Lonza: Ausbau der Zellforschung
Deutlicher Umsatzanstieg 1. Quartal
Nicht nur präsentierte die Schweizer LONZA GROUP (CH0013841017) in ihrer Eigenschaft als ein weltführender Konzern mit Tätigkeitsschwerpunkten in den Bereichen Pharma- und Nahrungsmittelergänzungsstoffen sowie Spezialchemikalien am 17.04. eine sehr solide Umsatzentwicklung für das 1. Quartal, die dabei per Saldo sogar kaum vom Ausbruch des Corona-Virus geprägt war.
Sondern zu diesem positiven Geschäftsverlauf trat am 01.05. auch noch die zukunftsweisende Bekanntmachung hinzu, dass man nun ein strategisch hoch relevantes, zunächst 10jähriges Kooperationsabkommen mit dem ebenfalls börsennotierten US-Gentechnologie-Spezialisten MODERNA INC. (US60770K1079) zur Entwicklung eines der weltweit ersten Corona-COVID 19-Impfstoffe abgeschlossen habe. Die internationale Markteinführung dieses Impfstoffs ist bereits für Juli 2020 geplant.
Letztere Nachricht ist auch deshalb strategisch um so bedeutsamer, als damit LONZA entgegen ihrer bisherigen reinen Zuliefererfunktion nicht nur erstmals in ihrer Geschichte sogar nun eine Direktbeteiligung an konkreten Medikamenten- bzw. Impfstoffentwicklungen eingeht, sondern hierdurch auch die konsequent vorangetriebene Fokussierung auf das Pharmadienstleistungsgeschäft mit zusätzlich geplanter künftiger Ausgliederung der Spezialchemie-Sparte nachdrücklich unterstrichen wird.
Beide Unternehmensnachrichten beflügeln den Aktienkurs der LONZA daher auch weiterhin ungebrochen, so dass der Titel in der letzten Woche mit einem erneuten Sprung um + 5,8 % ein weiteres Rekordhoch erklimmen konnte.
Da die Aktie seit 20.04. auch Bestandteil unseres Strategiedepots VERMÖGENSSTREUUNG ist, ist es daher nun an der Zeit für ein weiteres Analyse-Update zur LONZA GROUP.
Chart: LONZA GROUP gegen MSCI WORLD – Index (jeweils in Euro)
Geschäftsprofil Lonza GROUP
Die Geschäftstätigkeit der bereits 1896 gegründeten und in Basel ansässigen Lonza Group (aktuelle Aktienmarktkapitalisierung 33 Mrd. CHF) gliedert sich in 2 Divisionen auf: Zum einen in die weit dominierende Sparte Lonza Pharma, Biotech & Nutrition (LPBN; Konzernumsatzanteil aktuell 75 %), zum anderen in die Sparte Lonza Speciality Ingredients (LSI; Konzernumsatzanteil aktuell 25 %).
Die Tätigkeitsgebiete der Division LPBN umfassen dabei vor allem die Filtration, Isolation und Analyse von molekularen und immunologischen Zellsubstanzen, wie z.B. Peptiden, Proteinen, Enzymen, Aminosäuren und Antikörpern/Antigenen. Weitere Tätigkeitsfelder der Zellforschungen dieser Sparte bestehen darüber hinaus im Nachweis von Zellinfektionen bzw. -intoxikationen sowie der Entwicklung von Zelltherapien durch Zuführung fehlender Grundsubstanzen. Diese Aktivitäten der Sparte LPBN stellen somit essentielle Grundlagenlieferungen für die Entwicklung nahezu aller biowissenschaftlichen Therapie- und Medikationsformen dar, ohne dass jedoch LONZA bislang (bis zur jetzigen Kooperationsvereinbarung mit MODERNA) direkt in die Entwicklung von Medikamenten involviert war.
Ferner entwickelt die Division LPBN auch exakte Dosierungslösungen für die gesamte Pharmaindustrie in Kapsel- oder Tropfenform und stellt Nahrungszusatzstoffe vor allem in Form mikrobiologischer Fermentierungsprodukte her.
Die Tätigkeitsfelder der kleineren Spezialchemie-Sparte LSI, deren künftige Abspaltung bzw. Ausgliederung sich derzeit auch in Vorbereitung befindet, stellt hingegen chemische Lösungen her, die der Umweltreinhaltung (z.B. Wasseraufbereitung), Schädlingsbekämpfung (vor allem in der Landwirtschaft und in Hölzern), Körperhygiene und dem industriellen Materialschutz dienen.
Ihre Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen erbringt die Lonza Group, die derzeit rd. 15.500 Angestellte in Vollzeit beschäftigt, aktuell weltweit durch rd. 120 Werke und Filialen an 45 Standorten in 35 Ländern der Erde. Ende 2019 gliederte sich der Konzernumsatz geographisch wie folgt auf: USA 42 % / Europa 38 % / Asien-Pazifik 15 % / Kanada + Südamerika 4 % / Rest der Welt 1 %.
Umsatzentwicklung 1. Quartal 2020
Zum 1. Quartal publizierte die Lonza Group, die ihre Gewinnzahlen jeweils nur halbjährlich veröffentlicht, ausschließlich Umsatzzahlen, die jedoch vollauf überzeugen konnten. Unter Ausblendung von Wechselkurseffekten konnte der Quartalsumsatz gegenüber dem Vorjahr um stattliche 7,4 % gesteigert werden, wobei in der biowissenschaftlichen Sparte LPBN der Umsatz um 8,3 % und in der in Spezialchemie-Sparte LSI um 3,8 % ausgebaut wurde.
Getragen wurde der Umsatzanstieg der Sparte LPBN vor allem von einer sehr hohen Nachfrage nach den Zell- und gentherapeutischen Analyseverfahren von Lonza, wofür speziell der Ausbruch der Corona-Pandemie jedoch von untergeordneter Bedeutung gewesen sei. Lediglich seien trotz der globalen Virenausbreitung alle laufenden pharmazeutischen Forschungsprojekte aufgrund ihres Unverzichtbarkeitsstatus (zum Teil mit behördlichen Ausnahmegenehmigungen) voll umfänglich weitergeführt worden, was ebenfalls für die Entwicklung von Nahrungszusatzstoffen galt. Leichte Absatzeinschränkungen gab es im 1. Quartal allein im Segment von Medikamentendosierungen, vor allem bei Kapseln.
In der Sparte LSI, die grundsätzlich wesentlich stärker industriell ausgerichtet ist als die Sparte LPBN, kam es hingegen in Einzelfällen schon zu deutlicheren Beeinträchtigungen der Absatzlage, was auch voll für das insgesamt moderatere Umsatzwachstum dieses Bereichs verantwortlich war. Allerdings wurden diese Belastungseffekte (vor allem in den Segmenten Verbundwerkstoffe und Veredelungschemikalien) durch eine hohe Nachfrage speziell im Bereich der Hygienechemikalien (allen voran Desinfektionsmittel nach dem Corona-Ausbruch) wie auch von Schutzbeschichtungen deutlich überkompensiert.
Im Zuge dieser reinen Publikation des Quartalsumsatzes traf die Geschäftsführung keinerlei Aussage und Prognose für den weiteren Jahresverlauf.
Allerdings gab der Vorstand zu erkennen, dass bis auf wenige vereinzelte Ausnahmen der Geschäftsbetrieb aktuell vollständig störungsfrei weiterlaufe. Zudem habe man im pharmazeutischen LPBN-Segment angesichts randvoller Auftragsbücher und entsprechender Kapazitätsengpässe sogar die strategisch nachrangigsten der bis Mitte April eingegangenen, nicht weniger als 40 (!) Forschungsanfragen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie rundweg zurückweisen müssen.
Bildnachweis: © Siemens Healthcare GmbH
Künftiges Kooperationsabkommen mit Moderna Inc.
Eines der COVID 19-Projekte, dem die Lonza Group jedoch sofort den Zuschlag erteilte und in der Tat auch perspektivisch eine beträchtliche strategische Weiterentwicklung des Konzerns darstellt, war jedoch am 01.05. nun der Abschluss eines zunächst auf 10 Jahre angelegten Kooperations- und Entwicklungsabkommens mit der US-amerikanischen Moderna Inc..
Denn bei der Moderna Inc., die bereits ebenfalls eine stattliche Aktienmarktkapitalisierung von 24 Mrd. USD auf sich vereinigt, handelt es sich um nicht weniger als einen der absoluten Weltpioniere in Therapie- und Medikamentenentwicklungen auf Basis genetischer, menschlicher DNA - Ribonukleinsäuren (RNA). Diese derzeit modernste Pharma- bzw. Impfstofftherapieform unter Verwendung körpereigener, genetischer Abwehrsubstanzen hat vielfältigste Anwendungsgebiete zum Gegenstand, so z.B. im Bereich viraler Infektionskrankheiten (wie Covid-19), der Krebstherapie, der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder der Therapierung seltenster genetischer Defekte.
Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass Moderna nun auch bereits so weit fortgeschritten wie kaum bei einem anderen Wettbewerber einen potenziellen Corona-Covid 19-Impfstoff mit Namen “mRNA-1273” entwickelt hat, der sich bereits in der 3. und damit letzten klinischen Testphase befindet, und weshalb Moderna sehr zuversichtlich ist, diesen Impfstoff bereits ab Anfang Juli marktbreit vertreiben zu können.
Zur effizientesten Durchführung dieses Projekts ist Moderna jedoch nun gleich mit einem strategisch weitreichenden Kooperationsangebot an Lonza herangetreten, da zum einen Lonza mit ihren Aktivitäten in den Bereichen der Zell- und DNA- Forschung künftig generell wichtigste Beiträge zu jeglichen biowissenschaftlichen Therapieformen liefern kann, zum anderen aber auch Moderna ihre räumlichen Entwicklungskapazitäten im Zusammenschluss mit Lonza (die ihre Werke ihrerseits weiter ausbauen) künftig nicht weniger als verzehnfachen kann!
So sollen auf dieser neugeschaffenen Produktionsbasis perspektivisch jährlich nicht weniger als 1 Mrd. Dosen (à 50 Mikrogramm) des Corona-Impfstoffs mRNA-1273 hergestellt werden, wobei deren Hauptproduktion künftig in den weiter ausgebauten Werken von Lonza USA stattfinden soll.
Sollte sich diese Impfstoffentwicklung und -markteinführung als erfolgreich erweisen (wovon Moderna offenbar in Abstimmung mit der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA fest ausgeht), könnte dies in der Fortentwicklung der Division LPBN von Lonza somit einen langfristigen strategischen Quantensprung darstellen. Die Kooperation mit Moderna soll nämlich auch nicht nur auf die jetzige gemeinsame COVID 19-Impfstoffentwicklung beschränkt bleibe, sondern künftig ebenso diverse weitere biogenetische Therapie- und Impfstoffentwicklungen von Moderna umfassen, bei denen die Grundlagenforschungen von Lonza ebenso zur Anwendung kommen.
Fazit: Aktienbewertung und Anlageurteil
Nicht nur die erfreuliche Umsatzentwicklung des 1. Quartals, sondern auch der nun erfolgte, strategisch voraussichtlich sehr entscheidende Abschluss des langfristigen Kooperationsabkommens mit Moderna belegen, wie stark sich Lonza im Bereich ihrer biopharmazeutischen Grundlagenforschungen mittlerweile international auf dem Vormarsch befindet.
Der hierzu flankierende Prozess der Konzernleitung, nun auch die künftige Abspaltung der Sparte Spezialchemikalien / LSI (nach unseren Erwartungen am wahrscheinlichsten in Form eines Spin Off’s) voranzutreiben, ist vor diesem Hintergrund mehr als stichhaltig und wirkt in dieser Erhöhung der Unternehmensbewertungs-Transparenz aktuell und künftig sicher weiterhin als eine zusätzliche Triebfeder des Lonza-Aktienkurses.
Auch für die weitere Geschäftsentwicklung im Jahr 2020 erwarten wir per Saldo keine nennenswerte Belastungswirkung der Corona-Pandemie, so dass uns der aktuelle Analystenkonsens eines nur 4 %igen Umsatzanstiegs in 2020 als zu konservativ, die Erwartung einer gleichzeitigen rd. 22 %igen Reingewinnausweitung in 2020 jedoch als angemessen erscheint.
Das aktuelle KGV (2020e) von 40 und (2021e) von 34 reflektieren die im internationalen Aktienvergleich klar gegebene Qualitäts- und Wachstumsüberlegenheit der Lonza Group vollauf zu Recht, weshalb wir die Aktie perspektivisch auch weiterhin als kaufenswert einstufen. Der Titel bleibt daher selbstverständlich auch weiterhin eine Bestandsposition unseres erfolgreich gemanagten Strategiedepots VERMÖGENSSTREUUNG (+ 6,8 % seit Auflage am 30.04.2019, damit deutliche Outperformance gegenüber dem MSCI World Euro-Index).
15.05.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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