Morphosys wieder im Rallyemodus, Pfizer im Visier von Spekulanten, Bayer wird ausgebremst und TUI wehrt sich gegen den nächsten Absturz
Die Bullen legen eine kleine Pause ein
Die laufende Woche startete an der Börse eher verhalten und die Jahresendrallye legte zunächst eine kleine Pause ein, wenngleich sie deshalb noch lange nicht beendet sein muss. Allerdings werden Sorgen größer, dass die Inflation sich doch als hartnäckig erweisen könnte und die Freude über möglicherweise sinkende Zinsen im nächsten Jahr etwas verfrüht sein könnte.
Dessen ungeachtet konnte Morphosys (DE0006632003) einmal mehr für satte Gewinne sorgen und den eigenen Kurs um gleich 6,9 Prozent bis auf runde 35 Euro anheben. Damit hat der Titel die jüngst angekündigte Kapitalerhöhung vollständig verkraftet und notiert schon deutlich höher als der Ausgabepreis der neuen Aktien. Für 30 Euro will Morphosys jene platzieren und profitiert schon da vom Höhenflug der letzten Tage.
An den Märkten wird die Kapitalerhöhung insgesamt positiv aufgenommen, trotz der zu erwartenden Kursverwässerung. Morphosys sichert sich damit nach Ansicht der Analysten die notwendige Liquidität, um Forschung und Entwicklung bis Mitte 2025 am Laufen zu erhalten, und damit im allerbesten Fall bis zu einer möglichen Zulassung des Hoffnungsträgers Pelabresib. Der Konzern nimmt damit einiges an Unsicherheit aus dem Kurs, und das führt bei vielen Anlegern zu Kauflaune.
Pfizer: Am Boden angekommen?
Weniger rasant fiel die Aufwärtsbewegung am Montag bei Pfizer (US7170811035) aus. Hier reichte es aber immerhin für ein Plus von 1,4 Prozent und der zuvor abgestürzte Kurs konnte sich bis auf 24,85 Euro erholen. Den Anteilseignern steckt die jüngste Gewinnwarnung für 2024 noch in den Knochen. Auch bei der DZ Bank reagierte man auf diese wenig erfreuliche Nachricht und senkte das Kursziel von zuvor 39 auf nun 33 US-Dollar.
Damit stellen die Experten aber noch immer einiges an Aufwärtspotenzial in Aussicht und die Begründung dafür fällt schon fast banal aus. Die Rede ist davon, dass die mittlerweile sehr niedrigen Erwartungen viel Raum für positive Überraschungen bieten würden. Anders ausgedrückt geht man davon aus, dass es schlicht nicht noch schlimmer kommen kann. Ausschließen lässt sich das aber freilich nie mit letzter Sicherheit.
Hartes Urteil für Bayer
Bei der HSBC geht man mit der Aktie von Bayer (DE000BAY0017) deutlich härter ins Gericht. Die britische Bank rechnet aktuell nicht mit einer Erholung bei dem angeschlagenen Papier und ersetzte ihren neutralen Ausblick durch eine Verkaufsempfehlung. Im selben Atemzug wurde das Kursziel von bereits überschaubaren 38 Euro auf nur noch 25 Euro gesenkt. Damit positioniert die HSBC sich klar auf Seiten der Pessimisten und gibt das niedrigste Kursziel der 24 von „Bloomberg“ befragten Analysten aus.
Das hinterlässt an den Märkten durchaus ein gewisses Geschmäckle. Zwar erfuhr die Bayer-Aktie gestern keinen neuerlichen Absturz. Doch von einer Aufwärtsbewegung war ebenfalls nicht zu sehen. Bei 32,11 Euro hat die Aktie sich festgebissen und damit leider nicht weit entfernt vom 52-Wochen-Tief bei 30,22 Euro. Geht es nach der HSBC, droht hier noch ein Abwärtspotenzial von über 20 Prozent.
TUI: Wer setzt sich durch?
Einen mehr oder weniger offenen Schlagabtausch zwischen Bullen und Bären konnten die Börsianer jüngst bei der Aktie von TUI (DE000TUAG505) beobachten. Das Papier freute sich nach starken Prognosen für das kommende Jahr zunächst über viel Aufwind und stieg erstmals seit Monaten wieder über die 7-Euro-Marke. Mancher Beobachter sah das Aufwärtspotenzial dort aber schon als ausgeschöpft an und der Chart scheint solch skeptischen Naturen recht zu geben.
Am Montag kämpften die Bullen nicht länger gegen Widerstände an, sondern taten alles dafür, dass TUI nicht wieder unter 7 Euro segelte. Das gelang letztlich knapp und per Handelsschlus standen 7,01 Euro auf dem Ticker. Im Handelsverlauf ging es aber des Öfteren ein Stückchen weiter abwärts, was aus Anlegersicht als klares Warnsignal zu verstehen ist. Grenzenlos ist die Euphorie der Aktionäre beileibe noch nicht.
Droht wieder Katerstimmung?
Nach zwei sehr erfolgreichen Tagen schnaufen die Bullen zunächst durch und die Skepsis können die Börsianer leider noch lange nicht vollständig ablegen. Szenarien mit niedrigen Zinsen und einer wiederbelebten Konjunktur im kommenden Jahr klingen erstmal gut und schön. Doch finden sich in einer solchen Rechnung viele unbekannte Variablen und so ganz ist dem Frieden noch nicht zu trauen. Ob nun schon das Ende der Jahresendrallye besiegelt ist oder die Käufer doch nochmal in Feiertagsstimmung geraten, das lässt sich nur abwarten. Klar wird aber einmal mehr, dass auch noch so ansehnlichen Kursgewinnen nicht blind über den Weg zu trauen ist. Risiken bleiben an der Börse stets und immer erhalten.
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19.12.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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