Könnte der globale Platinmarkt 2021 ein Angebotsdefizit aufweisen? – Anglo American Platinum mit Rückenwind
China als Trend-Setter am Platinmarkt?
Der Prognose-Nebel über dem Weltmarkt für physisches Platin bleibt hoch. Darauf wiesen wir bereits in unserem Beitrag Anfang März 2022 ebenso hin wie auf die große Bedeutung, die die Platinnachfrage Chinas für diese Prognose spielt. Die Prognose des WPIC eines Angebotsüberschusses für 2021 sollte angesichts der strategischen Konstellation und der regionalen Verteilung von Platinangebot und Platinnachfrage zunehmend hinterfragt werden.
In unserem Beitrag ,,WPIC – Prognosen für den globalen Platinmarkt sollten hinterfragt werden‘‘ vom 09.03.2022 berichteten wir über die neue Jahresprognose des World Platinum Investment Council (WPIC) ein. Dabei kommentierten wir einige Segmente der Prognose und wiesen darauf hin, dass der WPIC die Annahmen zur Platinnachfrage Chinas mit einem dicken Prognose-Nebel überzog. Der WPIC geht für 2021 von einem Angebotsüberschuß von 1,232 Mio. Unzen aus.
Dabei kamen die Autoren der Analyse zu dem Schluss, dass chinesischen Platinimporte 2021 praktisch den gesamten Angebotsüberschuß ausgeglichen haben.
Aufgrund der kaum plausibilisierten Annahmen zu Chinas Rolle auf dem Platinmarkt betonten wir, dass der Bedarf dafür hoch sei, die Rolle Chinas auf dem Platinmarkt stärker zu verfolgen. In einer Analyse vom 24.03.2022 hat die in Singapur beheimatete Auctus Metals Portfolios nun einen näheren Blick auf die Marktsituation bei Platin geworfen und kommt zu dem Schluss, dass die derzeitigen Angebots- und Nachfrageprognosen kein vollständiges Bild wiedergeben.
Berücksichtigt man Chinas Platin-Importe, liegen die weltweiten oberirdischen Lagerbestände nach den Berechnungen von Auctus Metals Portfolio deutlich über dem gemeldeten Niveau. Allerdings seien die Lagerbestände in China global immobil, da sie importiert, aber nicht exportiert werden.
Kompliziert werden würde diese Entwicklung noch durch einen weiteren Grund Chinas, Platin zu horten. Denn sollte das südafrikanische Platinangebot zurückgehen und die russischen Platin- und Palladiumexporte in den Westen durch britische, europäische und amerikanische Sanktionen blockiert werden, dürfte der Anreiz, verstärkt Platin zu horten, schon alleine dadurch stärker werden, als dass aus chinesischer Perspektive zu befürchten ist, dass diese Sanktionen auch auf China ausgeweitet würden, sollte China nicht dem Sanktionskurs des Westens gegen Russland folgen.
China bezieht rund 60 % seines Platins aus Südafrika und rund 16 % aus Russland. Südafrika macht rund 72 % und Russland rund 12 % des weltweiten Platinangebots aus.
Die USA beziehen rund 79 % ihres Platins durch Importe und betrachten das Edelmetall als ,,essenziell‘‘ für die US-Volkswirtschaft und die nationale Sicherheit. Nach Angaben der Analyse besitzen Nordamerika und China jeweils überirdische Platinvorräte von rund 10 Mio. Unzen.
Platin auf TradingView
Von einem Angebotsdefizit am Platinmarkt deutlich profitieren dürfte hingegen der weltgrößte Platinproduzent Anglo American Platinum (ZAE000013181).
Und was ist das Fazit?
Die chinesische Einkaufspolitik bei Platin bewirkt, dass die importierten, aber (noch) nicht verbrauchten Platinbestände gehalten und nicht wieder ins Ausland exportiert werden. Vor dem Hintergrund eines Sanktions-Szenarios ist dieses Verhalten ebenso plausibel wie der vorausschauende Kauf von Platin als Katalysator-Metall, dessen Weltjahresproduktion von 180 Tonnen auf 4 LKW’s passt.
Wie die Auseinandersetzung um Öl, Nickel, Gold und Devisenreserven zeigen, gibt es neben der ökonomischen Argumentation auch solche eines staatlich regulierten bzw. blockierten Zugangs.
Die jüngsten Überlegungen von Auctus Metals Portfolios in Singapur verstärken unsere Zweifel an der Prognosegüte der jüngsten Platinprognose des WPIC. Geht man nach einem Blick auf den langfristigen Platin-Chart schlicht davon aus, dass Platin nach dem Bruch seines langfristigen Abwärtstrends nun vor einem neuen mehrjährigen Anstieg steht, muss man sich um die fundamentale Begründung dafür kaum kümmern. Die extrem hohen kumulierten Umsätze bei Platin in der Phase seiner Bodenbildung nach dem Ausbruch über die Trendlinie zeigen, dass die Investoren das Zeichen und damit den mittelfristigen Trendwechsel durchaus sehen. Dass Platin auf dem Weg nach oben nun eine Vielzahl von Widerständen zu überwinden hat, steht der positiven Trendaussage nicht entgegen.
30.03.2022 - Arndt Kümpel
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