Nel ASA, Ballard Power, ITM Power und Co. im Glück dank erfreulicher Prognosen
Eine Trendwende ist das noch nicht
Noch am Dienstag hätte es für die Aktie von Nel ASA kaum düsterer aussehen können. In einem anhaltend unfreundlichen Marktumfeld mussten die Bullen nach langem Kampf die wichtige charttechnische Linie bei 1,20 Euro aus der Hand geben und es roch bei dem Titel bereits nach Absturz. Die allgemeine Stimmung war auch gestern an der Börse nicht sehr viel besser, dennoch trauten die Käufer sich aus der Deckung.
Die Aktie von Nel ASA (NO0010081235) konnte gestern spontan um 4,5 Prozent zulegen und sich damit bis auf 1,22 Euro verbessern. Nennenswerte Neuigkeiten vom Unternehmen selbst gab es dabei nicht zu hören. Auffällig war allerdings, dass der Wasserstoffsektor insgesamt einen unerwartet guten Tag erlebte. Aufwärts ging es beispielsweise auch bei Ballard Power (CA0585861085) und selbst die schwer gebeutelte Aktie von ITM Power (GB00B0130H42) konnte sich um 2,74 Prozent in Richtung Norden bewegen.
Dafür verantwortlich könnte eine neue Prognose der Unternehmensberatung Roland Berger sein. In einem Whitepaper mit dem Titel „H2 Investments – from Buzz to Boom“ wird darüber gesprochen, dass der Bedarf an grünem Wasserstoff bis zum Jahr 2030 auf sagenhafte 850 Gigawatt ansteigen könnte. Wem diese Zahl nichts sagt: aktuell werden weltweit nur etwa sieben Gigawatt produziert.
Roland Berger stellt damit mal eben mehr als eine Verzehnfachung in Aussicht, wodurch sich für Nel ASA und Konsorten natürlich traumhafte Wachstumschancen ergeben. Entsprechend schöpfen einige Anleger wieder Mut, vielleicht wurde manch einer auch durch den Bericht erst so richtig aufmerksam auf Wasserstoffaktien. Freudig stimmt auch die Aussicht darauf, dass die Kapazitäten sich schon bis 2025 ungefähr versechsfachen könnten und ansehnliche Kursgewinne damit vielleicht nicht ganz so lange auf sich warten lassen.
Alles nichts Neues für Nel ASA
Die Prognosen machen erst einmal Mut und die Kurssteigerungen inmitten eines von vielen Krisen geplagten Marktes werden die Anleger gerne mitnehmen. Dennoch lässt sich nüchtern festhalten, dass sich so ziemlich gar nichts geändert hat. Die enormen Wachstumschancen im Wasserstoffsegment sind schon seit einer kleinen Ewigkeit ein offenes Geheimnis und gerade bei Nel ASA waren sie in den letzten Jahren schon häufiger Thema.
Das Problem ist und bleibt, dass es für den ganz großen Durchbruch eben keine Garantie gibt. Wie schnell die Ausgangslage auf den Kopf gestellt werden kann, bekamen die Anleger in den letzten Jahren schon häufig zu sehen. Eben deshalb lässt sich hier auch unmöglich von einer sicheren Bank sprechen. Natürlich braucht gerade der Westen Alternativen nach dem Abschied von Energielieferungen aus Russland. Ob dadurch Wasserstoff schon bald zu einem der wichtigsten Energieträger auf dem Planeten avanciert, ist aber trotzdem noch einmal ein Thema für sich.
Nur nicht unvorsichtig werden
Für die Nel ASA-Aktie ist es ein kleiner Erfolg, dass die Marke bei 1,20 Euro schnell wieder erobert werden konnte. Das soll an dieser Stelle auch in keiner Weise geschmälert werden. Mit einem Schlusskurs von 1,22 Euro befand der Titel sich zuletzt aber unverändert auf einem mehr als überschaubaren Niveau und vom großen Comeback kann hier noch nicht die Rede sein. Es bleibt abzuwarten, ob die Bullen die Gewinne auch verteidigen können und das dürfte heute alles andere als einfach werden. Denn nach dem jüngsten Zinsentscheid der Fed hängen die Märkte mal wieder in einem Stimmungstief.
Die Charttechnik bleibt erst einmal der entscheidende Faktor bei Nel ASA. Hier dreht sich weiterhin alles um die Linie bei 1,20 Euro. Wird diese nachhaltig unterschritten, droht der Gan in Richtung 52-Wochen-Tief bei 1,05 Euro. Eine Bewegung in die entgegengesetzte Richtung ist zwar nicht unmöglich. Dafür bräuchte es aber eine anhaltend gute Stimmung und damit sehr wahrscheinlich mehr als nur die nächste hoffnungsvolle Prognose für den Wasserstoffsektor.
22.09.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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