Russische Notenbank stoppt Goldkäufe – Xetra-Gold im Blick
Re-Monetarisierung des Goldes in Russland
Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine beschleunigte sich die Abkopplung Russlands vom Rest Europas. Der russische Rubel implodierte und das Land erlebt den stärksten Wirtschaftseinbruch seit dem Zerfall der Sowjetunion. Dies lenkt den Blick inländischer Käufer auf Gold als Geld. Die Aufhebung der Mehrwertsteuer markierte einen Meilenstein der Hinwendung zu Edelmetallen als Sparform, die tendenziell einer Re-Monetarisierung des gelben Metalls gleichkommt. Inzwischen hat aufgrund der hohen Inlandsnachfrage nach Gold die russische Zentralbank ihre Käufe bis auf Weiteres ausgesetzt.
Die ökonomischen Schocks auf die russische Wirtschaft haben auch in historischer Perspektive hohes Niveau erreicht und die größte Wirtschaftskrise seit dem Zerfall der UdSSR ausgelöst. Dies zeigt bereits ein Blick auf die langfristige Entwicklung des Wechselkurses des russischen Rubels zum US-Dollar.
Die Reaktion der russischen Bevölkerung ließ nicht lange auf sich warten, und viel Fantasie war auch nicht nötig. Denn der weltweit nach China und Australien drittgrößte Produzent von Gold hat seit Jahrzehnten schmerzlich zu spüren bekommen, wie durch Zerfall der Landeswährung das Sparen zu einem Kampf gegen ökonomische Windmühlen wird.
Es überrascht deshalb nicht, dass in einem ersten Schritt die Mehrwertsteuer auf Goldkäufe im Inland aufgehoben wurde. Die Sanktionen des Westens nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine haben nun nach den SWIFT-Sanktionen zu einem neuen Impuls geführt, Alternativen nicht nur zur Abwertungsspirale des russischen Rubels, sondern auch zu US-Dollar & Co. zu suchen.
Die Dynamik der Hinwendung inländischer russischer Käufer zu Gold ist nun anscheinend so groß geworden, dass die russische Zentralbank ihre Goldkäufe bei russischen Geschäftsbanken seit gestern aussetzte.
Die offensichtlich massiven Käufe russischer Privatpersonen haben damit die Re-Monetarisierung von Gold beschleunigt.
Durch die Käufe von Gold sinkt gleichzeitig der Druck auf den russischen Rubel gegen den US-Dollar und den Euro. Erst am 28.02.2022 hatte die Zentralbank die Leitzinsen von 9,5 % auf 20 % angehoben, um die russische Währung zu stützen. Geholfen hat es bislang aber nur wenig.
Russischer Rubel in US-Dollar auf TradingView
Das im Inland verkaufte Gold dürfte allerdings im Ausland fehlen. Denn noch im 1. Quartal 2021 waren die Goldexporte Russlands um 72 % auf 51,8 Tonnen im Wert von rund 3 Mrd. US-Dollar gegenüber der gleichen Periode 2020 gestiegen. Größter Abnehmer russischen Goldes war damals Großbritannien.
Der Goldpreis und damit auch Xetra-Gold (DE000A0S9GB0) dürften durch die jüngsten Entwicklungen gestützt werden.
Und was ist das Fazit?
Gold ist Geld. Diese Aussage von J.P Morgan erhält derzeit in Russland eine erneute eindrucksvolle Bestätigung. Die westlichen Sanktionen bewirken dabei nicht nur eine Wiederentdeckung von Gold als Geld, sondern erinnern auch an den zweiten Teil des Satzes von J.P. Morgan ,,Gold is money, everything else is credit‘‘. Der Stresstest für die ausstehenden Kredite steht nun an. Man ist überrascht, wie aktuell die Aussage von J.P. Morgan vom 18.12.1912 ist, die er bei einer Anhörung vor dem US-Kongress machte! Und es zeigt einmal mehr, warum Gold seit Jahrtausenden Geld ist!
16.03.2022 - Arndt Kümpel
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