Die russischen Märkte erholen sich und verhelfen Gazprom sowie Sberbank zu Auftrieb, auch Nel ASA setzt starke Signale, derweil muss Volkswagen es ruhiger angehen lassen
Russlands Wirtschaft zeigt sich unnachgiebig
Nicht einmal eine Woche ist es her, dass die westlichen Staaten Russland mit schwersten Sanktionen drohten, sollte das Land sich zu einer damals noch nur gemutmaßten Attacke auf die Nachbarin Ukraine entscheiden. Nachdem dieses traurige Szenario nun Realität geworden ist, konnte diesen Worten nur bedingt Folge geleistet werden.
Zwar kam es tatsächlich zu einer Vielzahl von Sanktionen, von denen viele mittlerweile bereits beschlossen und auf den Weg gebracht wurden. Kurzfristig geht von jenen aber noch keine echte Bedrohung aus. Es war schnell absehbar, dass Russland die beschlossenen Schritte recht einfach abfangen kann und das war zuletzt unter anderem für Gazprom (US3682872078) ein wahrer Segen.
Ein Rausschmiss aus Seift wird erst einmal nicht stattfinden. Gegen derartige Pläne wehrte sich vor allem Deutschland. Außerdem wird weiterhin Gas gehandelt, als wäre nichts gewesen. Kritiker sagen auch, dass der Westen damit den laufenden Krieg direkt mitfinanziere. Während die Ukraine ob der wieder einmal eher müden Sanktionen schwer enttäuscht sein dürfte, freute die Gazprom-Aktie sich am Freitag über satte Gewinne und die Bullen konnten damit einiger der jüngsten Verluste schon wieder ausgleichen.
Keine Angst vor dem Westen
Auch bei der Sberbank (US80585Y3080) zeigten sich vor allem die russischen Börsen ob der jüngsten Sanktionen eher unbeeindruckt. Zwar wurden durch den Westen durchaus einige Schritte unternommen, welche die russische Staatsbank direkt treffen. Es fehlte aber auch hier an letzter Konsequenz und so konnten die Kurse gestern um knapp zwölf Prozent in die Höhe springen.
Der Kriegsausbruch in der Ukraine hinterlässt damit noch immer schwere Folgen für die Aktien der Sberbank. In der vergangenen Woche ging es mit den Kursen um satte 66,2 Prozent abwärts und davon erholen dürfte der Titel sich wohl nicht allzu schnell. Allerdings scheint zumindest die Abwärtsbewegung schon wieder gestoppt worden zu sein.
Besser als erwartet
Nicht nur russische Aktien konnten von der sich entspannenden Lage an den Börsen jüngst profitieren. Auch bei Nel ASA (NO0010081235) machte sich kurz vor dem Wochenende spürbare Erleichterung breit. Zumindest für den Moment scheinen keine allzu katastrophalen Auswirkungen auf die Geschäfte der Norweger zu drohen und so konnten die Käufer mit Zugewinnen von etwa acht Prozent ein wichtiges Signal hinterlassen.
Die Aktie von Nel konnte damit pünktlich zum Wochenende die Linie bei 1,34 Euro nach oben passieren und damit einen wichtigen Widerstand hinter sich lassen. Schon vor Kriegsausbruch hatten die Käufer daran ordentlich zu knabbern. Ob die Charttechnik mittlerweile schon wieder eine größere Bedeutung spielt, sei erst einmal dahingestellt. Selbst ohne die Berücksichtigung dieser macht sich aber vermehrt Aufbruchstimmung breit und der tiefe Fall der vorherigen Tage scheint aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage mehr als Einstiegschance denn als Risiko von den Marktakteuren verstanden.
Die Konsequenzen sind überall spürbar
Dass ein großangelegter Angriffskrieg in der Ukraine nicht nur dortige Unternehmen trifft, zeigte sich jüngst bei Volkswagen (DE0007664039). Laut einem Bericht des „Spiegel“ muss der Autobauer seine Produktion in zwei deutschen Märkten wohl erst einmal drosseln- Grund dafür sind dem Vernehmen nach fehlende Lieferungen aus der Ukraine. Als Folge wurde für die kommende Woche sowohl im Werk in Zwickau als auch in Dresen ein Produktionsstopp von jeweils einigen wenigen Tagen verkündet.
Nach dem angekündigten Börsengang der Tochter Porsche verkraften die Aktionäre das bisher noch sehr gut. Am Freitag konnte der Kurs von Volkswagen sich sogar sichtbar steigern und bis auf 185,32 Euro steigen. Die Verluste durch den schwarzen Donnerstag an den Börsen konnten damit schon wieder weitestgehend aufgeholt und die Aktionäre scheinen optimistisch in die Zukunft zu blicken. Ob dem Frieden zu trauen ist, lässt sich derzeit aber nicht abschätzen.
Das war garantiert noch nicht alles
Für den Moment atmen die Investoren, vor allem in Russland, ob der jüngsten Entwicklungen auf und viele der beschlossenen Sanktionen durch die NATO-Partner wird als kaum mehr denn Symbolpolitik betrachtet. Darauf ausruhen kann und sollte sich aber niemand, denn ist sehr wahrscheinlich, dass es noch zu weiteren Sanktionen kommen wird, sollte Putin seinem blutigen Krieg nicht doch überraschend noch ein Ende setzen. Solange das nicht der Fall ist, bewegen sich russische und europäische Aktien auf sehr dünnem Eis Schon die nächste bedeutungsvolle Nachricht könnte wieder zu einer Rückkehr in den Abwärtsstrudel sorgen.
26.02.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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