NTG24-Tagesbericht Platin vom 01.03.2023: Heutige Signale künftig noch stärkerer FED-Zinserhöhungen erhöhen das Anlagerisiko
Heutige US-Einkaufsmanager-Preisdaten erfordern verstärkte FED-Maßnahmen
Wie schon fast zu befürchten, fielen in der heutigen monatlichen ISM-Einkaufsmanager-Indexpublikation für die USA im Februar deren Preiskomponente (Subindex “Prices Paid“) nun noch bedenklicher aus als im bereits schon in dieser Hinsicht erhöhten Januar. Dies dürfte die FED nun unweigerlich mit einer künftig noch stärker forcierten wie auch zeitlich verlängerten Zinserhöhungspolitik quittieren.
Wie wir dies schon beinahe befürchtet und bereits im gestrigen Tagesbericht zu Platin und aber auch in unserem heute Morgen publizierten Bericht zu den gesamten Edelmetallmärkten klar zum Ausdruck gebracht hatten, sehen wir uns in unserer Warnung vor verfrühten Neukäufen in allen Edelmetallen (auch in Platin) angesichts der heute tatsächlich bedenklich kritischen Publikation vor allem der Preiskomponente (“Prices Paid“) des Februar-ISM-Einkaufsmanagerindexes der USA nun bestätigt.
So gelang Platin (TVC:PLATINUM) bis unmittelbar vor diesem Publikationstermin um 16:00 Uhr in offenbar erneut vor allem rein spekulativen US-Trading-Investments in der Hoffnung auf einen günstigeren Ausgang dieser ISM-Indexveröffentlichung zwar noch der Sprung auf ein Tageshoch von fast 973 USD, der nach Überwindung des vorherigen Widerstands von 965 USD anschließend nun den signifikantesten Langfrist-Horizontal-Widerstand im Wochenchart bereits seit Juni 2022 darstellt.
Von diesem entscheidenden Widerstand bei 973 USD prallte Platin anschließend jedoch sogar unter weiterer Unterschreitung des heute zuvor noch durchstoßenen Widerstands von 965 USD wieder nach unten ab, nachdem die ISM-Einkaufsmanager-Zahlen für den Februar nun doch insgesamt deutlich kritischer ausgefallen sind, als gerade von den US-Akteuren offenbar zunächst erhofft.
ISM-Index mit ungünstiger Kombination aus Konjunkturerlahmungs- und Preisauftriebs-Signalen
Die auf jeden Fall als bedenklich aufzunehmende Veröffentlichung des US-ISM-Einkaufsmanager-Indexes für das verarbeitende Industriegewerbe im Februar bestand dabei nicht etwa in diesem Gesamtindex, auch wenn dessen nun fünfte Publikation in Folge auf einem Niveau unter 50 (= Schwellenwert für das Wachstum bzw. die Schrumpfung des Industriesektors) mit einem gegenüber dem Januar nur marginal von 47,4 auf 47,7 verbesserten Wert ebenfalls kaum als erfreulich anzusehen war.
Sondern erst recht ist gerade im Umfeld des anhaltenden Industrieaktivitäts-Rückgangs in den USA nun nochmals als kritischer einzustufen, dass dem gegenüber die Preiskomponente des ISM-Indexes, der sog. “Prices Paid“-Subindex, gegenüber seinem bereits im Januar von 39,4 auf 44,5 hochgeschossenen Wert nun im Februar noch weiter unerfreulich stark und alle Konsensprognosen deutlich überschreitend von 44,5 auf nunmehr gar 51,3 (also damit nun erstmals jetzt sogar wieder einen steigenden Preisauftrieb (> 50) kennzeichnend) hochschnellte.
Selbst wenn die Industrieaktivität in den USA aktuell weiter tendenziell im Erlahmen begriffen ist, dürfte die FED angesichts dieses nun erneut ersten negativen Inflationssignals für den Februar somit wohl kaum umhin können, ihre weitere Zinserhöhungspolitik in den USA künftig noch forcierter zu gestalten und auch zeitlich länger auszudehnen, als dies bislang prognostiziert war.
Regionale FED-Einheiten Minneapolis und Atlanta mit ersten kritischen Statements
Entsprechende Aussagen tätigten heute z.B. auch die regionalen Präsidenten der FED Minneapolis (Kashkari) und Atlanta (Bostic).
Zum einen verwies Kashkari darauf, dass vor allem die hohe Geschäftsdynamik des Dienstleistungssektors wie auch der kaum verminderte allgemeine Lohndruck am Arbeitsmarkt weiterhin der Erreichung des „mittelfristigen“ Inflationsziels von 2 % aus seiner Sicht so stark im Wege stehen würden, dass er entgegen seiner im Dezember 2022 noch persönlich favorisierten Position eines sog. Target-Leitzinses von 5,4 % (= gerundeter Mittelwert des Korridors 5,25 – 5,50 %) nun diese persönliche Haltung künftig noch weiter verschärfend nach oben revidieren werde.
Der grundsätzlich etwas zinsgemäßigter als Kashkari einzustufende Präsident der FED Atlanta, Bostic, bekräftigte zwar auch weiterhin seine selbst nach den heutigen enttäuschenden ISM-Preisdaten unveränderte Favorisierung eines künftigen maximalen US-Leitzinses in einem Korridor von 5,00 – 5,25 %.
Gleichzeitig mahnte Bostic aber nun umso deutlicher an (ähnlich wie auch Kashkari in seiner heutigen Rede), dass dieses maximale Leitzinsniveau zu einer endgültigen Inflationsbekämpfung wohl noch „in jedem Fall bis in 2024 (!) hinein“ aufrechterhalten werden müsse, oder wie Kashkari es ausdrückte, dass die Risiken einer künftig nun wieder zu schnellen Lockerung der FED-Zinserhöhungspolitik derzeit um ein X-Faches höher einzustufen seien, als einer ggfs. konjunkturell zu langen Beibehaltung des künftigen Maximal-Leitzinses (sog. „Overtightening“-Risiko).
Künftig maximaler US-Leitzins nun erst bei 5,50 – 5,75 % wahrscheinlich
Völlig korrespondierend mit diesen neuen künftigen Inflationsrisiken und -FED-Einschätzungen gehen die Ökonomen im Mehrheitskonsens des hierin heute bereits aktualisierten sog. FED Watch Tools daher nun davon aus, dass der US-Leitzins nicht bereits Mitte Juni in einem Korridor von 5,25 -5,50 % seinen Höhepunkt erreicht haben dürfte, sondern dass hiermit nun erst ab der nächsten Zinssitzung am 26.07. auf einem nochmals höheren Niveau von 5,50 - 5,75 % zu rechnen sei.
Auch für Platin nun wieder gestiegene Anlagerisiken
Die sich somit natürlich nun weiter verschlechternden Zins- wie aber dadurch sicher auch automatisch Konjunkturperspektiven der USA dürften unseres Erachtens nun jedoch auch für die zumindest kurz- bis mittelfristigen weiteren Kursperspektiven von Platin nicht gerade förderlich sein.
Wir stufen es in dieser seit heute wieder klar kritischeren neuen Ausgangslage für Platin daher auch als folgerichtig ein, dass das Edelmetall bis aktuell um 20:00 Uhr zunächst erst einmal wieder von seinem Tageshoch von 973 USD auf derzeit 959 USD korrigierte, womit Platin aktuell aber immer noch einen beachtlichen Tagesgewinn von + 0,6 % verbucht.
Ob Platin dieses aktuelle Kursniveau im Hinblick auf die o.g. nun wieder kritischer zu bewertende künftige US-Zins- und Konjunkturlage in den nächsten Tagen allerdings aufrechterhalten kann, stufen wir jedoch momentan eher als fraglich ein und halten zumindest einen erneuten Rücksetzer in seine nächste Horizontal-Unterstützungszone bei 930 – 940 USD nun wieder für recht wahrscheinlich.
Erst in diesem Bereich würden wir nun weiterhin wieder erste strategische Neuinvestments empfehlen, dies allerdings nach wie vor nur bei einem erhöhten Risikobewusstsein sowie einem eher mittel- bis langfristig ausgerichteten Anlagehorizont.
Chart: Platin mittelfristig
Platin auf TradingView
01.03.2023 - Matthias Reiner
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