LEG Immobilien streicht überraschend die Dividende und verschreckt damit die Aktionäre
Damit dürfte wohl niemand gerechnet haben
LEG Immobilien blickte kürzlich auf ein recht erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Der Blick in die Zukunft fällt ob anhaltender Zins- und Inflationssorgen aber sehr vorsichtig aus. Die Unsicherheiten sind derart groß, dass schon jetzt vorsorglich der Rotstift angesetzt wird. Zu leiden haben darunter vor allem die Aktionäre, für welche bei der Dividende mal eben eine Nullrunde beschlossen wurde. Die Reaktion an der Börse lässt darauf schließen, dass damit niemand so richtig gerechnet hatte.
Es ist einigermaßen ungewöhnlich, dass LEG Immobilien (DE000LEG1110) trotz guter Ergebnisse die Dividende komplett streicht. Begründet wird dieser Schritt jedoch mit der anhaltenden Unsicherheit im Sektor und den hohen Zinsen. Das macht es für den Konzern wenig vorhersehbar, wie sich die Bewertung des eigenen Immobilienbestands entwickeln wird. Durch die wegfallenden Ausschüttungen an die Anteilseigner soll deshalb vorsorglich für mehr Liquidität gesorgt werden, um die eigene Bilanz zu stärken und im laufenden Jahr nicht eine sehr böse Überraschung zu erleben.
Das erscheint so weit nachvollziehbar, hat an den Märkten aber so ziemlich alle Akteure auf dem falschen Fuß erwischt. Analysten prognostizieren im Vorfeld noch eine Dividende von 3,25 Euro je Anteilsscheint, nachdem es ein Jahr zuvor noch etwas mehr als 4 Euro je Aktie gab. Dass LEG Immobilien also die Ausschüttungen kürzen würde, das hatten Beobachter fest eingeplant. Dass dieser Schritt derart drastisch ausfallen würde, ist aber eine mehr als unangenehme Überraschung.
Wenig erfreut reagierten da die Aktionäre selbst, welche die LEG Immobilien-Aktie am Donnerstag weit in Richtung Süden schickten. Um 11,44 Prozent verlor das Papier gestern an Wert und pendelte sich per Handelsschluss bei sehr übersichtlichen 60,08 Euro ein. Zeitweise wurde sogar die 60-Euro-Marke schon nach unten durchschritten. Damit wurden im noch jungen Jahr 2023 neue Tiefststände erreicht und sämtliche Zugewinne aus der einigermaßen ansehnlichen Erholungsrallye zu Jahresbeginn haben sich spätestens jetzt in Luft aufgelöst.
LEG Immobilien wehrt sich gegen die Krise
LEG Immobilien scheint sich der momentanen Verwerfungen auf dem Immobilienmarkt sehr bewusst zu sein und kämpft mit allen Mitteln dagegen, unter die Räder zu kommen. Die geringere Bewertung des Immobilienbestands macht sich schon jetzt schwer bemerkbar. Trotz steigender Mieterlöse, vor allem in den Großstädten, ging es mit dem Überschuss von 1,7 Milliarden Euro im Vorjahr auf nun nur noch 237 Millionen Euro abwärts.
Da ist nicht mehr viel Luft nach unten und entsprechend wird nun zu aus Anlegersicht drastischen Maßnahmen gegriffen, damit es in der nächsten Bilanz möglichst keine roten Zahlen zu sehen geben wird. Allerdings ist nicht einmal sicher, ob die bisherigen Schritte dafür ausreichen werden. Im Immobilienmarkt kündigt sich schon seit einer Weile eine kleine bis mittelschwere Krise an. Bemerkbar macht jene sich in Form von steigender Unsicherheit, einer sichtlichen Zurückhaltung der Käufer und in letzter Konsequenz in sinkenden Immobilienpreisen.
Die Party ist vorbei
Die jahrelang ungebremst steigenden Immobilienpreise scheinen ihren Höhepunkt hinter sich zu haben, was auch die Börsianer vorsichtiger werden lässt. Aktien aus dem Sektor sehen schon seit Längerem kaum noch Land. Die LEG Immobilien-Aktie performt derzeit in einem ohnehin schwachen Marktumfeld schlechter als der Durchschnitt. Auf Jahressicht ging es mit dem Titel um satte 45 Prozent in die Tiefe und wie sich nun zeigt, ist der Abwärtstrend noch lange nicht zu den Akten gelegt.
Zumindest für den Moment ergeben sich nur wenige Argumente, welche für eine spontane Trendwende an der Börse sprechen würden. Als Anleger ist es da sicher nicht verkehrt, zunächst auf Abstand zu gehen und sich das Spektakel von der Seitenlinie aus anzusehen. Mit der wegfallenden Dividende fällt einer der letzten Strohhalme, an welche sich bestehende Aktionäre bisher noch klammern konnten. Weitere Verluste in den kommenden Tagen wären keine allzu große Überraschung.
10.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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