Chilenischer Kupfersektor erneut im Stress – Freeport McMoRan könnte profitieren
Neue Streiks in der chilenischen Kupferindustrie – was macht der Kupferpreis?
Der Kupferpreis hat deutlich korrigiert, seit er am 07.03.2022 ein neues Allzeithoch markiert hat. Der folgende Preisrückgang wurde allerdings von niedrigen Umsätzen begleitet. Gleichzeitig zeigt sich der Kupfer-Kontrakt an der Londoner Metallbörse für die kommenden 6 Monate in Backwardation. Ein Blick auf die langfristige charttechnische Entwicklung von Kupfer zeigt zudem, dass das Risiko für einen deutlich tieferen Kupferpreis relativ gering ist. Vor diesem Hintergrund weist Kupfer ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis auf, von dem mittelfristig auch die Aktie von Freeport McMoRan profitieren dürfte.
In der Firmenpräsentation des staatlichen chilenischen Kupfergiganten Codelco (Corporación Nacional del Cobre de Chile) auf der jüngsten Bank of America Emerging Markets Debt & Equity Conference klang der Ausblick noch ziemlich zuversichtlich. Dort wird insbesondere betont, dass 25 in den letzten 12 Monaten abgeschlossene Tarifverträge die Unsicherheiten im Bereich der Beschäftigung für 2022 und den größten Teil des Jahres 2023 beseitigt haben. Nun aber kündigten die Angestellten von Codelco zu Beginn der Woche an, dass sie ab Mittwoch einen landesweiten Streik beginnen werden, um gegen die Entscheidung der Regierung und des Unternehmens zu protestieren, eine in Schwierigkeiten geratene Schmelzanlage zu schließen. Dies sagte der Präsident des Gewerkschaftsverbands gegenüber Reuters.
Diese Nachrichten vom weltgrößten Kupferproduzenten stützte den Kupferpreis an der London Metal Exchange. Dabei wurden die Sorgen um die ,,Visibility‘‘ der chilenischen Kupferproduktion um die weiter abnehmenden Lagerbestände ergänzt, die so gar nicht zu den wachsenden Konjunktursorgen passen.
Und auch ein Blick auf die Laufzeitstruktur des LME-Kupfer-Future-Kontraktes passt nicht wirklich zu größeren Rezessionssorgen, solange man nicht von einer angebotsinduzierten Rezession ausgeht, die gegen die angebotserhöhenden Effekte steigender Kupferpreise viel weniger empfänglich ist als eine nachfrageinduzierte Preissteigerung. Ein Blick auf die LME-Terminkurve für Kupfer zeigt nun, dass der am 20.07.2022 fällige Future-Kontrakt gestern mit 8992,25 Dollar schloss, jener am 17.08.2022 mit 8980,25 Dollar, der am 21.09.2022 fällige bei 8974,50 Dollar und der am 21.12.2022 bei 8968 Dollar.
Damit liegt der Terminmarkt für Kupfer für das nächste halbe Jahr in Backwardation. Dies zeigt eher eine relativ höhere Nachfrage an.
Vor dem Hintergrund der angekündigten Streiks in Chile und der Backwardation an der LME lohnt nun ein langfristiger Blick auf die Entwicklung des Kupferpreises.
Wie auch bei einigen anderen Rohstoffen steht auch bei Kupfer die Frage im Raum, ob es sich bei dem zu Jahresbeginn markierten neuen Allzeithoch um einen Fehlausbruch nach oben handelt. Dafür ist allerdings insbesondere die Zeitskale entscheidend, denn Monats- und Quartalscandles glätten die jeweiligen Extremkurse und verzögern auch die charttechnische Bestätigung eines signifikanten Signals.
Diesbezüglich steht auch bei Kupfer eine Antwort noch aus. Der nachstehende Preischart zeigt aber, dass der Anstieg auf das neue Allzeithoch am 07.03.2022 von viel stärkeren Umsätzen begleitet wurde als die darauffolgende Korrektur.
Zweitens erscheint ein mögliches, ab Mai 2021 gebildetes Doppeltop aus charttechnischer Perspektive untypisch, da das zweite Top höher als das erste liegt.
Und drittens spricht auch die Tatsache gegen eine Bullenfalle, dass die vorangegangene Bodenbildung ziemlich genau 10 Jahre dauerte und sich in dieser Zeitspanne so einiges an charttechnischem Kurspotenzial bei Kupfer angestaut hat.
Kupfer auf TradingView
Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlicher, dass der Kupferpreis in der Nähe seines aktuellen Kurses einen kurzfristigen Boden bilden kann. Von dieser Entwicklung könnte auch der weltweit drittgrößte Kupferproduzenten Freeport McMoRan (US35671D8570) profitieren.
Und was ist das Fazit?
Der Kupferpreis hat nach seinem neuen Allzeithoch im März 2022 eine deutliche Korrektur hinter sich gebracht. Eine langfristige Betrachtung ergibt jedoch, dass die Chancen gut dafür stehen, dass der Kupferpreis in der Nähe seines aktuellen Kurses einen Boden bilden kann. Die relativ sehr niedrigen Umsätze bei fallenden Preisen deuten zudem an, dass sich die Sorgen vor einer Rezession bislang nicht in einem entsprechenden Marktverhalten widerspiegeln. Verstärkt wird diese Einschätzung durch eine Backwardation des Kupfer-Futures an der Londoner Metallbörse LME.
Im Ergebnis deutet einiges darauf hin, dass die Chancen auf dem aktuellen Preisniveau bei Kupfer höher sind als die Risiken.
21.06.2022 - Arndt Kümpel
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