Nel ASA: KEIN KAUF – CEO-Wechsel und anhaltender Kostendruck sorgen weiterhin für unklare Gewinnperspektiven
CEO-Wechsel in strategisch kritischer Phase ein zweischneidiges Schwert
Auch heute verliert die Aktie der norwegischen Nel ASA, dem weltführenden Spezialisten in der Herstellung, Lagerung und dem Vertrieb gänzlich CO2- neutralen „grünen“ Wasserstoffs aus nachwachsenden Rohstoffen durch den Einsatz chemischer Elektrolyseure, auch belastet durch das aktuell allgemein schwache Technologieaktien-Umfeld im Osloer Handel fast - 4 % auf nur noch 13,79 NOK. Angesichts der bereits Anfang Dezember 2021 bestehenden Korrektur ihres mühsamen Stabilisierungsversuchs beginnt sich die seit Juni 2019 etablierte charttechnische Dreiecksbildung der Aktie damit nun immer kritischer zuzuspitzen.
Aktuellster Hintergrund der anhaltenden Kursschwäche von NEL ASA (NO0010081235) dürfte die am 06.01. verkündete Ernennung von Håkon Volldal zum neuen Vorstandsvorsitzenden (CEO) gewesen sein, nachdem sein in Fachkreisen sehr angesehener Vorgänger, Jon André Løkke, dieses Amt bei Nel ASA bereits zur Mitte letzten Jahres im Umfeld der seinerzeitigen massiven Aktienkorrektur zur Verfügung gestellt hatte, um sich künftig neuen Herausforderungen zuzuwenden.
Die tatsächliche operative Amtsübergabe von Løkke an Volldal soll jedoch erst im 2. Quartal 2022 stattfinden, so dass Løkke für den Nel ASA-Konzern dann insgesamt 6 Jahre lang als CEO fungiert hätte.
Während Løkkes erfolgreichem Wirken im Aufbau von Nel ASA zu einem der weltweit anerkanntesten Pioniere in Wasserstoff-Technologien eine ebenfalls stark innovatorisch geprägte Karrierelaufbahn in der Technologie- wie Energiewirtschaft vorausging (so z.B. auch für die Entwicklung von 3D-Druckverfahren für das Luft/Raumfahrt- und Medizinwesen wie auch für die REC Group, einem führenden norwegischen Hersteller in Solarmodulen wie auch von Silizium-Wafern) lag das bisherige schwerpunktmäßige Tätigkeitsgebiet von Volldal bisher eher in Logistik-Bereichen, so z.B. in seiner CEO-Funktion für Q-Free ASA, einem norwegischen Spezialisten für intelligente Transport-Systeme oder auch zuvor in verschiedenen Führungspositionen für den weltgrößten Pfand-Systementwickler, -Flaschenentsorger und -Recycler Tomra Systems.
Man könnte hieraus, wie dies derzeit offenbar auch viele Aktionäre kritisch sehen, daher möglicherweise die Vermutung ableiten, dass sich unter Volldals künftiger CEO-Führerschaft die strategische Akzentsetzung von Nel ASA stärker von der (sicher immer noch primär relevanten) Ebene und unzweifelhaften Bereichsdomäne von Løkke in direkten Wasserstoffproduktions-Technologien noch stärker auf den nachgelagerten Bereich der Lagerung und des Transports ihres erzeugten Wasserstoffs verschieben könnte.
Dies dürfte sich im Falle der Betonung dieser logistischen Wertschöpfungsstufe künftig jedoch nur dann als ein (durchaus auch elementarer) zusätzlicher Vorteil herausstellen, sofern hierdurch auch die ständigen technologischen und gleichzeitig vor allem profitsteigernden Weiterentwicklungen ihrer Wasserstofferzeugungen hierbei nicht auf der Strecke blieben.
Künftige operative Wirkung des CEO-Wechsels bleibt abzuwarten
Inwiefern unter Volldals kommender CEO-Ägide der gesamte Nel ASA-Konzern daher künftig nicht nur ökologietechnologisch sondern genauso auch gewinnökonomisch auf eine in beiderlei Hinsicht „nachhaltig“ weltführende Erzeugung grünen Wasserstoffs getrimmt wird, bleibt daher in unseren Augen noch abzuwarten.
Ein gesondertes Anreizsystem für die künftig nachhaltig Unternehmens- und damit auch Aktienwert-steigernde Geschäftsstrategieausrichtung unter der CEO-Leitung von Volldal liegt dabei ohne Frage auch gerade in der Konditionierung seines künftigen zusätzlichen Vergütungsbestandteils über Aktienoptionen. Gemäß deren Vereinbarung werde Volldal im ersten, zweiten und dritten Jahr nach seiner Amtsaufnahme jeweils 500.000 Aktienoptionen zugeteilt, die erst jeweils 3 Jahre nach dieser Einräumung ihre Verfallbarkeit verlieren und danach auch nur bei Fortsetzung des bestehenden Arbeitsverhältnisses über einen jeweils anschließenden Zeitraum von mindestens 2 Jahren ausgeübt werden können.
Zudem ist der Ausübungspreis der Aktienoptionen im Besitz von Volldal auf den jeweiligen Aktienpreis am Ausübungstag plus einer für Volldal wenig vorteilhaften, ambitionierten Bezugsprämie von zusätzlich 10 % festgeschrieben und außerdem der maximal erzielbare Gewinn aus allen Optionsanrechten zusammengenommen auf eine Obergrenze von 25 Mio. NOK begrenzt.
Rein anreiztheoretisch betrachten wir diese Optionsprogramm-Gestaltung von Volldal daher künftig durchaus als ein zweischneidiges Schwert, da dieses in seiner o.g. Restriktivität erheblich prozyklisch angelegte Modell natürlich nur dann einen dauerhaft positiven Anreiz für einen möglichst langfristigen Verbleib im Amt und das Vorantreiben ständig weiterer Unternehmenswert-erhöhender Geschäftsstrategien liefern wird, wenn dies auch der Aktienkurs nach dem „Henne-Ei-Prinzip“ in entsprechend effizienter und transparent prognostizierbarer positiver Weise widerspiegelt, andererseits dieses Optionsprogramm angesichts seiner Restriktivität künftig auch sehr schnell entwertet werden kann (mit der Gefahr daraufhin dann suboptimaler, zu risikoträchtiger oder ggfs. auch durchaus eher vermehrt im Eigeninteresse liegender Geschäftsentscheidungen), sobald eine einmal eingeschlagene Geschäftsstrategie und damit auch der Aktienkurs über eine längere Zeit in die falsche Richtung läuft.
Zudem steht für Nel ASA als das finanzwirtschaftlich nächste kritische Datum nun natürlich die Publikation der Geschäftszahlen zum 4. Quartal 2021 am 17.02. an, für das die Analysten derzeit im Konsens bei einer nur jeweils 3 %igen Steigerung gegenüber dem Vorquartal wie aber auch ebenso gegenüber dem (gleich hohen) Vorjahreswert dennoch nun mehr als eine Viertelung des Nettoverlusts aus dem 3. Quartal erwarten.
Auch diese Analystenprognose, gerade was den voraussichtlichen weiteren Nettoverlust im 4. Quartal angeht, könnte sich daher am 17.02. durchaus als zu anspruchsvoll herausstellen.
Bei dem auch weiterhin von den Analysten für Nel ASA im Konsens prognostizierten Erreichen der Nettogewinnzone nicht vor 2024 halten wir die Aktie mit einem aktuellen Kurs-Umsatz-Verhältnis (2023e) von rd. 11 daher auch weiterhin für maßlos überteuert und in keiner Weise mit den künftigen weiteren Geschäfts- und Strategierisiken (gerade auch nach der jetzigen CEO-Neuernennung) in Einklang stehend.
Vom Kauf der Aktie raten wir daher auch weiterhin ab und sehen kurzfristig eher das Risiko eines nach unten erfolgenden Bruchs des aktuellen Konsolidierungsdreiecks, was bereits bei einer Unterschreitung des Tiefs vom Oktober 2021 von 11,89 NOK der Fall wäre.
Chart: NEL ASA (in NOK)
10.01.2022 - Matthias Reiner
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