in den kommenden Tagen das Geschehen bestimmten werden, lässt sich nur abwarten. Enormen Einfluss darauf werden die weiteren Unternehmenszahlen bis zum Wochenende haben sowie der jüngste Zinsentscheid der Fed. Mit guten Neuigkeiten könnte der Knoten endlich platzen. Allerdings lassen die letzten Vorgaben leider eher das Gegenteil vermuten.
27.07.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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