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BÖRSE TO GO - mit LUFTHANSA, EVOTEC und AIRBUS

Berichtsauftakt in denkbar schlechter Stimmung

 

Guten Morgen,

die Stimmung könnte zum Auftakt der Berichtssaison nicht schlechter sein. Nach den Schockmeldungen von BASF und DAIMLER liegen die Erwartungen am Boden, nicht zuletzt aufgrund des Ausmasses der beiden Gewinnwarnungen, insbesondere bei BASF: Dass das operative Ergebnis in diesem Jahr um bis zu 30 % einbrechen könnte, übertraf selbst die schlimmsten Erwartungen mit der Folge, dass die Aktie mit einem Einbruch um bis zu 6,5 % reagierte. Härter traf es unterhalb des Dax die Titel KRONES und AUMANN, deren Aktien am Donnerstag nach Gewinnwarnungen um 18,5 % und 20,5 % absackten.

Die Folge: Innerhalb nur einer Woche haben die Analysten ihre Konsensprognose für das Wachstum des aggregierten Gewinns der DAX-Unternehmen für dieses Jahr von ca. 5 % auf ungefähr 4 % gesenkt. Schon macht das Schlagwort „Gewinnrezession“ die Runde, also die Nulllinie im Gewinnwachstum. Zum Jahresbeginn war zudem noch ein Gewinnwachstum von 11 % erwartet worden. Entsprechend hat sich die Bewertung des Dax erhöht: Das KGV des Dax liegt nun bei 13,7 nach vormals 11. Sinken die Erwartungen für die Gewinne weiter, wird sich das KGV noch weiter nach oben absetzen.

 

Amerika im Vorteil

 

Auch an der Wall Street ist die Stimmung alles andere als euphorisch. Allerdings werden die Unternehmen es leicht haben, die Erwartungen zu übertreffen, da 70 % der Unternehmen, die sich vor der startenden Berichtssaison zu ihren Zahlen geäussert haben, ihre Prognosen im Vorfeld deutlich reduziert und die Erwartungen zurückgeschraubt haben. Da bleibt also nicht viel Spielraum für negative Überraschungen. Für die Unternehmen des S&P 500 wird ein Rückgang der Gewinne im Vergleich zum zweiten Quartal 2018 um 1,6 % erwartet.

Das Börsenbild driftet denn auch nunmehr etwas auseinander. Während die Wall Street die vorige Woche mit Indexrekorden abgeschlossen hat, hat der DAX bislang nicht ganz so stark von der Zinssenkungsfantasie profitieren können. Und gerade eine Stabilisierung der Unternehmensgewinne mit einer Aussicht auf eine Erholung im Verlauf des Herbstes war eines der Argumente für eine ansprechende Entwicklung im zweiten Halbjahr.

Das Positive an dem ganzen Bild: Trotz der immens schlechten Stimmung haben die Indices sich gut gehalten. Das liegt daran, dass keine Verkäufe mehr drücken. Wer aufgrund der skeptischen Ausblicke sämtliche Aktienpositionen verkaufen wollte, hat dies bereits getan. Schockkurse wie bei BASF, KRONES und AUMANN werden jetzt zu prüfen sein, ob dies nicht schon Kaufkurse sind. Und: Es sind nicht die tatsächlichen Ergebnisse des zweiten Quartals, die von Bedeutung sind (diese sind weitgehend eingepreist), sondern die Ausblicke. Nun wird sich in dieser Stimmungslage kaum ein Manager mit optimistischen Ausblicken aus dem Fenster wagen, aber damit entsteht eben jener Nährboden, auf dem die Börsen die Samen der Hoffnungen für das zweite Halbjahr sähen.

 

Up in the air

 

Überraschende Lichtblicke kommen derzeit aus der Airline-Branche. Insbesondere im deutschen Markt machte in den letzten Monaten der sogenannte „Greta-Effekt“ seine Runde, zurückzuführen auf die Forderungen der schwedischen Schülerin Greta Thunberg, die hinter sich die „Fridays for future“-Klimaproteste versammeln konnte. Deren Forderungen beinhalten ebenfalls, das Fliegen als umweltschädlich verteuert und eingeschränkt werden sollte. Zum Wochenbeginn haben sowohl die LUFTHANSA als auch die  britische EASYJET mitgeteilt, dass sie derzeit deswegen keine Nachfragerückgänge verbuchen müssen. Zwar würden die Menschen umweltbewusster agieren, dies würde sich allerdings weniger auf die Flüge selbst auswirken, sondern auf mögliche Ausgleichzahlungen für die sogenannte Klimaneutralität (erinnert alles ziemlich an den mittelalterlichen Ablasshandel).

Dennoch: Entwarnung kann für die Branche sicherlich noch nicht gegeben werden. Denn nach wie vor gibt es deutliche Überkapazitäten am Markt. Insofern sind die kurz- bis mittelfristigen Perspektiven auch eher durchwachsen, wie man auch zuletzt im Juni an der LUFTHANSA mit ihrer Absenkung der Gewinnprognose sehen konnte.

Ganz aus den Augen verlieren sollte man die Airline-Aktien dennoch nicht. Denn diese scheinen inzwischen einen Boden gefunden zu haben. Wie stark sich hier ein möglicher Rebound anschliessen kann, ist von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft unterschiedlich einzuordnen. Sollte der Sommer insgesamt zufriedenstellend verlaufen, würden wir uns diesen Sektor noch einmal zu wenden.

 

Börsenlieblinge punkten

 

EVOTEC kommt nicht aus den Schlagzeilen - aus dem positiven wohlgemerkt. Wie das Unternehmen mitteilte, hat man einen weiteren Zukauf getätigt. Dieser umfasst neben einem 17-köpfigen Team von Stammzell-Experten auch ein bestehendes Portfolio an Zellprodukten sowie weiteres geistiges Eigentum zur Wirkstoffentwicklung. Damit stärkt EVOTEC seine eigenen Wirkstoffplattformen, was wenig überraschend erneut positiv am Markt ankommt. Die Aktie hat heute ein kräftiges Plus zu verbuchen und ist damit auf dem besten Weg, seinen bisherigen Spitzen bei 25,82 Euro zu egalisieren und darüber hinaus zu steigen. Dran bleiben!

 

 

AIRBUS erhält erneut einen positiven Kommentar von Analystenseite. JPMORGAN hat das Kursziel auf 163 Euro angehoben (zuvor 144 Euro) mit einem beibehaltenen Urteil „Übergewichten“. Überraschend ist das nicht, nachdem AIRBUS in den vergangenen Wochen faktisch am laufenden Band ebenfalls positive Meldungen produzierte und sich gegenüber dem härtesten Konkurrenten BOEING zumindest auftragsmässig etwas absetzen konnte.

Allerdings bleiben Restrisiken. Denn dem Vernehmen nach produziert AIRBUS inzwischen an seinen Kapazitätsgrenzen. Was kann das konkret bedeuten? Trotz einer starken Auftragslage könnte das Unternehmen beim Gewinnausweis patzen. Selbst wenn man sich entscheidet, aus dem aktuellen Wachstumsmomentum heraus zusätzliche Kapazitäten zu schaffen, würde das in einem ersten Schritt erst einmal Geld kosten. Insofern raten wir, aktuell zu halten und warten für eine Überprüfung dieses Votums auf die Halbjahreszahlen Ende des Monats.

 

15.07.2019 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de

 


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