Tesla im freien Fall, Plug Power mit erfreulicher Tendenz, frische Spekulationen um BYD und Apple könnte vielleicht schon am „next big thing“ basteln
Spekuliert wird an den Börsen immer
In Zeiten, in denen es schon kaum gute Neuigkeiten für Anleger gibt, stürzen die sich oftmals umso lieber auf allerlei Spekulationen und Gerüchte. Leider gereichen solche einer Aktie aber längst nicht immer zum Vorteil. Manches Mal lassen sich damit auch erhebliche Kursverluste auslösen, so wie es am Freitag bei Tesla der Fall war.
Um 7,5 Prozent rutschte die ohnehin schon schwer angeschlagene Aktie von Tesla (US88160R1014) ab, nachdem Meldungen über Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den Chef Elon Musk aufkamen. Besonders pikant dabei ist, dass einer Flugbegleiterin 250.000 USD gezahlt worden sein sollen, damit die kein Wort über einen Vorfall aus dem Jahr 2016 verliere. Das will zumindest das US-Magazin „Insider“ unter Berufung auf Aussagen einer Freundin der Betroffenen in Erfahrung gebracht haben.
Als bestätigt können die Vorwürfe nicht im Ansatz angesehen werden und Musk selbst wies diese bereits entschieden zurück, wittert gar bereits eine politische Verschwörung gegen seine Person. Dennoch reichen die unbestätigten Vorwürfe allein bereits aus, um die Anleger in helle Panik zu versetzen. Das Thema dürfte die Tesla-Aktie noch eine ganze Weile beschäftigen, sodass in diese noch mehr Unsicherheit hereinkommt.
So darf es weitergehen
Erfreulicher verlief die gerade ausgelaufene Woche für die Aktie von Plug Power (US72919P2020), die nach einem tiefen Fall wieder um immerhin 6,1 Prozent in den letzten fünf Handelstagen zulegen konnte. Mit 15,28 Euro haben die Bullen mittlerweile einen ansehnlichen Abstand zum 52-Wochen-Tief bei 12,29 Euro geschaffen und lassen damit Hoffnungen auf eine anhaltende Trendwende aufkommen. In Stein gemeißelt ist die allerdings noch lange nicht.
Ausschlaggebend für die jüngsten Kursgewinne sind einzig und allein vage Aussichten darauf, dass der Tiefpunkt überschritten sein könnte und nun wieder bessere Zeiten beginnen. Fundamental hat sich derweil nichts geändert. Großen Herausforderungen in Form von steigenden Zinsen und astronomischen Energie- und Rohstoffpreisen stehen Aussichten auf mögliche Großaufträge in naher Zukunft aufgrund der beschleunigten Energiewende in Europa entgegen. Was davon schwerer gewichtet wird, müssen Anleger momentan wohl oder übel für sich selbst entscheiden.
Hilft der Staat wieder nach?
Die Erfolge der letzten Jahre bei BYD (CNE100000296) sind zu nicht unwesentlichen Teilen darauf zurückzuführen, dass die chinesische Regierung mit viel Geld den Verkauf von (voll-)elektrischen Fahrzeugen mit großzügigen Subventionen unterstützt hat. Mit Beginn des laufenden Jahres wurden die allerdings reduziert und im kommenden Jahr sollen sie gänzlich wegfallen. Aktuellen Gerüchten zufolge könnte es aber zumindest in bestimmten Fällen neue Unterstützung vom Staat geben.
„Der Aktionär“ schrieb unlängst über Spekulationen, laut denen die Führung in Peking den Verkauf von Fahrzeugen in ländlichen Regionen schon ab Juni unterstützen will. Erwartet wird, dass dadurch bis zu 500.000 mehr elektrische Autos verkauft werden sollen. Allerdings sind solche Prognosen mit Vorsicht zu genießen, denn aktuell fragt sich, wo diese Fahrzeuge eigentlich herkommen sollen. Schon jetzt kommt kaum ein Unternehmen mit der Produktion hinterher, was sich durch neuerliche Subventionen nicht auf magische Art und Weise ändern wird. Wohl auch deshalb blieben die Anleger am Freitag skeptisch und die BYD-Aktie fiel vor dem Wochenende um 1,33 Prozent auf 31,50 Euro zurück.
Kein Tag vergeht ohne Gerüchte um Apple
Wer Gerüchte mag, dürfte die Aktie von Apple (US0378331005) lieben. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwelche Mauscheleien rund um den iPhone-Hersteller und wertvollsten Konzern der Welt die Runde machen würden. Aktuell steht im Fokus einiger Beobachter mal wieder eine mögliche Brille für Augmented Reality (AR) und/oder Virtual Reality (VR).
Beim Nachrichtendienst „Bloomberg“ war zuletzt die Rede davon, dass Apple bei der Entwicklung weitreichende Fortschritte gemacht habe und erste offizielle Informationen noch im Laufe des Jahres folgen könnten. Manch einer erwartet hier schon die nächste große Revolution und das „next big thing“, welches Apple schon seit einer ganzen Weile nicht mehr abliefern konnte. Tatsächlich ist das Thema hochinteressant. Denn wenn ein Unternehmen VR und AR zum Durchbruch verhelfen kann, dann ist sehr wahrscheinlich Apple. Dennoch sind es für den Moment lediglich Spekulationen, die entsprechend mit Vorsicht zu behandeln sind.
Es wird nicht langweilig
Gerüchte und Spekulationen verfügen stets über eine gewisse Sprengkraft und aufgrund der enormen Unsicherheiten sind sie bei den wenigsten Anlegern besonders beliebt. Ignorieren lassen sie sich aber kaum, da stets ein gewisser Effekt auf den Aktienkurs zu beobachten ist. Wichtig aus Anlegersicht ist vor allem, Glaubhaftes von offensichtlichen Fehlleitungen zu unterscheiden und daraus die entsprechenden Schlüsse zu ziehen. Immerhin sorgten die munteren Mauscheleien zuverlässig dafür, dass es an der Börse nie langweilig wird.
21.05.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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