NTG24-Tagesbericht Platin vom 09.03.2023: Morgiger US-Arbeitsmarktbericht richtungsweisend
Heute von höheren US-Arbeitslosenhilfe-Erstanträgen beflügelt
Am heutigen Handelstag befestigt sich Platin bisher (21:20 Uhr) um + 0,4 % auf 946 USD. Nach überraschend hoch ausgefallenen US-Wochen-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe verlief der Handelstag in allen Edelmetallen jedoch äußerst volatil, so auch in Platin (Tagesspanne: 937 – 963 USD).
Am heutigen Handelstag tendierte Platin (TVC:PLATINUM) bis zur wesentlichen europäischen Handelseröffnung um 09:00 Uhr zunächst nachgebend (Tagestief: 937 USD gegenüber gestrigem Schlussstand von 942 USD), bevor eine kontinuierliche Rallye einsetzte, die gerade nach der Veröffentlichung unerwartet hoher US-Wochen-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ab 14:30 Uhr in der Erreichung des Tageshochs mit 963 USD gipfelte (= + 2,8 % gegenüber dem Tagestief).
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA erreichten in der ersten März-Woche ein überraschend hohes Niveau von 211.000, vergleichen mit der Konsens-Prognose der Wirtschaftsexperten von 195.000 und dem Vorwochen-Wert von 190.000. Auch wenn dies nun den höchsten Wert seit der 3. Dezember-Woche 2022 (also damit seit 2,5 Monaten) darstellte, ist es aus unserer Sicht jedoch noch absolut verfrüht, wenn nicht gar verfehlt, allein aus dieser isolierten Wochenzahl bereits eine von den Edelmetall-Anlegern offenbar so sehr herbeigesehnte, künftige inflationsmindernde Abschwächungs-Trendwende am US-Arbeitsmarkt abzuleiten.
Morgiger US-Arbeitsmarktbericht entscheidend für die weitere Trendrichtung
Dass gerade die Entwicklung des US-Arbeitsmarktes aber nun offenkundig so stark in den Fokus gerade der betont makroökonomisch sensitiven Edelmetallmärkte gerückt ist (die Rendite 10jähriger US-Anleihen fiel dagegen nur recht überschaubar von 3,98 % auf 3,92 %, die US-Aktienindizes gaben hingegen sogar durchweg um über 1 % nach) ist jedoch zweifellos vor allem den äußerst inflations- und zinskritischen Aussagen des FED-Chefs Powell auf seiner vorgestrigen US-Senatsanhörung zuzuschreiben.
Denn hierin führte Powell klar aus, dass – auch wenn noch keine definitive interne FED-Entscheidung zur Festlegung des neuen Leitzinses am 23.03. gefallen sei – hierin bis zu dieser Zinssitzung als wichtigste weitere Inflations-Indikatoren zum einen der morgen um 14.30 Uhr zu publizierende Februar-Monatsbericht des US-Arbeitsministeriums, zum anderen aber auch noch die am 14.03. bekanntzugebenden US-Inflationsraten für den Februar einfließen würden.
Insofern ist es nur nachvollziehbar, dass gerade an den grundsätzlich extrem stark volkswirtschaftlich ausgerichteten Edelmetallmärkten sogar schon seit gestern (ADP-Beschäftigungs-Bericht zum Februar) nun mit Argusaugen auf jede nur erdenkliche Arbeitsmarkt-Zahl geschaut wird, so irrelevant sie für den Ausgang des morgen zur Vorlage anstehenden Arbeitsministeriums-Reports auch sein mag.
In dieser Hinsicht ist es aus unserer Sicht sogar nun als deutlich bedenklicher einzustufen, dass der als US-Arbeitsmarkt-Indikator fraglos wesentlich tauglichere, gestern publizierte ADP-Beschäftigungsbericht für den Februar (im Unterschied zum morgigen Arbeitsministeriums-Report a) nur Privatunternehmens-Beschäftigungen; b) keine Selbständigen- und c) keine geringst entlohnten „Minijobs“ enthaltend) deutlich stärker ausfiel, als von den Ökonomen zuvor prognostiziert.
So kam es nach dem ADP-Report im Februar zu + 242.000 Neueinstellungen privatwirtschaftlicher Unternehmen außerhalb der Landwirtschaft, verglichen mit der Konsensprognose von + 200.000 sowie dem entsprechenden Januar-Wert von + 106.000.
Das Risiko, dass auch der morgen zu publizierende Beschäftigungs-Report des US-Arbeitsministeriums für den Februar eventuell stärker ausfallen könnte, als von den Ökonomen erwartet (bzw. von der FED aus Inflationssicht befürchtet) ist also unseres Erachtens nicht von der Hand zu weisen.
Rückläufige Schaffung neuer Stellen, aber zugleich auch unverminderter Lohndruck
Dennoch erscheinen uns die Konsensprognosen der Wirtschaftsexperten für den morgigen äußerst relevanten Arbeitsmarktbericht derzeit grundsätzlich als sehr plausibel.
So rechnen die Ökonomen in dem morgen um 14:30 Uhr vorgelegten Februar-Bericht nun mit einer schon seit August 2022 den völlig intakten Rückgangstrend (im Durchschnitt seither Monat für Monat rd. 30.000 neue Stellen weniger) genau fortschreibenden Schaffung von 203.000 neuen Stellen außerhalb der Landwirtschaft.
Die sowohl im Juli 2022 wie auch Januar 2023 (= grundsätzlich relevanteste Halbjahres-Monate für Personal-Neueinstellungen, gerade auch bei befristeten Verträgen) zweifellos kalendarisch extrem nach oben verzerrten Besetzungen von jeweils rd. 520.000 neuen Stellen können dabei aus unserer Sicht für den Februar nun getrost als gegenstandslos ignoriert werden.
Darüber hinaus ist jedoch auch darauf hinzuweisen, dass die FED für ihre kommende Zinsentscheidung am 23.03. fraglos auch genauestens die morgen um 14:30 Uhr ebenfalls publizierte Entwicklung der Stundenlöhne im Februar sehr stark berücksichtigen wird. In den Stundenlöhnen erwarten die Ökonomen derzeit auf Monatsbasis gegenüber dem Januar im Konsens einen unveränderten Anstieg um + 0,3 %.
Selbst ein solch gleichbleibender monatlicher Stundenlohn-Anstieg um + 0,3 % im Februar würde jedoch nun bedeuten, dass in diesem Fall dann aber die Stundenlöhne bereits mit einer Jahresrate von + 4,8 % gestiegen wären, verglichen mit nur + 4,4 % im Januar.
Schon allein dieser auf Jahresbasis damit weiter zunehmende Lohndruck könnte also ein mögliches weiteres schlechtes Inflationssignal für den Februar darstellen, auf den die FED dann sicher mit der von Powell vorgestern bereits angekündigten Verschärfung künftiger Leitzins-Erhöhungen reagieren würde.
Platin nach Arbeitsmarktberichts-Vorlage sowohl mit Rallye- wie auch Crash-Potenzial
Sollte der morgen zu publizierende Arbeitsmarkt-Bericht im Zuge seiner von Powell zuletzt proklamierten Bedeutung für die kommende Leitzinsanhebung (Konsens des sog. FED Watch-Tools : + 0,5 % auf eine Bandbreite von 5,00 – 5,25 %) also nun wie auch der gestrige ADP-Report insgesamt stärker als erwartet ausfallen, könnte Platin in diesem Fall morgen fraglos ein erneuter Crash drohen, ebenso wie jedoch dann auch allen anderen Edelmetallen.
Im umgekehrten Fall eines morgen unerwartet moderaten Monatsreports des US-Arbeitsministeriums würde jedoch zweifellos in allen Edelmetallen, auch in Platin, eine weitere Rallye einsetzen.
Im Fall eines negativen Berichtsausgangs kommt einer Bewahrung der aktuell wichtigsten Unterstützung von Platin in einer Zone von 910 – 916 USD in jedem Fall nun die entscheidende Bedeutung zu, auch wenn in den letzten Tagen charttechnisch auch noch eine leichtere horizontale Zwischenunterstützung bei 934 USD etabliert wurde.
Würde erstgenannte Unterstützungszone, wo derzeit nun exakt der seit Ende August 2022 etablierte Primäraufwärtstrend in Platin aufsetzt, morgen oder auch künftig tatsächlich verletzt, würde zunächst eine weitere Korrektur in den nächsten Horizontal-Unterstützungsbereich bei rd. 890 USD drohen. In dieser Nähe (bei 895 USD) befindet sich aktuell auch der untere Bollinger-Rand im Wochenchart.
Sollte dagegen der morgige US-Arbeitsmarktbericht überraschend günstig ausfallen, dürfte Platin jedoch nach unserer Einschätzung über den nächsten Horizontal-Widerstand bei rd. 965 USD hinweg relativ zügig wieder auf seine aktuell härteste Widerstandszone im Bereich von rd. 982 – 985 USD zusteuern (= zugleich auch die bisherigen Hochs von dieser und auch der letzten Woche).
Chart: Platin längerfristig
Platin auf TradingView
09.03.2023 - Matthias Reiner
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